Seite 2: Free2Play und Co.: Bezahlmodelle auf Konsole - Die Gratisdämmerung

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Erfolgsrezept Free2Play?

Dass Free2Play durchaus erfolgreich sein kann, zeigen eine ganze Handvoll Spiele auf dem PC, etwa die Panzerhatz World of Tanks, die weltweit bereits 45 Millionen registrierte Spieler verzeichnet. Oder das erwähnte League of Legends mit sogar über 70 Millionen Registrierungen. Natürlich sind diese Spieler nicht alle aktiv, rund die Hälfte der registrierten Teilnehmer steigt nach dem ersten Tag gleich wieder aus. Und selbst von den aktiven Spielern bezahlen nach einer Branchen-Faustregel nur rund fünf Prozent - man braucht also sehr hohe Spielerzahlen, um damit ordentlich Geld zu verdienen.

World of Tanks Die beiden PC-Spiele League of Legends und World of Tanks gehören zu den erfolgreichsten Free2Play-Titeln: Während der Panzer-Taktikshooter rund 45 Millionen registrierte Nutzer hat, ...

League of Legends ... kommt das Action-Rollenspiel League of Legends gar auf 70 Millionen registrierte Spieler.

Auch Electronic Arts macht gute Erfahrungen mit Freemium: Der dritte Teil der Mobile-Rennserie Real Racing ist kostenfrei zu haben, Inhalte und Zeitvorteile (mit denen etwa Reparaturen schneller fertig werden) kosten extra. Dass Real Racing 3 kostenlos angeboten wird, bescherte dem Hersteller innerhalb der ersten Verkaufswoche mehr Downloads als die ersten beiden Teile zusammen und damit einen langfristigen ersten Rang in Apples Download-Charts. Das allein sichert natürlich noch keine Einnahmen, erweitert die Gruppe potenzieller Zahlkunden aber enorm.

Für den Sci-Fi-Shooter Dust 514 setzt CCP auf das Free2Play-Modell. Für den Sci-Fi-Shooter Dust 514 setzt CCP auf das Free2Play-Modell.

Damit der erste Kontakt mit Free2Play-Spielen bei Investition von Echtgeld allerdings nicht wie eine durchzechte Nacht in einer Bar endet - also mit einer unerwartet hohen Rechnung, weil man mittendrin die Übersicht über die Bestellungen verloren hat - sollten die Hersteller einige Regeln befolgen - wir wünschen uns für die kommenden Konsolen eine einheitliche Abrechnung: Wie beim PC-Spiele-Downloaddienst Steam oder Apples App-Store sollten alle Käufer über eine vom Konsolenhersteller bereitgestellte Infrastruktur abgewickelt werden. Und die sollte auch eine Übersichtsseite mit allen georderten Inhalten bereitstellen.

Eltern müssen unbedingt die Möglichkeit haben, für ihre Kinder Prepaid-Karten zu nutzen und die Kreditkartenzahlung zu blockieren - sonst warten böse Überraschungen. Und: Microsoft muss weg von den Microsoft Points als undurchsichtiger Währung. Den meisten Nutzern fehlt hierbei nämlich die Umrechnungsgrundlage: Sind 400 Punkte für einen neuen Gut nun viel oder wenig? Kennzeichnungen in Euro sind klarer verständlich (»Was, 4,80 Euro für einen Hut, haben die den A… offen?!«). Und: Der Hersteller kann Sonderangebote besser verdeutlichen.

Für neue Abschnitte zahlen

Aber, wenn einige Hersteller schon weg von klassischen Vollpreis-Titeln wollen, warum nicht einfach für Erweiterungen Geld verlangen? So wie es seit jeher mit Addons gehandhabt wird. The Walking Dead ist da ein prima Beispiel: Die erste Episode des Adventures ist inzwischen kostenfrei zu haben. Jeder kann also hineinspielen und sich bei Gefallen die weiteren Episoden besorgen. Ein Modell, das sich auch auf Shooter und andere Genres übertragen ließe. Spiele könnten auf diese Weise über die Zeit wachsen, je nachdem, wie erfolgreich sie sind. Das PC-Online-Rollenspiel Herr der Ringe Online ist damit sehr erfolgreich: Gratishelden können alle Fähigkeiten lernen und Handwerksberufe ergreifen, für zusätzliche Gebiete muss man aber bezahlen.

Halo-Macher Bungie will mit Destiny ein riesiges Sci-Fi-Universum schaffen. Für das Mammutprojekt soll zwar derzeit kein Free-to-Play-Modell geplant sein, Micro-Transactions könnten wir uns für Destiny aber dennoch vorstellen. Halo-Macher Bungie will mit Destiny ein riesiges Sci-Fi-Universum schaffen. Für das Mammutprojekt soll zwar derzeit kein Free-to-Play-Modell geplant sein, Micro-Transactions könnten wir uns für Destiny aber dennoch vorstellen.

Einen ganz anderen Weg geht World of Warcraft, das wohl bekannteste und auch erfolgreichste Online-Rollenspiel. Bis Stufe 20 ist das Abenteuer inzwischen gratis spielbar, danach setzt der Entwickler Blizzard allerdings nicht auf Micro-Transactions, sondern auf Abogebühren, die die Spieler monatlich abdrücken. Bis zu zwölf Millionen Abonnenten konnte das neun Jahre alte WoW so zu Hochzeiten auf seine Server locken, derzeit sind's immer noch über neun Millionen.

