The Day Before war meine große Hoffnung 2023 – jetzt schrillen alle meine Alarmglocken

Auf den ersten Blick sieht das Survival-MMO The Day Before wie der wahrgewordene Traum von Annika aus. Nach genauem Hinschauen glaubt sie aber eher an ein böses Erwachen.

Der Traum von The Day Before könnte nach hinten losgehen. Der Traum von The Day Before könnte nach hinten losgehen.

Selten machte meine Stimmung zu einem Spiel solch eine Kehrtwende, wie es bei The Day Before der Fall ist. Während ich nach der Ankündigung des Survival-MMOs von Fntastic noch guter Dinge dachte “The Day Before sieht für einen The Last of Us-Fan wie mich zu gut aus, um wahr zu sein!”, ist diese Aussage mittlerweile wortwörtlich und mit einem besorgten Ton zu verstehen. Grund dafür sind gleich mehrere fragwürdige Entscheidungen und problematische Vorfälle, zu denen sich jetzt noch ein Rechtsstreit gesellt, der auch bei mir endgültig die Alarmglocken ertönen lässt.

Update vom 3. Februar: Kurz nachdem diese Kolumne veröffentlich wurde, zeigte Fntastic zehn Minuten neues Gameplay, das allerdings nichts an der Aussage dieses Artikels ändert.

The Day Before lässt Survival-Herzen höher schlagen

Als das Studio im Januar 2021 mit der Ankündigung von The Day Before überraschend um die Ecke kam, war ich direkt begeistert. Das erste Gameplay sah mit seiner detaillierten Open World und den Schatten- und Lichteffekten nicht nur wirklich schick aus, sondern ließ auch auf einen spannenden Mix aus The Last of Us, The Division (2) und DayZ hoffen:

The Day Before: Erstes Gameplay zeigt, wie gefährlich die Open World im Survival-MMO ist Video starten 4:57 The Day Before: Erstes Gameplay zeigt, wie gefährlich die Open World im Survival-MMO ist

Neben typischen Survival-Mechaniken wie Ressourcenmanagement, Crafting und körperlichen Bedürfnissen, bekommen wir es nicht nur mit Zombies, sondern auch anderen Spieler*innen zu tun. Dadurch sollen sich ganz eigene Geschichten wie in DayZ entwickeln, weshalb ich mir sehr persönliche und spannende Momente erhoffte. Ein dynamisches Wetter- als auch Tag-Nacht-System, die ebenfalls Einfluss auf unseren Charakter haben, verstärken die dichte Atmosphäre noch zusätzlich. Damit klingt The Day Before wie eine umfangreichere The Last of Us-Alternative, die durch ihren Multiplayer-Ansatz für noch mehr Nervenkitzel sorgt.

Und ja, ein TLoU-Multiplayer ist zwar auch in Arbeit, war zu diesem Zeitpunkt aber nur ein Gerücht und besitzt nach wie vor nicht einmal einen groben Releasezeitraum, geschweige denn Details zum Gameplay. The Day Before ist dagegen mit seinem neuen Release am 10. November zum Greifen nah. Oder eben auch nicht, falls es sich am Ende doch als Schwindel herausstellt.

Annika Bavendiek
Annika Bavendiek

Seit The Last of Us steht Annika mehr denn je auf Spiele mit einem postapokalyptischen Setting voller Infizierter und feindseliger Mitmenschen. Das bedrückende Gefühl, jeder falsche Schritt könnte der letzte sein, während man um die bloße Existenz kämpft, hat für sie einen ganz besonderen Reiz. The Last of Us setzt da als Singleplayer-Spiel auf eine packende Story, ist mit KI-Gegnern und einer linearen Struktur aber auch berechenbarer. Ein Survival-MMO wie The Day Before könnte hier die nötige Dynamik und Spannung reinbringen.

Auf eine Unstimmigkeit folgt die nächste

Bereits das erste Gameplay von The Day Before löste einen Hype um das Survival-Spiel aus. Es dauerte nicht lange und der Titel kletterte auf Steam bei den meistgewünschten Spielen auf Platz 1. Allerdings gab es bereits zur Ankündigung erste skeptische Stimmen, da das Material mehr nach einer langen Skript-Sequenz als echtem Gameplay aussah. Hinzu kommt eine frische Downgrade-Debatte und die Tatsache, dass Fntastic den Fans einige Monate lang ein Video schuldete, dass sie den Fans für 10.000 Likes auf Instagram und Twitter versprachen:

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Neben der kuriosen Gameplay-Lage lassen noch weitere Faktoren Zweifel aufkommen. Da wären zum einen frühere Spieleprojekte wie Propnight, deren mittelmäßige Qualität und Support nicht im Ansatz vermuten lassen, dass das Team ein so ambitioniertes Projekt wie The Day Before stemmen könnte.

