MediEvil im Test - Ein enttäuschendes Remake

Mit MediEvil kommt ein weiterer Kult-Klassiker als Remake auf die PS4. Wie gut das knochige Action-Adventure gealtert ist, erfahrt ihr im Test.

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Wir haben das Remake von MediEvil getestet. Wir haben das Remake von MediEvil getestet.

Nach Spyro und Crash Bandicoot kommt mit MediEvil ein weiterer 90er-Klassiker als Remake auf die PS4. Das Action-Adventure mit seinem knochigen Helden in der Hauptrolle ist Fans vor allem wegen seines Humors und der charmanten Grusel-Stimmung über die Jahre im Gedächtnis geblieben. Grund genug für Publisher Sony und Entwickler Other Ocean Interactive, dem einstigen PS1-Maskottchen Sir Daniel Fortesque sowie dem zugehörigen Spiel einen frischen Anstrich zu verleihen.

Ist das gelungen? Wie wir aber recht schnell feststellen mussten, hat MediEvil den Sprung ins Jahr 2019 nicht besonders gut verkraftet und wirkt spielerisch an vielen Stellen wie ein alter Knochen. Was uns im Detail gestört hat und ob sich das Remake für Nostalgiker lohnt, erfahrt ihr im Test.

Willkommen in Gallowmere

Zunächst wollen wir allen MediEvil-Neulingen kurz erklären, um was es im Spiel überhaupt geht. Ihr schlüpft in die Rolle von Sir Daniel Fortesque, einem klapprigen Untoten und dem ersten Anschein nach ruhmreichen Kriegshelden. Vor langer Zeit hat der Gute den Hexer Zarok, der mal eben ein ganzes Grusel-Bataillon auf die Bevölkerung losgelassen hat, an vorderster Front besiegt - so zumindest die Legende.

In Wahrheit streckte ein Pfeil ins Auge (nicht ins Knie, das war ein anderes Spiel) den guten Sir Daniel zu Beginn der Schlacht nieder. Zwar wurde Zarok einst besiegt, wandelt jetzt aber quietschfidel wieder unter den Lebenden und hat erneut eine Armee der Untoten heraufbeschworen. Zu seinem Pech aber auch unseren Helden, der nun eine Chance auf Wiedergutmachung bekommt.

Hexer Zarok ist zurück und hat alle Bewohner Gallowmeres in fiese Untote verwandelt. Hexer Zarok ist zurück und hat alle Bewohner Gallowmeres in fiese Untote verwandelt.

Auch im Remake sind der ulkige Held, die witzig animierten Gegner, wie beispielsweise die recht trotteligen Zombies auf dem Friedhof, und die äußerst charmante Grusel-Atmosphäre Gallowmeres die Stars des Spiels. Während die Handlung selbst bestenfalls zweckmäßig daherkommt, was durchaus verschmerzbar ist, ist das große Problem des Spiels ein ganz anderes: das Gameplay samt seiner antiquierten Design-Entscheidungen.

Selbst in den 90ern standen die aufgeführten Pluspunkte rund um Sir Daniel und die Spielwelt klar im Fokus. Sie waren es, die dem Spiel seinen Kultstatus einbrachten. Abseits davon bekam man im Original ein solides Spielerlebnis, zumindest für die damalige Zeit. Stellt ein Remake allerdings nur die Grafik-Schrauben nach oben und übernimmt den Charme, lässt alles andere aber weitestgehend unberührt, stechen die Schwächen heutzutage noch deutlich stärker ins Auge - wie einst Sir Daniel der Pfeil, ihr erinnert euch.

Die 90er wollen ihr Spiel zurück

Doch kommen wir zunächst einmal zum Positiven: Mit mittelalterlichen Nah-und Fernkampfwaffen wie Schwertern, Hämmern oder einer Armbrust ausgerüstet stürzt ihr euch in recht kurze Level. Um die Angriffe von Feinden zu blocken, hat Sir Daniel am rechten Skelettarm zudem einen Schild, der sich aber mit der Zeit abnutzt, sodass ihr einen neuen finden müsst. Finden und ergattern könnt ihr im übrigen auch goldene Kelche, die ihr gegen mächtige Waffen wie beispielsweise ein magisches Breitschwert eintauscht.

Wie funktioniert ein typisches MediEvil-Level? Ihr bewegt euch offen durch recht kleine Areale, besiegt Gegner und sammelt Runen, mit denen ihr Durchgänge öffnet. Ab und an wird auch ein wenig gerätselt. Die Knobeleien sind aber recht simpel gehalten und kaum der Rede wert. Am Ende eines Levels wartet meist ein Boss auf euch. Habt ihr den bezwungen, geht es zurück auf die Weltkarte, von wo aus ihr das nächste Gebiet ansteuert.