Auf der Konsole hat das Abo-Modell jedoch nie so recht Fuß gefasst hat: Bis auf wenige Testballons, wie etwa Segas Phantasy Star Universe auf der Xbox 360 und der PlayStation 2, gab es bislang keine weiteren Spiele, für die Hersteller eine monatliche Gebühr verlangten. Auch das könnte sich angesichts von Mammutprojekten wie Destiny in der kommenden Konsolengeneration ändern.

Das erste Free2Play-Spiel: QuizQuiz. Das erste Free2Play-Spiel: QuizQuiz.

Der Gratis-Urknall
Der Grund dafür, dass viele PC-Spiele nichts mehr kosten, heißt QuizQuiz, ist (Überraschung!) ein Quiz-Spiel und kommt aus Südkorea. Ende der 90er-Jahre entwickelte der Publisher Nexon erfolgreiche Online-Spiele, die von den schnellen Internet-Leitungen seines Heimatlandes profitierten. QuizQuiz sollte der nächste Erfolg werden. Die Mischung aus Quiz und Online-Rollenspiel mit Anime-Charakteren begeisterte in einer kostenlosen Beta-Version zahlreiche Spieler. »Und dann haben wir Abo-Gebühren eingeführt und alle haben das Spiel schlagartig verlassen«, erzählt Nexons Amerika-Chef Min Kim in einem Interview.

Schuld war die angespannte Wirtschaftslage in Südkorea, die es vielen Spielern schlicht nicht erlaubte, einen festen Monatsbetrag zu investieren. »Wir haben also überlegt, wie wir die Leute wieder zurückholen könnten, und da haben wir gesagt: Lass uns doch versuchen, Kostüme und so etwas zu verkaufen.« Die Abogebühr verschwand zugunsten von »Microtransactions«, geringen Gebühren für optionale Spiel-Gegenstände wie lustige Hüte und Kostüme, die man direkt im Spiel kaufen kann. Die Spieler kamen zurück.

Mit Titeln wie dem Sidescroller-MMO MapleStory gehört Nexon inzwischen zu den erfolgreichsten Publishern weltweit. So erfolgreich, dass 2012 durchaus glaubwürdige Gerüchte kursierten, das südkoreanische Unternehmen wolle Electronic Arts aufkaufen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt schwappte endgültig die Erkenntnis in die westliche PC-Welt herüber, dass Free2Play mehr Geld in Publisher-Kassen spülen kann als jede andere Vertriebsform.

Kostenpflichtige Streaming-Dienste

Eine weitere Neuerung auf den kommenden Konsolen (oder zumindest der PlayStation 4) sind Spiele, die über das Internet gestreamt werden. Das heißt: Das Spiel läuft eigentlich auf den Servern, die Konsole dient nur als Eingabegerät. Demos soll man auf diese Weise beispielsweise ohne vorherigen Download sofort spielen können.

Freunden darf man dank der Streaming-Technologie übers Internet über die Schulter schauen und sogar in ihre Partien eingreifen, wenn sie um Hilfe bitten. Eine Menge Daten, die da verschickt werden. Und das kostet Geld. Wir können uns deshalb gut vorstellen, dass Sony sich die Streaming-Dienste bezahlen lässt - etwa mit einem monatlichen Beitrag à la Xbox Live Gold. Ebenfalls möglich wäre eine Art Spiele-Flatrate, die beispielsweise alle Spiele eines Genres oder eines Herstellers im bezahlten Zeitraum freischaltet.

Mischlinge raus!

Dass Free2Play- oder reine Streaming-Titel die Vollpreis-Spiele auf den kommenden Konsolen verdrängen, das glauben wir allerdings kaum. Ein Blick rüber zu den PC-Spielern prophezeit uns, dass es zwar einige - und auch prominente - Freemium-Titel geben dürfte, diese aber in friedlicher Koexistenz mit den klassischen Verkaufsversionen leben werden. Das ändert aber nichts daran, dass wir uns insbesondere auf der nächsten Konsolengeneration mit neuen Bezahlmodellen beschäftigen müssen.

Die Microtransactions in Dead Space 3 sorgten zurecht für reichlich Unmut unter den Fans. Die Microtransactions in Dead Space 3 sorgten zurecht für reichlich Unmut unter den Fans.

Einen Vorreiter der etwas anderen Art gibt es jetzt schon: Dead Space 3, das zwar eigentlich als Vollpreis-Titel erschienen ist, nach Free2Play-Manier aber auch Micro-Transactions bietet - zum verständlichen Ärger der Spieler: Warum sollen wir 60 Euro abdrücken, nur um danach noch zusätzliche Inhalte kaufen zu müssen?! Gut, die Bezahl-Gimmicks von Dead Space 3 braucht zum Glück kein Mensch, Ressourcen für Waffen-Upgrades könnte man zwar kaufen, findet aber auch so genug davon. Dennoch ist dieser Trend besorgniserregend, zumal er ja auch schon beim »Ultimate Team«-Modus von FIFA durchscheint. Wir wollen entweder komplette Gratisspiele oder Spiele, für die wir nur einmal bezahlen müssen. Diese neumodischen Mischformen braucht! Kein! Mensch!

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