Ghost of Tsushima - Das steckt hinter den Samurai-Kriegern

Im PS4-Exclusive Ghost of Tsushima stürzen wir uns in der Rolle des Samurai Jin in den Kampf gegen die Mongolen. Wer die Samurai waren, wollen wir uns nachfolgend näher ansehen.

Unser Freier Autor Sven wirft einen genauen Blick auf die Geschichte der Samurai-Krieger. Unser Freier Autor Sven wirft einen genauen Blick auf die Geschichte der Samurai-Krieger.

Das neuste Werk der Infamous-Macher von Sucker Punch entführt uns ins 13. Jahrhundert auf die reale japanische Insel Tsushima. Als Samurai-Krieger Jin Sakai, dem fiktiven Protagonisten des Action-Adventures, stürzen wir uns in den Kampf gegen die Mongolen. Diese haben Jins Freunde ermordet und seine Heimat verwüstet. Wenig verwunderlich schwört unser Held Rache nehmen zu wollen.

Dabei stehen uns in Ghost of Tsushima zwei Vorgehensweisen zur Verfügung: Entweder nehmen wir die Rolle des "Geistes" an, um unsere Feinde aus den Schatten heraus hinterrücks zu meucheln, oder wir bleiben Jins Wurzeln als Samurai treu und stellen uns den fremden Kriegern im ehrenvollen Zweikampf. Doch wer waren die Samurai eigentlich?

Spoiler-Warnung: Im Artikel werden Story-Ereignisse aus den ersten Minuten des Spiels erwähnt. Wisst ihr grob, um was es in Ghost of Tsushima geht, sollten die für euch aber nicht neu sein.

Aufstieg der Krieger-Elite

Wie wir in Ghost of Tsushima erfahren, wurde unser Held Jin von klein auf dazu trainiert, eines Tages ein Samurai zu werden. Es war sein Wunsch und sein Traum, zu einem ehrenvollen Krieger heranzuwachsen, der stolz auf dem Schlachtfeld stehen kann. Obwohl die Samurai zu Jins Lebzeiten auf dem Höhepunkt ihrer Bedeutung und ihres Einflusses angelangt waren, begann ihr Aufstieg historisch gesehen bereits im 10. Jahrhundert, zur sogenannten Heian-Zeit (794-1185).

Die Samurai waren aber keinesfalls die einzige Krieger-Klasse im feudalen Japan, doch es gab etwas, das sie von anderen Kämpfern abhob: Sie waren die einzige kriegerische Klasse, die als Diener des Kaisers eine direkte Verbindung zu dessen Hof besaßen. Die Samurai standen in den Diensten ihrer Herren, etwa des Kaisers oder auch anderer Adliger. Um der Obrigkeit erfolgreich dienen zu können, wurden sie nicht nur im Umgang mit dem Schwert ausgebildet, sondern ebenfalls in der Handhabung eines Speeres und von Pfeil und Bogen geschult. Zudem trainierten sie auch den waffenlosen Kampf.

Samurai wurden auch im Umgang mit Pfeil und Bogen geschult. Samurai wurden auch im Umgang mit Pfeil und Bogen geschult.

Doch egal unter wem sie dienten, ihre dringlichsten Aufgaben waren es stets, den Willen ihrer Herren durchzusetzen und Japan zu verteidigen. Im Laufe der Jahrhunderte weiteten die Samurai ihren Einfluss immer weiter aus, bis sie zu Jins Lebzeiten nicht mehr dem Kaiser verpflichtet waren, sondern dem Shogun, einer Art Militär-Diktator. Mit dem Shogun gab es erstmals einen Gegenpol zum Kaiser, der nur noch eine symbolische Macht über das Land besaß. Er legitimierte den Herrschaftsanspruch der Shogune, die als Oberbefehlshaber der Samurai Japan kontrollierten. Unter ihnen stiegen die Krieger zur neuen Elite des Inselstaats auf, an dessen Spitze nun die Samurai und der Shogun standen.

Ehre auf dem Schlachtfeld

Japan beziehungsweise Tsushima verteidigen will natürlich auch Jin zu Beginn von Ghost of Tsushima. Doch obwohl er als Samurai meisterhaft mit verschiedenen Waffen umgehen kann, erleidet er gegen die ausländische Streitmacht der Mongolen zu Spielbeginn eine verheerende Niederlage. Die Mongolen werden im PS4-Spiel von Khotun Khan angeführt, dem fiktiven Bösewicht der Story. Der Einfall dieser Krieger war hingegen sehr real, denn die Erste Mongolen-Invasion im Jahre 1274 zählt zu den bedeutendsten Ereignissen der japanischen Geschichte.

Tsushima war eines der ersten Ziele der Invasoren, die die kleine Insel aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage - sie liegt in der Nähe der koreanischen Halbinsel und nahe der südwestlichsten japanischen Hauptinsel Kyushu - mit ihrer Übermacht schnell überrannten. Gemeinsam mit anderen Samurai stellt sich Jin zu Beginn der Geschichte der feindlichen Streitmacht entgegen, allerdings werden sie vernichtend von Khotun Khans Männern geschlagen. Ein Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Moralvorstellungen von Japanern und Mongolen. Für die Samurai war es Tradition, sich im Zweikampf mit gleichrangigen Gegnern zu messen, um so Ruhm und Ehre zu erlangen. Dafür riefen sie ihrem Feind ihren Namen, ihre Abstammung und ihre vollbrachten Taten zu, bevor das Duell begann, das in der Regel mit dem Tod eines der Kontrahenten endete.