Zum anderen sind noch zu viele Fragen offen. Sofern das Entwicklerteam mal mit der Presse spricht, reagiert es meist vage oder weicht aus. Wie sieht es beispielsweise mit Krankheiten oder einer Kochfunktion aus? Kleine Fragen, auf die wir bis heute keine Antworten haben. Eine Beta oder ein Anspiel-Event könnten hier Abhilfe schaffen, aber bislang warten wir auch darauf vergebens.

Stattdessen kam zwischendurch eine Diskussion darüber auf, dass Fntastic Freelancer nicht bezahlt. Letztendlich erklärte der Entwickler, dass sie weltweit sowohl bezahlte als auch freiwillige Mitarbeiter*innen beschäftigen, ja sogar Freelancer rekrutieren. Dass viele Arbeiten wie etwa die Lokalisierung dabei aber nicht finanziell entlohnt werden, wie es in der Branche eigentlich üblich ist, hinterlässt trotzdem einen faden Beigeschmack.

Mittlerweile hat The Day Before eine zweite Verschiebung auf der Uhr. Während die letzte auf den 1. März 2023 immerhin noch mit dem extrem kurzfristigen Wechsel auf die Unreal Engine 5 begründet wurde, soll jetzt ein – genau genommen selbst verschuldeter – Markenrechtsstreit Schuld sein, dass wir bis zum 10. November 2023 warten müssen. Oder etwa doch nicht?

Fntastic widerspricht sich selbst

Angefangen damit, dass The Day Before vor wenigen Tagen von Steam verschwand, behauptete Fntastic erst, dass es sich dabei nur um einen Fehler im Store handelt. Kurz darauf gaben sie in einer Erklärung ab, dass ein Rechtsstreit sie dazu zwingt, neues Gameplay sowie gleich das ganze Spiel nochmal zu verschieben. Dabei scheint durch, dass sie es selbst verpasst haben, sich die Marke ‘The Day Before’ zu sichern, die mittlerweile einem Sun Jae Lee gehört. Spot aus der Community gab es gratis dazu:

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Noch unglaubwürdiger wurde das Ganze, als auf dem Discord-Channel des Spiel plötzlich User gebannt wurden und Fntastic gegenüber IGN behauptete, die Verschiebung sei in Wirklichkeit schon vor dem Copyright-Problem geplant gewesen.

Ein letzter Funken Hoffnung

Bei all dem Chaos und widersprüchlichen Aussagen hagelt es nicht nur Beschwerden und Betrugsvorwürfe seitens der Community, dass das Spiel gar nicht echt sei, auch mir brummt mir mittlerweile der Kopf. The Day Before hat sich für mich von einem Hoffnungsträger zu einem widersprüchlichen Projekt entwickelt, das wie eine Seifenblase zu platzen droht. Fntastic beteuert zwar die Echtheit, aber mittlerweile kann ich ihnen Sprüche wie diesen, in denen sie sich als Opfer darstellen, nicht mehr abkaufen:

Wir fühlen uns wie dieser einfache Typ aus den Actionfilmen der 90er Jahre. Ihr erinnert euch wahrscheinlich an ihn als den Helden, der den Schleier des Unglaubens durchbricht, weil niemand an ihn glaubt. Aber er findet die innere Stärke zu gewinnen und allen zu beweisen, dass er es am Ende wert ist.

Allerdings will ich auch nicht die volle Ladung Pessimismus raushängen lassen, sondern mir noch einen Funken Hoffnung bewahren, Atomic Heart sei Dank.

Die Ego-Shooter-Hoffnung von Mundfish hat uns immerhin ebenfalls Jahre lang Rätsel aufgegeben. Trotz beeindruckendem Gameplay waren wir uns nie ganz sicher, ob es sich dabei wirklich um ein echtes, funktionstüchtiges Spiel handelt. Dafür machten uns die undurchsichtige Kommunikation und das magere Marketing einfach zu skeptisch. Erst dank eines Preview-Events vor wenigen Wochen lüftete sich der Schleier und lässt uns zumindest fürs Erste erleichtert aufatmen: Atomic Heart ist ein echtes Spiel und stimmt uns sogar optimistisch.

Dass es uns mit The Day Before ähnlich ergeht, klingt vielleicht unwahrscheinlich, ist aber trotzdem nicht ausgeschlossen. Statt meine Hoffnung ganz zu begraben, klammere ich mich damit noch an den letzten Strohhalm. Vielleicht weiß mich das Spielejahr 2023 ja mehr als nur mit Atomic Heart positiv zu überraschen…

Aber wie seht ihr das? Glaubt ihr noch, dass The Day Before wirklich existiert, im November erscheint und sogar gut wird?

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