Fazit: Scorn im Test: Eine schwere Geburt

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Samara Summer
@Auch_im_Winter

Scorn lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Ich rechne es Spielen generell immer an, wenn sie sich trauen, anders zu sein und mit ihrem Ansatz nicht auf Nummer sicher zu gehen. Auch mit einer kryptischen Story, zu der ich meine eigene Auslegung finden muss, kann ich mich anfreunden.
Das Konzept von Scorn, mit befremdlichen und splattrigen Elementen nicht nur auf kurze Schockmomente abzuzielen, sondern uns einen (mitunter brachialen) Denkanstoß zu liefern, finde ich daher spannend.

Das führte im Anschluss an das Spielen zu interessanten Diskussionen in unserer kleinen Runde. Dabei ging es mir etwas wie mit Kartoffelsalat, der dadurch gewinnt, ihn erst mal stehen und weiter durchziehen zu lassen. Soll heißen, nach dem Beenden ist das Spiel in meinem Kopf noch mal durchgezogen und ich kann das, was es richtig gut macht, mehr wertschätzen: die fantastischen Schauplätze, wie die surreale Gondelhalle, und dass es mich überrascht und mir Hirnschmalz abverlangt hat. 

Trotzdem kann ich nicht außer Acht lassen, dass das Spielerlebnis selbst mir nicht so viel gegeben hat, weil ich immer wieder von den grützigen Shooter-Mechaniken angefressen war und mir stattdessen einfach mehr Highlights auf dieser Reise gewünscht hätte, die mir teilweise zu gleichförmig ausfiel. 

Stephan Zielke
@GamingUndKatzen

Scorn ist ein sehr schwer zu bewertendes Spiel. Denn irgendwie mag es in keine mir bekannte Schublade für Videospiele passen. Für ein Horror-Spiel ist es nicht gruselig genug, für einen Shooter ist das Gunplay zu sperrig, für einen Walking-Simulator ist zu viel los. Am ehesten ist es wohl ein Rätselspiel, aber das würde dem Spiel auch nicht gerecht. Ein Gegensatz zwischen Unbekanntem und Vertrautem, abstoßend und anziehend zugleich, wie auch die Werke von H.R. Giger.

Mich hat Scorn von Anfang an abgeholt. Ich kam mir vor, als würde ich durch ein Giger-Gemälde wandern. Wie ein Fremdkörper, der nicht in diese Welt gehört. Allein für dieses Gefühl des Verlorenseins bin ich froh, es gespielt zu haben. Auch war es sehr erfrischend, dass ein Spiel mich zur Abwechslung mal nicht für dumm hält. Denn sowohl Gameplay, Rätsel als auch Welt wurden mir nicht vorgekaut in irgendwelchen Tutorialboxen oder Dokumenten. Stattdessen vertraut Scorn darauf, dass ich mir selbst Gedanken mache, besonders bei der Interpretation der Welt und was die Reise meines Charakters eigentlich bedeutet.

Nur die Gegner im Spiel hätte man sich wirklich sparen können. Meine Vermutung ist, dass mit dem sperrigen Gameplay wohl sowas wie ein Silent Hill-Feeling aufkommen sollte. Stattdessen habe ich bei jedem Monster nur mit den Augen gerollt und bei einigen Rücksetzpunkten lieber entnervt eine Runde um den Block gedreht, bevor ich den Controller an die Wand gedonnert hätte.

Dennis Michel
@DemiG0rgon

Ich habe in meinen fünf Jahren hier bei GamePro selten so lange während einer Testphase über ein Spiel nachgedacht und darüber diskutiert, wie hier bei Scorn. Das liegt vor allem daran, dass nahezu jeder Aspekt des Spiels einzeln betrachtet und völlig nachvollziehbar entweder komplett negativ oder positiv aufgefasst werden kann und es ungemein schwerfällt, hier eine adäquate Wertung zu vergeben. 

Würdet ihr mich fragen, ob Scorn ein gutes Videospiel ist, würde ich heftig den Kopf schütteln. Vergleicht ihr diesen bizarren Ausflug mit herkömmlichen Spielen, denkt sogar, euch erwartet feinster Horror oder noch schlimmer ein Ego-Shooter, könnt ihr nur enttäuscht werden. Fragt ihr mich aber, ob Scorn eine Erfahrung bietet, die man sich zumindest einmal anschauen sollte, ein lautes “JA!“ käme aus meinem Mund.

Wenn ich am Jahresende an die prägendsten Spielmomente zurückdenke, wird mir Scorn sehr schnell ins Gedächtnis kommen. Scorn ist kein Spiel, dass ich mit gutem Gefühl im Bauch durchgespielt und dann nach zwei Wochen wieder vergessen habe. Einige Momente und auch das Gefühl dieser stimmigen und überaus atmosphärischen Reise werden mir noch lange im Gedächtnis haften, auch wenn ich die ganz netten Rätsel, die furchtbaren Shooter-Elemente oder weite, recht Highlight-arme Passagen des Spiels schon lange wieder vergessen habe.

Holt ihr euch Scorn, versucht einmal – auch wenn das schwer fällt – komplett ohne Erwartungen an dieses Abenteuer zu gehen, nehmt euch beim Spielen viel Zeit und schaut, was passiert. Vielleicht ergeht es euch ja am Ende wie mir und ihr habt einen ganz besonderen Gaming-Moment erlebt.

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