Thymesia im Test: Liebe auf den tausendsten Tod

Thymesia ist ein extrem forderndes Actionspiel, das nur Spaß macht, wenn ihr es nicht wie ein Soulslike angeht, und das vor allem mit Kampfsystem und Bosskämpfen glänzt.

Thymesia ist ein Actionspiel, das sich nur an Spielende richtet, die eine echte Herausforderung suchen. Thymesia ist ein Actionspiel, das sich nur an Spielende richtet, die eine echte Herausforderung suchen.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Thymesia sieht auf den ersten Blick verdächtig nach Bloodborne aus, aber dieser Eindruck täuscht. Im Königreich Hermes wird nämlich nach ganz eigenen Regeln gespielt – und die erinnern viel stärker an Sekiro als an irgendeinen anderen FromSoftware-Titel.

Soll heißen: Thymesia ist ein bockschweres Actionspiel, das euch schon zum Einstieg Knüppel zwischen die Beine wirft. Habt ihr aber die Geduld, die fordernden Mechaniken zu lernen, so fühlt sich das sehr belohnend an. Bringt ihr dagegen keine Genreerfahrung mit oder wollt kämpfen wie in einem typischen Soulslike, werdet ihr vermutlich keinen Spaß mit dem Spiel haben.

Zwei Schadensarten meistern

In den blutgetränkten Straßen des Königreichs Hermes erwartet euch gnadenloser Nahkampf in der Third Person-Ansicht. Ihr schnetzelt euch durch drei lineare Gebiete mit Haupt- und Nebenmissionen und bezwingt Bosse. Es gibt zwei gute Gründe, Thymesia zu spielen: das durchdachte Kampfsystem und die großartigen Bosskämpfe. In beiden Punkten funktioniert der Titel besser als so ziemlich alle anderen FromSoftware-ähnlichen Spiele, die nicht aus dem japanischen Entwicklungsstudio stammen. 

Bevor ihr Gegnern endgültigen Schaden zufügen könnt, müsst ihr zunächst Wunden aufreißen. Bevor ihr Gegnern endgültigen Schaden zufügen könnt, müsst ihr zunächst Wunden aufreißen.

Das definierende Element bei Thymesias Kampfsystem sind die zwei Schadensarten. Protagonist Corvus ist standardmäßig mit Säbel und Klauen ausgerüstet. Ersteren nutzt ihr mit R1-Angriffen, um Wunden aufzureißen. Verpasst ihr einem Gegner Trefferpunkte, so färbt sich der entsprechende Abschnitt seines Lebensbalkens zunächst einmal grün. Diese Wunden heilen jedoch nach einer gewissen Zeitspanne wieder, der Balken füllt sich wieder weiß. Um das zu verhindern, müsst ihr den Schaden noch mit eurer Klauenwaffe, die standardmäßig auf R2 liegt, permanent machen. 

Wollt ihr wissen, was die Kolleg*innen von GameStar zu Thymesia sagen? Dann schaut doch mal in das Test-Video rein:

Thymesia - Test-Video zum düsteren Fantasy-Actionspiel Video starten 11:02 Thymesia - Test-Video zum düsteren Fantasy-Actionspiel

Das System sorgt kontinuierlich für Spannung, da ihr unter Druck steht, die aufgerissenen Wunden in endgültigen Schaden zu verwandeln. Gerade im Bosskampf entsteht dadurch angenehmer Nervenkitzel, wenn die Frage aufkommt: Heile ich mich oder versuche ich lieber, den vorbereiteten Schaden einzutüten, bevor alle Mühe umsonst war? Für Fans von Actionspielen, die bereits viele Genrevertreter gespielt haben, bringt das einen reizvollen Twist. 

Um Wunden in dauerhaften Schaden zu verwandeln, nutzt ihr die Klaue. Um Wunden in dauerhaften Schaden zu verwandeln, nutzt ihr die Klaue.

Bumper und Trigger sind nicht alles 

Wenn ihr nun aber denkt, die Kämpfe bestünden nur daraus, abwechselnd R1- und R2-Angriffe auszuführen, dann täuscht ihr euch gewaltig, denn die Mechaniken haben wesentlich mehr Tiefgang. Da wären zunächst einmal die Seuchenwaffen, die ihr beim Besiegen von Level- und Bossgegnern freischaltet. Dabei handelt es sich um ein vielseitiges Arsenal an Feindwaffen, unter denen ihr Messer, Doppelschwerter, eine Hellebarde, eine Sense und mehr findet. 

Mit diesen Waffen könnt ihr ebenfalls Wunden aufreißen und die Animationen sind – genau wie die verschiedenen Exekutionen – der reinste Augenschmaus. Besonders Letztere sehen richtig wuchtig aus und bringen eine optische Abwechslung. Die Seuchenangriffe haben allerdings einen Cooldown und benötigen Energie, die ihr zum Beispiel aufladen könnt, indem ihr perfekt ausweicht oder Klauenangriffe ausführt; je nachdem, welche Fähigkeiten ihr freigeschaltet habt. 

Seuchenwaffen, wie diese Doppelklinge, besitzen Spezialangriffe, die schick animiert sind. Seuchenwaffen, wie diese Doppelklinge, besitzen Spezialangriffe, die schick animiert sind.

