Fanatec Gran Turismo DD Pro-Lenkrad im Test: Pole Position dank Direct Drive

Fanatec macht Direct-Drive-Technologie massenmarkttauglich und überrollt damit die gesamte Konkurrenz auf dem Konsolensektor.

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Das Wichtigste in Kürze: Das Gran Turismo DD Pro ist das erste Direct Drive - Lenkrad weit unter der 1000 Euro Marke. Seine Technik ermöglicht eine unglaublich zackige Reaktionszeit und intensiviert das Force Feedback erheblich. Mit dem entsprechenden Zubehör bietet Fanatec die einzigen Lenkräder auf dem Markt an, die zugleich mit PlayStation- als auch mit Xbox-Konsolen und dem Windows-PC kompatibel sind. Ideal für Multi-Konsoleros.

Wer sich heutzutage ein Lenkrad für seine Konsole kaufen will, stößt hauptsächlich auf Geräte von Thrustmaster und Logitech. Aber welches soll man nehmen? Ein wichtiger Faktor bei der Kaufentscheidung ist das sogenannte Force Feedback. So nennt man die Kraft, die der Motor eines Videospiel-Lenkrads aufbringt, um ein realitätsnahes Gegensteuern in einer Kurve zu simulieren. Dadurch vermittelt es Informationen, die ein üblicher Controller nicht liefern kann, nämlich ein Gefühl für den maximal möglichen Einschlag des Fahrzeugs, die Reifenhaftung und die Beschaffenheit der Straße.

Erstaunlicherweise haben die bekannten Platzhirsche beim Force Feedback einen wichtigen Trend verschlafen, der seit ein paar Jahren durch die E-Sport-Szene gefördert wird. E-Sportler vertrauen inzwischen auf sogenannte Direct Drive-Lenkräder, die viel schneller und auch kraftvoller reagieren als übliche Geräte.

Die dafür nötige Technik war bislang sehr teuer. Zumindest, bis sie die deutsche Firma Fanatec massenmarktkompatibel machte. Mit dem offiziellen Gran Turismo 7-Lenkrad namens Gran Turismo DD Pro ist nämlich ein konsolentaugliches und günstiges Direct Drive-Lenkrad erhältlich, das je nach Ausstattung mit rund 700 bis 800 Euro zu Buche schlägt.

In der Wheel Base steckt ein PlayStation ID-Chip. Dadurch ist sie von Haus aus kompatibel mit PlayStation 4 + 5 sowie dem PC. In der Wheel Base steckt ein PlayStation ID-Chip. Dadurch ist sie von Haus aus kompatibel mit PlayStation 4 & 5 sowie dem PC.

Günstig? Im Vergleich mit Direct Drive-Motoren anderer Hersteller, die mit rund 1300 bis 1500 Euro einsetzen, mag das stimmen, aber bei einer Preisspanne ab 599 Euro aufwärts geht es noch immer um verdammt viel Geld.

Ein Einsteiger-Wheel (mit schwachem Force Feedback) gibt es schon ab 250 Euro. Sogar inklusive einem Satz Plastik-Pedale. Für die erwähnten 599 Euro bekommt man im Online-Shop von Fanatec dagegen nur den nackten Motor (die sogenannte Wheel Base) des Gran Turismo DD Pro. Um spielen zu können, benötigt man zusätzlich einen Lenkrad-Aufsatz und Pedale. Wer nicht schon einen Racing Stand besitzt, sollte sich außerdem eine Tischklemme leisten.

Ergibt mindestens 210 Euro obendrauf - oder mehr, je nach Anspruch. Das Ganze gibt's zwar auch als etwas günstigeres Bundle, doch ist das nicht zwingend die bessere Lösung. Mehr dazu später. Kurzum: So konkurrenzlos gut Fanatecs technischer Vorstoß auch sein mag, er ist nichts für schmale Geldbeutel.

Was ist Direct Drive überhaupt?   

Typische Lenkräder verwenden Riemenantriebe, welche ihre Kraft anhand einer sekundären Übersetzung weitergeben, ähnlich wie beim Kettengetriebe eines Fahrrads. Dadurch reagiert das Force Feedback mit einer gewissen Verzögerung und verschluckt viele Feinheiten. Ganz anders bei einem Direct Drive-Modell. Hier drehen starke Magneten eines Industriemotors direkt an der Welle des Lenkrads.

So erklärt sich die Bezeichnung der Technik, wie auch der Preis. Fanatec nutzt im Gran Turismo DD Pro einen Außenläufer-Industriemotor, der ohne Lenkstange gerade mal 15 x 15 x 15 Zentimeter misst und exakt 5 Kilo auf die Waage bringt. Ein kompakter, aber schwerer kleiner Klotz.

Die Vorteile dieses Designs liegen auf der Hand. In Spielen wie Assetto Corsa Competizione, Gran Turismo 7, iRacing und vielen weiteren Simulationen reagiert das Force Feedback des Fanatec-Geräts so zackig, dass man jede noch so kleine Bodenwelle bemerkt. Noch wichtiger ist allerdings die unmittelbare Weitergabe der Reifenhaftung. Noch bevor die Räder abdriften, spürt man bereits, wie sich das Fahrzeug wehrt. Dadurch lässt sich ungewolltes Schleudern abfangen, bevor es kritisch wird. Kein Wunder also, dass E-Sportler diese Force-Feedback-Methode bevorzugen.