Jins großer Widersacher, Khotun Khan, der Anführer der mongolischen Streitkräfte . Jins großer Widersacher, Khotun Khan, der Anführer der mongolischen Streitkräfte .

Da die Mongolen die Moralvorstellungen der Samurai jedoch nicht teiletn und ihre Überzahl zum Sieg nutzten, zerschmetterten sie die japanischen Krieger, woraufhin Jin in Ghost of Tsushima schwört, Rache an Khotun Khan zu nehmen. Da dafür ein Samurai jedoch womöglich nicht genug sein könnte, nimmt er die Identität des "Geistes von Tsushima" an, um die Mongolen aus seiner Heimat zu vertreiben. Während er sich als Samurai seinen Gegnern im ehrenvollen Duell stellt, schlägt er als "Geist" heimtückisch zu. Er meuchelt seine Gegner hinterrücks oder schaltet sie aus sicherer Entfernung mit Pfeil und Bogen aus.

Bushido: Der Ehrenkodex der Samurai

Ehre ist hinsichtlich der Samurai natürlich ein wichtiges Stichwort, schließlich ist dies vermutlich die Eigenschaft, die wir am ehesten mit den japanischen Elite-Kriegern verbinden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Ehren- und Verhaltenskodex Bushido, was übersetzt "Weg des Kriegers" bedeutet. Den Kern dieses Kodex bildet zwar die absolut Loyalität des Samurai zu seinem Herren, doch es war noch mehr. Neben der Kampfkunst wurde darüber hinaus ebenfalls großer Wert auf Kunst, Philosophie und Religion gelegt. Essentiell sind für Bushido besonders die sieben Tugenden des Kriegers:

  1. Gi: Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit
  2. Yu: der Mut, stets das Richtige zu tun
  3. Jin: Güte und Wohlwollen gegenüber allen Menschen
  4. Rei: Höflichkeit, Freundlichkeit und Zuvorkommenheit
  5. Makoto: Wahrheit und Wahrhaftigkeit
  6. Meiyo: Ehre
  7. Chugi: Treue, Pflicht und Loyalität

Bushido sollte von den Samurai nicht nur auf dem Schlachtfeld befolgt werden, sondern ebenso im Privatleben. Deshalb war es nicht nur ein Verhaltenskodex, sondern vielmehr eine Lebensphilosophie. Da Jin seit seiner Kindheit dazu erzogen wurde, eines Tages ein Samurai zu sein, wurden ihm sicherlich auch diese Tugenden beigebracht. Wie viel Wert Jin in Ghost of Tsushima jedoch wirklich auf Bushido legt, hängt letztendlich natürlich auch von unserem Spielstil ab, schließlich ist ihm Ehre als "Geist" nicht allzu wichtig.

In einigen Bushido-Ausgaben ist übrigens nicht von sieben, sondern von acht Tugenden die Rede. Die achte Tugend, Fisei, steht für Charakter und Selbstkontrolle. Fisei besagt, Männer haben sich dem Kodex komplett zu unterwerfen und diesen nicht zu hinterfragen. Was richtig oder falsch ist, wird nicht hinterfragt, da ein Mann diesen Unterschied erkennen muss. Zudem ist es die Aufgabe des Mannes, diese moralischen Werte an seine Kinder weiterzugeben, ähnlich wie Jin Bushido von seiner Familie beigebracht bekam.

Ehrenhafte Samurai sind ein Mythos

Mit Bushido ergab sich jedoch gleichzeitig auch ein Problem, das bis heute Einfluss auf die Darstellung der Samurai in unserer modernen Popkultur hat. Die erste Fassung von Bushido wurde 1900 in englischer Sprache verfasst und fand im Westen reißenden Absatz. In diesem Buch, das bis heute neu aufgelegt wird, wird der Moralkodex der Samurai anhand einzelner Beispiele aufgezeigt.

Der Autor legt seinen Fokus darin allerdings auf eine überschaubare Anzahl tugendhafter Krieger der Geschichte und zeichnet somit letztendlich ein geschöntes und romantisiertes Bild des ehrenhaften Samurai. Dieses Bild hält sich in unserer Popkultur bis heute, sei es durch Filme wie Die sieben Samurai und Last Samurai oder auch durch Videospiele wie eben Ghost of Tsushima, in dem wir mit Jin einen aufrechten, ehrenhaften Samurai spielen können, der alles daran setzt, seine Heimat zu befreien.

Das GamePro-Testvideo zu Ghost of Tsushima Video starten 12:18 Das GamePro-Testvideo zu Ghost of Tsushima

Weitere Hintergrundinfos zu Ghost of Tsushima

Wenn euch die historischen Hintergründe zu den Samurai-Kriegern gefallen haben, ihr Lust auf mehr Wissen rund um das Action-Adventure habt, findet ihr auf GamePro.de noch weitere interessante Artikel. Hier erfahrt ihr mehr über die Insel Tsushima. Wollt ihr mehr über den wahren Kern der fiktiven Geschichte wissen, haben wir ebenfalls einen interessanten Text für euch.

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