Neben drei Attributen für Säbel-, Klauenschaden und Gesundheit dürft ihr nämlich mit jedem Levelaufstieg Perks aus einem Fähigkeitenbaum auswählen. So erhöht ihr das Zeitfenster für Paraden, die enorm nützlich sind, weil sie direkt Wunden aufreißen, oder kauft einen Sprungangriff, der mit dem richtigen Timing bei kritischen Gegnerattacken guten Konterschaden verursacht. Viele der Fähigkeiten sind echte Gamechanger und ihr könnt sie ständig kostenlos neu verteilen, sodass ihr euch auf jeden Kampf taktisch vorbereiten könnt. 

Die Erfahrungspunkte, die ihr für das Aufwerten der Stats und folglich das Freischalten der Fähigkeiten braucht, sammelt ihr soulstypisch beim Töten von Gegnern. Falls ihr sterbt, müsst ihr eure Erinnerungssplitter (Seelen) wieder am Punkt eures Ablebens einsammeln, ohne vorher erneut das Zeitliche zu segnen. 

In den Gebieten begegnen euch immer wieder stärkere Gegner, die beim Tod nützliche Items verlieren. In den Gebieten begegnen euch immer wieder stärkere Gegner, die beim Tod nützliche Items verlieren.

Bosskämpfe vom Feinsten 

Die Facetten des Kampfsystems reizt ihr hauptsächlich während Bosskämpfen aus. Zwar gibt es gerade mal acht Stück davon, aber dafür sind diese alles, was sich hartgesottene Nahkampf-Action-Fans nur wünschen können. Die Endgegnerdesigns sind zwar nicht völlig neu, aber sowohl optisch als auch spielmechanisch abwechslungsreich und ganz klar in die Kategorie „hart, aber fair“ einzuordnen. 

Ihr trefft auf den flinken Zirkusdirektor Odur, der euch Kombos am laufenden Band um die Ohren haut, einen Mutanten, der euch mit Tentakeln terrorisiert, Gimmick-Bosse sowie einen großen Kerl mit langsamen, aber mächtigen Schlag- und Sprungangriffen. Wie bei Dark Souls und Co. führt kein Weg daran vorbei, erst einmal die Attacken zu lernen. Was euch das Spiel dabei in Sachen Präzision, Reaktionsgeschwindigkeit und Moveset abverlangt, erinnert dagegen eher an Sekiro, weil es oft auf Parieren ausgelegt ist. Ihr habt zudem keinen Ausdauerbalken, werdet aber durch die Animationsdauer von Angriffen und Ausweichschritten vom Tasten-Spam abgehalten. 

Das ist das Menü für die Seuchenwaffen, in dem ihr diese auch aufrüsten könnt. Das ist das Menü für die Seuchenwaffen, in dem ihr diese auch aufrüsten könnt.

Level können nicht mithalten 

Die Gebiete, die ihr durchstreift, lassen dagegen die Abwechslung und Herausforderung der Bosskämpfe vermissen. Ihr landet zuerst im Bäumemeer, einem verseuchten dunklen Gebiet mit Holzhütten- und stegen, das mehr als deutlich an Blighttown aus Dark Souls erinnert und nur durch einige Zirkuselemente wie Lichterketten und Zelte etwas aufgewertet wird. 

Das fühlt sich an, wie ein Griff in die Klischeekiste. Zudem wird das Erkunden kaum belohnt, da ihr in Fässern und Nischen hauptsächlich storyrelevante Notizen findet – und die Geschichte des Spiels könnt ihr getrost vernachlässigen. Sie dreht sich um alchemistische Experimente, die aus dem Ruder gelaufen sind, und ist weder gut nachvollziehbar noch sonderlich originell. 

Nützliche Items zum Aufwerten von Waffen und Heilung bekommt ihr fast ausschließlich als Belohnung für das Erledigen von Feinden und diese sind bis auf ein paar härtere Brocken deutlich zu harmlos - gerade im Vergleich zu den Bossen. Zudem trefft ihr einfach zu oft auf dieselben Gegner. Über den Hellebardenkrieger mit Stachelschultern und die einfachen Soldaten mit Schwert und Schild stolpert ihr beispielsweise an jeder Ecke. 

Das erste Gebiet namens Bäumemeer erinnert optisch an Blighttown aus Dark Souls. Das erste Gebiet namens Bäumemeer erinnert optisch an Blighttown aus Dark Souls.

Nur für Hartgesottene 

Die Level funktionieren zwar ganz gut, um die Spielmechaniken zu verinnerlichen und Fähigkeiten freizuschalten, trotzdem ist die Lernkurve, wenn ihr eurem ersten Boss im Bäumemeer gegenübersteht, steil wie eine Hauswand. Bereits an diesem Punkt macht Thymesia deutlich, an wen es sich richtet: an erfahrene Fans von Actiontiteln, die eine echte Herausforderung suchen. 

Habt ihr Lust darauf, euch wirklich in das Kampfsystem reinzufuchsen, und begeistert ihr euch bei Genretiteln hauptsächlich für fordernde und gut designte Bosskämpfe, dann könnte Thymesia euer Sommer-Hit 2022 werden. Wollt ihr stattdessen schnelle Erfolgserlebnisse, Kämpfe, die an Dark Souls erinnern, und Geheimnisse in weitläufigen Gebieten, dann lasst lieber die Finger davon. In dem Fall werdet ihr das Pad nämlich schon beim ersten Bosskampf in die Ecke schmeißen, statt zwölf bis 18 Stunden Spaß an den Herausforderungen zu haben.

1 von 3

nächste Seite


zu den Kommentaren (71)

Kommentare(70)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.