Zu Beginn ist das spielerische Hack&Slay-Grundgerüst zwar recht seicht, aber durchaus spaßig. Erst mit der Zeit und einem urplötzlich sprungartig ansteigenden Grad der Herausforderung - es gibt nur einen Schwierigkeitsgrad - kommt die Schattenseite der Scharmützel zum Vorschein. Da wäre zum einen das nahezu nicht vorhandene Trefferfeedback. In erster Linie im Nahkampf habt ihr oft kein Gefühl dafür, ob ihr einem Gegner gerade zusetzt oder woher der eigens erlittene Schaden stammt.

Schnetzelt ihr euch zu Beginn noch recht befreit durch die Zombies, offenbart das Kampfsystem später seine großen Schwächen. Schnetzelt ihr euch zu Beginn noch recht befreit durch die Zombies, offenbart das Kampfsystem später seine großen Schwächen.

Zum anderen macht die Kamera speziell in den Kämpfen in engen Gebieten keinen guten Job. Mal bleibt sie hängen, mal ruckt sie wild umher, mal könnt ihr sie per se nicht drehen.

Das größte Problem: Doch all das wäre nach wie vor verschmerzbar, hätten die Entwickler kleine, aber durchaus wichtige Entscheidungen bezüglich der Balance nicht eins zu eins aus dem Original übernommen. Sterbt ihr am Ende des Levels beim Boss, startet ihr von vorn. Stürzt ihr mit minimaler Lebensenergie ins tödliche Wasser, startet ihr von vorn - mit exakt der kleinen Lebensleiste, die ihr vor dem Ableben hattet. Das führte im Test stellenweise so weit, dass wir ein Startgebiet immer und immer wieder durchqueren mussten, nur um an Lebenspunkte zu gelangen.

Hinzu gesellten sich einige unfaire Stellen, an denen wir gestorben sind, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Oder woher soll der Spieler wissen, dass einem die beiden Gargoyle-Statuen urplötzlich mit dicken Lasern den Garaus machen?

Nostalgiker, die bereits das Original auch spielerisch sehr gemocht haben, dürften die Kritikpunkte weniger stören. Das generelle Spielgefühl des PS1-Klassikers bleibt schließlich bestehen. Wer aber MediEvil als neues Spiel unter heutigen Gesichtspunkten und Komfort-Gewohnheiten betrachtet, der wird sich sehr schwer tun.

Optisch und technisch nicht erstklassig

Zu guter Letzt stellt sich bei einem Remake natürlich noch die Frage nach der Optik und der technischen Umsetzung. Generell ist MediEvil mit seinem Comic-Look ein recht hübsches Spiel, bei dem wir speziell die Cutscenes positiv hervorheben möchten. Die könnten samt stimmungsvollem Soundtrack und guter deutscher Vertonung nämlich glatt aus einem Pixar-Film stammen.

Der Comic-Look samt Grusel-Atmosphäre sind hübsch, dennoch wirkt die Grafik des Spiels an vielen Stellen angestaubt. Der Comic-Look samt Grusel-Atmosphäre sind hübsch, dennoch wirkt die Grafik des Spiels an vielen Stellen angestaubt.

Schauen wir uns aber im Vergleich die Remakes zur Spyro-Trilogie oder gar Resident Evil 2 an, dann spielt MediEvil in einer anderen Liga - einer grafisch weit angestaubteren. Erscheinen die unterschiedlichen Level zwar in einem optisch frischen Gewand, wirken sie doch teils recht karg und billig. Einige der Texturen sollte man zudem besser nicht aus der Nähe betrachten.

Und die Technik? Hatten wir in Sachen Framerate keine Probleme (PS4 Pro), sind uns doch einige technische Unsauberkeiten aufgefallen. Mal bleibt unser Held beim Verschieben von Fässern in der Animation hängen, mal schafft es Sir Daniel einfach nicht, eine Kiste per Druck auf Dreieck zu öffnen, und dann verschwindet plötzlich wie von Geisterhand das HUD. Die Probleme mit der Kamera hatten wir ja bereits angesprochen. Das alles ist zwar kein Beinbruch, und auch die hölzernen Animationen sind zu verkraften, dennoch sind wir speziell im Jahr 2019 einfach besseres gewohnt.

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