FIFA 22 im Test: Von 'sehr gut' bis 'absolute Frechheit'

Mit FIFA 22 erwartet euch auf PS5 und Xbox Series X der Sprung in EAs neue Fußballgeneration. Wer auf der Last-Gen spielt, bekommt jedoch größtenteils die gewohnte Kost.

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FIFA 22 im GamePro-Test FIFA 22 im GamePro-Test

FIFA 22 ist das spielerisch beste Spiel der Reihe, der erste Schritt in eine neue Fußballgeneration, könnten wir sagen. FIFA 22 kommt mit spaßigen und interessanten Verbesserungen, aber auch Einschnitten daher, ist im Grunde aber mehr vom Gleichen. Auch das könnten wir sagen. Wir könnten aber auch sagen, dass FIFA 22 die alljährliche Frechheit zum Vollpreis ist.

Ihr seht schon, EA Sports' neuer Ableger ist alles, nur kein optimales Spielerlebnis für jeden Fan der virtuellen Ballschieberei. Mehr denn je kommt es nämlich darauf an, auf welcher Konsole ihr FIFA spielt: Auf PS5 und Xbox Series X/S, der Last-Gen oder aber der Nintendo Switch. Eine Drei-Versionen-Gesellschaft, bei der am Ende ihr entscheiden müsst, ob euch das Gebotene taugt. Bei der Entscheidungsfindung helfen wir euch aber gern.

Die größte Neuerung gibt's nur auf PS5 und Xbox Series X/S

An dieser Stelle sparen wir uns den Scooter-Wortwitz und nennen die größte Gameplay-Neuerung seit Jahren beim Namen: Hypermotion. Sagt euch überhaupt nichts? Kein Problem. Ein Blick in den kleinen Kasten weiter unten bringt euch auf den aktuellen Stand. Für alle anderen kommen wir aber direkt zum Punkt: EAs neue Technologie für PS5 und Xbox Series X/S macht auch abseits der Beta in der Vollversion einen spürbaren Unterschied hin zu mehr Realismus und mehr Spaß am Pad.

PS4 PS4
PS5 PS5

Die Bewegungen der Spieler und Spielerinnen vom einfachen Dribbling über Kopfballduelle bis hin zum Torschuss schauen flüssiger und authentischer aus. Lediglich bei manch Abschluss hängen uns die Kicker ein wenig arg schief in der Luft. Hinzu kommt - und Vorsicht, es folgt ein weiterer Fachbegriff -, was EA "Machine Learning" nennt. Im Grunde bedeutet das nur, dass die computergesteuerte KI kontinuierlich dazulernt, sodass Abwehr- und Angriffsverhalten im Vergleich zu FIFA 21 spürbar verbessert wurde. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass das Gekicke weiter entschleunigt wird, der Spielaufbau mehr im Fokus steht, und auch, dass es euch die KI wahrlich nicht leicht macht. Tore zu erzielen fiel uns im Test beispielsweise auf PS5 deutlich schwerer als auf PS4.

Einen großen Anteil an unserer Torflaute hatten aber auch die runderneuerten Torhüter. Zwar ist es auf der einen Seite lobenswert, dass deren Verhalten deutlich realistischer und individueller wirkt, die Kehrseite ist jedoch, dass selbst manch 75er-Goalie Reaktionen eines Ter Stegen zu besten Barca-Zeiten aufweist.

Womit wir uns im Test ebenfalls noch ein wenig schwer getan haben, was aber grundsätzliche eine schöne Gameplay-Neuerung ist, ist die verbesserte Anwahl der Spieler im Defensivverhalten. Per Druck auf R3/RB könnt ihr jetzt via Stick aus vier Kickern wählen, springt so in der Theorie also nicht mehr zum falschen Spieler. Das erfordert jedoch viel Eingewöhnung und ist mehr für die Pros unter euch gedacht.

