Metal Gear Solid Delta: Snake Eater im Test: Moderne Grafik trifft auf ein PS2-Meisterwerk mit alten Narben

Metal Gear Solid Delta: Snake Eater beweist im Test, dass das Original ein Meisterwerk ist. Mit etwas mehr Mut hätte das auch für das Remake gelten können.

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Knapp 21 Jahre ist es mittlerweile her, dass sich Naked Snake als Ein-Mann-Armee durch den sowjetischen Dschungel (wo auch immer der liegen soll) gekämpft, die ein oder andere Schlange verdrückt und die Welt gerettet hat. 

Jetzt kehrt einer der bis heute beliebtesten Ableger der MGS-Reihe mit Metal Gear Solid Delta: Snake Eater zurück. Ohne Kojima zwar, dafür mit komplett überarbeiteter Optik.

Als jemand, der erst mit The Phantom Pain und Ground Zeroes in das herrlich abgefahrene Spionage-Universum eingetaucht ist, habe ich mich besonders darauf gefreut, diesen Klassiker und chronologisch ersten Teil der Stealth-Serie, endlich nachzuholen.

Im Test erwies sich Snake Eater als ein absolut einzigartiges Action-Abenteuer aus der Third-Person-Perspektive, dessen Stärken auch heute noch unverkennbar sind. Den Zahn der Zeit hätte Konami dem Titel an der ein oder andere Stelle aber auch ziehen können. 

Video starten 2:18 Metal Gear Solid Delta: Snake Eater zeigt erstes Gameplay - und sieht großartig aus

Nichts neu außer der Technik

Bevor wir zu einer genaueren Vorstellung kommen, die wohl wichtigste Info für alle Snake Eater-Ultras, die nicht direkt zum Fazit gesprungen sind: Metal Gear Solid Delta ist das wohl vorlagentreueste Remake, das uns bisher untergekommen ist.

Wer das Original in der Subsistence-, HD-Collection- oder Master-Collection-Edition gespielt hat, wird außer der neuen Technik und einer klitzekleinen Änderung, die mit dem eigentlichen Spiel überhaupt nichts zu tun hat, absolut nichts Neues erleben.

Jeder Gegner, jedes Item und sogar jedes Collectible befindet sich an der gleichen Stelle wie zuvor im Original aus dem Jahre 2004. Auch die Cutscenes und das Gameplay sind unverändert. Das Spiel sieht einfach nur besser aus und bietet ein paar neue Animationen, Charaktermodelle und Effekte.

Da die Technik die einzig nennenswerte Neuerung ist, ist es doch ein bisschen enttäuschend, dass das Spiel an einigen Stellen arg ruckelt, viel mit Bewegungsunschärfe kaschieren will und auch in den Zwischensequenzen nicht immer die beste Figur macht. 

Technische Einstellungen

MGS Delta: Snake Eater lässt euch die Wahl zwischen zwei Modi:

  • Leistung: Fokus auf Bildrate - Dynamische 4K (nativ maximal 1080p) - 60 fps
  • Grafik: Fokus auf Auflösung - Dynamische 4K (nativ maximal 1440p) - 30 fps

Ein völlig überdrehter, aber auch extrem cooler Spionage-Thriller

Metal Gear Solid 3: Snake Eater, und damit auch das Delta-Remake, sind gar nicht so einfach zusammenzufassen. Im Grunde handelt es sich um ein Stealth-Abenteuer mit viel Action und Kalter-Krieg-Setting. Es ist aber auch so viel mehr.

Die Geschichte dreht sich um den Soldaten Naked Snake, der in den 1960er-Jahren von den USA in die damalige Sowjetunion geschickt wird. Er soll dort einen Wissenschaftler, der neuaurtige Waffen entwickelt, befreien und damit die Welt vor einem weiteren Weltkrieg bewahren.

Die Zwischensequenzen sind teilweise richtig schick. Die Zwischensequenzen sind teilweise richtig schick.

Der Plan geht schief und Snake findet sich tief im feindlichen Gebiet wieder, größtenteils auf sich allein gestellt, und das Schicksal der Welt hängt noch mehr von ihm ab als zuvor. Ein Großteil der Story wird in teilweise ausufernd langen Zwischensequenzen erzählt. 20 Minuten am Stück sind dabei keine Ausnahme.

Die springen mühelos zwischen “bierernst” und “unfassbar trashig” hin und her – typisch Hideo Kojima eben Da geht es im einen Moment noch um die Kuba-Krise und das Kennedy-Attentat, im nächsten Moment taucht eine Söldnertruppe mit einem Wespenbändiger und einem eigentlich schon toten Scharfschützen auf. 

Ja, sowas gab es im kalten Krieg scheinbar auch. Ja, sowas gab es im kalten Krieg scheinbar auch.