Auf der Rückseite findet ihr Ports für das USB-C-Kabel, sowie bis zu zwei Schaltknüppel, Pedale und eine Handbremse. Auf der Rückseite findet ihr Ports für das USB-C-Kabel, sowie bis zu zwei Schaltknüppel, Pedale und eine Handbremse.

Direct Drive macht aus Stümpern zwar nicht automatisch Spitzenpiloten, denn rechtzeitig in angemessenem Umfang reagieren muss man noch immer selbst. Aber das fein arbeitende Werkzeug erleichtert das Erlernen einer guten Fahrweise bei entsprechender Übung.

Zumal sich viele Spezialoptionen für erleichterte Bedienung dauerhaft auf zwei Speicherslots speichern lassen. Etwa die gewünschten toten Zonen der angeschlossenen Pedale, eine Abschwächung des Force Feedback oder wie viel Spiel das Lenkrad haben soll. 380 Grad wie bei einem Formel-1-Fahrzeug, 180 Grad für Arcade Racer oder das Maximum von 2520 Grad? Oder soll das entsprechende Spiel es selbst bestimmen? All das lässt sich stufenlos über den Mini-LED-Screen jedes beliebigen angesteckten Lenkrads einstellen, sofern man nicht auf die zugehörige PC-Software zurückgreifen möchte.

Einen Haken hat die Sache: Die ursprüngliche Fassung dieser Wheel Base wurde Anfangs mit einem 90 Watt-Netzteil ausgeliefert. Damit erreicht der Motor nur fünf Newtonmeter Drehmoment. Das ist zwar rund das zweieinhalbfache der Stärke, die ein Einsteiger-Wheel von Logitech oder Thrustmaster bietet, doch für ein Direct Drive Lenkrad ist das erstaunlich wenig. Für einen Einstieg reicht es gerade so, für einen unmissverständlichen Lerneffekt hingegen nicht.

Der modulare Aufbau ermöglicht das Anstecken unterschiedlicher Lenkrad-Aufsätze. Verwendet ihr ein Xbox-Lenkrad, wird das komplette Set Xbox-kompatibel. Der modulare Aufbau ermöglicht das Anstecken unterschiedlicher Lenkrad-Aufsätze. Verwendet ihr ein Xbox-Lenkrad, wird das komplette Set Xbox-kompatibel.

Den spürt man erst richtig, wenn man das sogenannte Boost-Kit 180 anschließt – also ein spezielles Netzteil mit 180 Watt Maximalleistung, welches das Drehmoment auf acht Newtonmeter steigert. Für Anfänger kommt das einem intensiven Krafttraining gleich. Man spürt es schon nach einer halben Stunde in den Oberarmen und der Brust. Aber man gewöhnt sich schnell daran, und lernt, die kräftigen Force-Feedback-Signale zu deuten.

Wer die Wheel Base einzeln erwirbt, bekommt inzwischen nur noch das Paket mitsamt Boost Kit. Ein Bundle, das mit einem passablen, von Gran Turismo-Entwickler Polyphony Digital entworfenen Lenkrad-Aufsatz, einfachen Pedalen und einer Tischklemme daherkommt, ist noch immer in zwei Varianten erhältlich, nämlich einmal mit und einmal ohne Boost Kit – und einer Preisdifferenz von 150 Euro. Dieses Bundle funktioniert im Auslieferungszustand ausschließlich mit der PlayStation 4 / 5 und dem PC, kann aber problemlos Xbox-kompatibel gemacht werden. Wie das funktioniert, erfahrt ihr im Infokasten.

Tipp für Xbox-Besitzer und Multikonsoleros:
Fanatec nutzt bei allen Wheel Basen ein modulares System. Wenn eine Wheel Base PlayStation-kompatibel ist, dann steckt der dazu nötige PlayStation ID-Chip im Motor. Xbox-ID-Chips findet man hingegen in einigen (aber nicht allen) ansteckbaren Lenkrad-Aufsätzen. Verbindet man ein Xbox-kompatibles Lenkrad mit einer PlayStation Wheel-Base, dann funktioniert das Setup mit beiden Konsolen.

Solltet ihr keine PlayStation besitzen, sondern nur eine Xbox und / oder einen PC, dann kommt ihr durch den Kauf des baugleichen Modells namens CSL DD um rund 100 Euro günstiger davon. Bedenkt dabei, dass ein CSL DD nicht nachträglich PlayStation-kompatibel gemacht werden kann.   

Pro
  • Günstigstes Direct Drive - Lenkrad auf dem Markt
  • Sehr reaktionsschnelles Force Feedback
  • Feinste Nuancen spürbar
  • Bis zu acht Newtonmeter Drehmoment
  • Zwei Speicherslots für Spezialeinstellungen
  • Kompaktes Design
  • Hohe Kompatibilität bei entsprechendem Zubehör
Contra
  • Für Einsteiger noch immer recht teuer
  • Entfaltet erst mit dem Boost Kit 180 sein volles Potenzial

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