Hitman im Test - Der richtige Weg?

Das neue Hitman erscheint als Live Service im Episodenformat. Wir haben das Intro Pack gespielt und klären im Test, ob die neue Strategie aufgeht.

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Das neue Hitman wird bei einigen Fans da draußen wohl keinen leichten Start haben. Für diesen Eindruck muss man nur mal in die Kommentarsektion bei GamePro.de schauen, wo sich unter jedem Hitman-Video oder Preview-Artikel lautstarke Kritiker finden, die sich über das spezielle Vermarktungsmodell aufregen. Der sechste Teil der Schleichserie erscheint nämlich vorerst nicht als Komplettpaket, sondern in einzelnen Episoden. Sieben Stück sollen 2016 an den Start gehen.

»Wie können die Hitman mit so einem Episoden-Kram nur so verschandeln?«, schreibt ein Nutzer bei uns. Ein anderer formuliert es weniger drastisch: »Das Spiel in Häppchen zu servieren, finde ich fragwürdig. Hoffe nicht, dass sich das zukünftig durchsetzt.« Und da aller guten Dinge drei sind: »Das einzige, was mich vom Kauf abhält, ist die Veröffentlichung in Episoden.« Klare und auch harte Worte für ein Spiel, das noch gar nicht erschienen ist. Was fürchten die Spieler hier wirklich?

Wo bleibt die Wertung?
Weil das neue Hitman im Episodenformat erscheint, verzichten wir aktuell auf eine Wertung. Das ist das unser Standardvorgehen bei solchen Release-Zyklen. Anhand des »Intro Packs« lässt sich zwar schon eine generelle Tendenz feststellen, allerdings wollen wir die übrigen Sandbox-Locations abwarten, bis wir das Gesamtprodukt bewerten. Sollten die übrigen Missionen ähnlich gut ausfallen wie das Startpaket und zudem die technischen Probleme behoben werden, sehen wir Hitman tendenziell auf jeden Fall im mittleren 80er-Bereich.

Es wird Zeit, dass ich mir die Sache selbst anschaue. Mein Profil: Langjähriger und leidenschaftlicher Spieler der Hitman-Teile, und zwar seit dem Erstling Codename 47.

Ich war für längere Zeit im deutschen Fan-Forum aktiv (das hieß damals noch hitman-2.de), habe an All-Zero-Runs teilgenommen (ohne Kills, Alarm und Speichern durch die Level kommen), jeden Teil mehrfach durchgespielt - kurzum: In meiner Spielerkarriere ging viel Zeit dafür drauf, als glatzköpfiger Agent 47 überall auf der Welt heimlich Bösewichte um die Ecke zu bringen.

Für diesen Test habe ich das sogenannte »Intro Pack« des neuen Hitman hoch- und runtergespielt, unterschiedliche Attentats-Strategien ausgeknobelt und diverse Herausforderungen freigeschaltet. Im Artikel verrate ich, an welchen Stellen Agent 47s neues Abenteuer wirklich grandios ist - und warum die tatsächlichen Probleme des Spiels letztlich gar nichts mit der Episodenstruktur zu tun haben.

Schlankes Startpaket

Das »Intro Pack« enthält den Prolog des Spiels (der bereits in der Beta spielbar war), sowie die erste große Sandbox-Location: die Sanguine-Modenschau in Paris. Insgesamt sind das drei Missionen - zwei im Prolog, eine in Paris. Der Story-Modus hat mich etwa zwei Stunden Zeit gekostet, allerdings lässt sich der mit etwas weniger Ausprobieren wahrscheinlich sogar noch schneller erledigen.

47 ist zurück. Im Prolog lernt er in einer einsamen Bergbasis das Killer-Handwerk. 47 ist zurück. Im Prolog lernt er in einer einsamen Bergbasis das Killer-Handwerk.

Klingt im ersten Moment nach einem sehr schlanken Paket, allerdings verbirgt sich die größte Stärke der Hitman-Spiele seit jeher in deren offenem Leveldesign und in den zig Möglichkeiten, mit denen man einen Auftrag erledigen kann. Das ist auch im neuen Teil nicht anders.