Snake Eater nimmt sich zu jeder Zeit gleichzeitig viel zu Ernst und überhaupt nicht ernst und erzählt dadurch tatsächlich einen gleichermaßen fesselnden wie unterhaltsamen Spionage-Thriller, bei dem man wirklich auf alles gefasst sein muss. Und das setzt sich auch beim Gameplay fort.

Keine Änderungen: Metal Gear Solid Delta: Snake Eater übernimmt jegliche Inhalte aus dem Original. Dazu zählen auch Szenen, in denen sexuelle Gewalt angedeutet oder sogar gezeigt wird. Zudem ist die Darstellung einiger Figuren ziemlich unnötig freizügig. Konami weist zu Beginn des Spiels ebenfalls darauf hin, dass es sich um ein Kind seiner Zeit handelt.

Zwischen Schleicheinsatz und Bombast-Action

Spielerisch wird ein Mix aus kleinen, aber vergleichsweise offenen Gebieten und actionreichen Bosskämpfen geboten. In der Regel bietet sich dabei ein vorsichtiges, leises Vorgehen an. Snake kann aber auch jederzeit seine Waffen ziehen und drauflos ballern.

Wir haben dabei die Wahl zwischen einem klassischen Modus mit festen Kamerawinkeln und einem modernen Modus mit Third-Person-Perspektive und frei bewegbarer Kamera. Der klassische Modus ist zwar durchaus interessant, wer moderne Spiele gewohnt ist, wird aber mit dem modernen Modus sicher glücklicher werden.

Klassischer Modus Moderner Modus Klassischer Modus Moderner Modus

Im klassischen Modus ist es oft gar nicht zu sehen, ob direkt vor euch Gegner sind.

Wie wir vorgehen, ist in vielen Fällen uns überlassen. Das Spiel nimmt Neulinge kaum an die Hand. Neue Waffen und Ausrüstungsteile wie ein Sonar oder ein Minenfinder werden kaum erklärt und müssen einfach selbst ausprobiert werden. Das Ausprobieren macht zum Glück Spaß, ob der Fülle an Möglichkeiten kann man sich aber auch leicht überfordert fühlen.

Snake kann sich über den Boden kriechend leise fortbewegen und beispielsweise hohes Gras nutzen, um sich zu verstecken. Es gibt zudem eine große Auswahl an Tarnungen, die jederzeit gewechselt werden können und je nach Umgebung wie Wald, Nacht oder Wasser unterschiedlich effektiv sind. 

Feinde werden entweder per Nahkampfangriff oder mit schallgedämpften Waffen ausgeschaltet. In den meisten Fällen ist es auch möglich, komplett ohne Konfrontation durch die Levels zu schleichen. Wenn Snake doch entdeckt wird, schlagen die Gegner Alarm, was durch nachrückende Einheiten schnell ausarten kann. 

Oft bietet sich leises, bedachtes Vorgehen an. Oft bietet sich leises, bedachtes Vorgehen an.

Das Schleichen fühlt sich dabei ziemlich gut und befriedigend an. Wir passen den richtigen Moment ab, um von Schatten zu Schatten zu huschen und verteilen gezielte Kopftreffer, um uns den Weg heimlich freizuräumen. 

In den Bosskämpfen, von denen es überraschend viele im Spiel gibt, kommt ihr dann in den allermeisten Fällen nicht um die direkte Konfrontation herum. Mit Granaten, Sturmgewehren und Schrotflinten steht Snake dabei ein offensives Arsenal zur Verfügung. Die Bossgefechte schwanken dabei stark in ihrer Qualität von “absolut fantastisch” bis hin zu “kaum zumutbar”, was vor allem am Alter des eigentlichen Spiels liegt. Aber dazu gleich mehr.

Weitere Spielmodi

Neben der Hauptstory gibt es auch noch einen "Snake vs. Monkey"-Modus, in dem ihr als Naked Snake Jagd auf die Affen aus Ape Escape machen könnt. In der Xbox-Fassung ist hingegen "Snake vs. Bomberman" enthalten.

Zudem soll es auch noch einen Multiplayer-Modus namens Fox Hunt geben. Der wird aber erst im Herbst nachgeliefert und konnte so von uns noch nicht ausprobiert werden. Der Fokus liegt ganz klar auf der Geschichte.

Alte Stärken, aber auch alte Schwächen

Da es neben der Technik im Grunde keinerlei Veränderungen gibt, ist MGS Delta im Herzen ein waschechtes PS2-Spiel. Ein PS2-Meisterwerk zwar, aber eben immer noch ein PS2-Spiel. Mit allen Vor- und Nachteilen.

Wer das Original gespielt hat, wird mehr als nur einmal mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzen. Wer das Original gespielt hat, wird mehr als nur einmal mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzen.

Das fühlt sich 2025 zwar einerseits erfrischend an, kann andererseits aber auch zu Frust führen – erst recht bei allen, die ausschließlich moderne Actionspiele gewohnt sind. Dazu ein paar Beispiele:

  • An einer Stelle brauchen wir die Uniform einer bestimmten Wache. Wo wir die finden, wird eine knappe Stunde vorher mal erwähnt. Wie wir an die Uniform kommen, wird aber nicht verraten.
  • An einer anderen Stelle sollen wir uns mit einer Kontaktperson treffen. Eine Tür können wir allerdings nur öffnen, wenn die Gegner nicht nach uns suchen. Das erfahren wir aber erst, wenn wir vor der Tür stehen.
  • Ausgeschaltete Wachen lassen Gegenstände wie Munition fallen. Dafür müssen wir aber jede Wache aufheben und wieder fallen lassen, was in der Summe schonmal zehn Sekunden dauern kann.

Auch ein paar der Bosskämpfe im Spiel merkt man ihr Alter an. Ein Kampf findet beispielsweise in einer Höhle voller Wasser statt. Der Boss steht in der Mitte auf einer Plattform und es gibt genau zwei weitere Plattformen im Raum. Im Grunde stehen wir uns also nur gegenüber und schießen aufeinander, ab und zu springen wir ins Wasser, dann geht’s von vorne los.

Snake Eater Falls ihr euch bis jetzt gefragt habt, warum das Spiel so heißt, habt ihr hier die Antwort.

Tarnungen Der Wert am Ende zeigt euch an, wie gut die jeweilige Tarnung zur aktuellen Umgebung passt.

Verletzungen Verletzungen müssen im Menü geheilt werden. Einzeln.

Nickerchen Diese Wache war schrecklich müde. Snake hat sie netterweise in den Schatten gelegt.

In vielen anderen Momenten merkt man hingegen, warum Snake Eater so gut bewertet wurde und bis heute so beliebt ist. Ein Bosskampf kann beispielsweise umgangen werden, indem der Boss einfach ein paar Stunden vorher schon erledigt wird. Generell gibt es für viele Stellen extrem kreative Lösungswege. Diese selbst herauszufinden, fühlt sich extrem befriedigend und einfach spaßig an.

Auch die ganze Atmosphäre und das Design der Umgebungen und Figuren sind auch im Jahr 2025 noch immer absolut erstklassig. Und dank der neuen Optik sieht das heute so gut aus wie nie zuvor.

Barrierefreiheit

Metal Gear Solid Delta: Snake Eater bietet fünf Schwierigkeistgrade: Sehr Leicht, Leicht, Normal, Schwer, Extrem. Ein sechster (Europa-Extrem) wird nach dem erstmaligen Abschluss der Story freigeschaltet.

In den Einstellungen kann ausgewählt werden, ob bestimmte Aktionen durch das Halten einer Taste oder einmaliges Drücken ausgelöst wird. Zudem lässt sich die Dauer, in der eine Taste gedrückt gehalten werden muss, verkürzen.

Die Textgröße der Untertitel kann ebenfalls angepasst werden und es gibt zwei Farbkorrektur-Modi, die die Farben der HUD-Elemente verändern.

Wer soll diese Schlange essen?

Durch die extreme Nähe zur Vorlage, ist es dadurch gar nicht mal so einfach, zu sagen, für wen Metal Gear Solid Delta nun eigentlich gemacht ist. Wer Snake Eater in einer der anderen Versionen gespielt hat, findet hier nahezu 1:1 dasselbe Spiel in aufpolierter Optik vor.

Komplette Neulinge müssen hingegen schon ein Herz für die PS2-Ära, “altes” Spieldesign und/oder Kojima mitbringen, um das Remake wirklich würdigen zu können. Es bleibt das Gefühl, dass Konami etwas mehr Mut hätte aufbringen müssen, um Snake Eater wirklich in die Moderne zu verfrachten.

Atmosphärisch macht diesem Spiel kaum jemand etwas vor. Atmosphärisch macht diesem Spiel kaum jemand etwas vor.

Bei aller Liebe zur Nostalgie und dem Original hätte Konami bei der Modernisierung an vielen Stellen einfach einen Schritt weiter gehen können und vielleicht sogar müssen. Remakes wie Resident Evil 4, Silent Hill 2 oder Final Fantasy 7 haben eindrucksvoll gezeigt, dass man Klassiker ehren und gleichzeitig weiterentwickeln kann. Diesen Schritt verpasst Snake Eater jedoch.

So bleibt ein sehr, sehr gutes Spiel, dessen Stärken aber quasi allesamt schon 2004 existierten und das seitdem schon mehrmals neu aufgelegt wurde. Das ist alles andere als schlecht, reicht aber nicht, um den Spiele-Olymp erneut bis zur Spitze zu erklimmen.

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