Dass Entwickler IO Interactive die Paris-Location als Sandbox bezeichnet, hat einen Grund: Obwohl man »nur« zwei Personen ausschalten muss, gibt es in dem großen Schauplatz Unmengen von Möglichkeiten, mit denen ich herumexperimentieren kann. Denn als Agent 47 bin ich ein Meister meiner tödlichen Kunst und immer auf der Suche nach den kreativsten Wegen, mein Ziel zu erreichen

Wer jetzt denkt »47? Ist das ein Name?«, der hat wahrscheinlich keinen der Vorgänger gespielt. Das macht nichts - im Prinzip muss man nur folgendes wissen: Dass die Spielfigur keinen richtigen Namen hat, liegt an seiner besonderen Herkunft. Der grimmige Hüne hatte nämlich nie ein Elternhaus, sondern wurde in einem Klonlabor als perfekter Attentäter gezüchtet.

Das neue Hitman ist zwar kein Reboot, hängt aber nur sehr, sehr lose mit den übrigen Serienteilen zusammen. Die Handlung ist nach den Vorgängern und damit in der Gegenwart, 47 befindet sich auf dem Zenit seiner Karriere.

Die beiden Tutorialmissionen simulieren Attentate aus der Vergangenheit: Hier infiltrieren wir eine Yacht. Die beiden Tutorialmissionen simulieren Attentate aus der Vergangenheit: Hier infiltrieren wir eine Yacht.

Kleine Ausnahme, aber wichtige Ausnahme: Die beiden Prolog-Missionen spielen 20 Jahre in der Vergangenheit. 47 ist gerade aus dem Klonlabor entkommen und macht eine Art Praktikum bei der ICA, einer Agentur für Auftragskiller. Dort trifft er zum ersten Mal seine langjährige Kontaktfrau Diana und muss in einer abgelegenen Geheimbasis unter Beweis stellen, dass er das Zeug zum Profi hat.

In der ersten Gegenwartsepisode muss er hingegen die Pariser Modenschau infiltrieren und die Köpfe einer illegalen Auktion umbringen, die mit prekären Informationen dealen.

Skelett-Story

Der eigentliche Plot findet im Hintergrund und zwischen den Missionen statt. Ein mysteriöser Agent scheint ungewöhnlich viel über 47s Vergangenheit zu wissen und beginnt damit, eine Liste der gefährlichsten Menschen der Welt zusammenzutragen. Was genau er vorhat, bleibt bisher ungewiss.

Im Rahmen der ersten Missionen kann man nur erahnen, worum es eigentlich geht - aber durch die Inszenierung schafft es die Geschichte bereits jetzt, mich mehr zu fesseln als Hitman: Absolution. Statt auf einen kruden schwarzen Humor mit kuriosen Kampfnonnen zu setzen, bemüht sich Entwickler IO Interactive um eine erwachsene Agentengeschichte auf globaler Ebene.

Als Mechaniker verkleidet locken wir unsere Zielperson auf den Schleudersitz. Danach geht’s ab. Als Mechaniker verkleidet locken wir unsere Zielperson auf den Schleudersitz. Danach geht’s ab.

Klar, bisher kann ich noch schwer einschätzen, inwieweit die Ausgangslage rund um den mysteriösen Schurken am Ende eine coole Dramaturgie in Gang setzt. Aber allein die Erzählweise macht mich neugierig: Während ich mich auf der Pariser Modenschau herumtreibe, schnappe ich zum Beispiel immer mal wieder Gespräche auf, die mir einige Hintergründe vermitteln.

Man darf beim neuen Hitman kein so durchstrukturiertes Erzählerlebnis erwarten wie bei Absolution - hier hat IO Interactive auf das Feedback zahlloser Fans gehört, die weg vom Level-Schlauch und zurück zum Sandbox-Design eines Hitman: Blood Money wollten. Wer sich Plot-Twists und Dutzende Zwischensequenzen wünscht, dürfte allerdings weniger glücklich mit der neuen alten Erzählweise werden.

Für mich trifft das »Intro Pack« hingegen genau die richtige Mitte: Es liefert mir eine spannende Ausgangssituation und interessante Charaktere, überlässt mit aber die Freiheit, alles Weitere auf eigene Faust zu erkunden. Mich motiviert das sogar, die Aufträge gleich mehrmals anzugehen, weil es eben immer neue Facetten zu entdecken gibt.

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