Die Hypermotion-Technologie erklärt: Während für frühere Ableger Schauspieler*innen und Fußballstars in Motion Capturing-Anzügen vor Greenscreens gefilmt wurden, um einzelne Bewegungen ins Spiel zu übertragen, ging es jetzt für 22 Profis ab ins Stadion. Hier wurden dank Hypermotion-Technologie "normale" Fußballspiele oder einzelne Spielsituationen gefilmt und später digitalisiert bzw. in die Frostbite Engine von FIFA 22 übertragen. Laut EA befinden sich dadurch über 4.000 neue Animationen in der Next-Gen-Version des Spiels. Auch das Flugverhalten des Balls wurde dadurch weiter verbessert und entspricht nun mehr der Realität.

Auch optisch hat sich in FIFA zumindest auf PS5 und Xbox Series X/S etwas getan. Charaktermodelle vieler Stars wurden verbessert, wodurch beispielsweise die Haare deutlich schicker aussehen, und generell wurde an der Match-Präsentation gefeilt. So laufen auf Next-Gen Einlaufkinder vor Anpfiff mit auf den Platz, der Greenkeeper sprenkelt den Rasen und im Karrieremodus bekommen wir einen Einblick in die Kabine.

Auf PS5 und Xbox Series X/S gibt es einen ausführlichen Tutorial-Prolog, der euch die grundlegende Steuerung und Neuerungen beibringt. Auf PS5 und Xbox Series X/S gibt es einen ausführlichen Tutorial-Prolog, der euch die grundlegende Steuerung und Neuerungen beibringt.

Auch gibt es ein neues Tutorial-Intro. Hier lernen wir in den Straßen von Paris die grundlegenden Spielmechaniken wie das Schicken von Spielern, treffen sogar in einer kleinen Geschichte auf Stars wie David Beckham und Lewis Hamilton. Warum es diesen coolen Start ins Spiel nur auf PS5 und Xbox Series X/S gibt, ist wohl ein Fall für Galileo Mystery oder gar Jonathan Frakes und seinen X-Factor. Es ist uns ein Rätsel.

Generell halten wir fest, dass die optischen Unterschiede für FIFA-Fans spürbar sind, jedoch kein Schritt nach vorn, der euch die Kinnlade gen Boden sinken lässt. Auch fällt auf, dass FIFA auf Next-Gen jetzt heller und ja, ein wenig Comic-hafter wirkt. Geschmackssache!

Hinweis zur Xbox Series S-Version: Wohl aufgrund eines Bugs wird das Geschehen auf dem Platz (Spieler und Rasen) arg verwaschen dargestellt. Zum Zeitpunkt des Tests wurde der Fehler seitens EA noch nicht behoben, daher haben wir uns für eine Abwertung von fünf Punkten entschieden.

Neuer, alter Modus in der Karriere

Lassen wir Optik und Spielbarkeit hinter uns und schauen, welche großen "Neuerungen" sich noch im Umfangsmonster FIFA 22 verstecken - und zwar auf allen aktuellen Konsolen (abseits der Switch, versteht sich).

Dass wir Neuerungen in Anführungsstrichen schreiben, kommt beim Create a Team-Modus natürlich nicht von ungefähr. Ein ähnliches Feature gab es zuletzt in FIFA 15, wurde aber in den Folgejahren entfernt. Warum, das weiß nur EA allein (oder vielleicht Jonathan Frakes). Hier habt ihr im Rahmen der Karriere nun die Möglichkeit, euren eigenen Verein zu erstellen. Vom Wappen über die Optik des Stadions bis hin zum Tornetz, ihr habt die Wahl. Auch die Ambitionen und das Standing innerhalb der Liga könnt ihr bestimmen, sogar euren Erzrivalen.

Tornetz Die Tornetze wurden für FIFA 22 verbessert und trefft ihr ins Eckige, sieht das deutlich realistischer aus

Stadion Im Create a Team-Modus habt ihr unter anderem die Wahl aus einer großen Auswahl an Stadien.

Und was die Individualisierungsmöglichkeiten anbelangt, dürft ihr nicht lediglich aus einer Handvoll Optionen wählen. Der Creator ist recht umfangreich und lässt euch euren Wunschverein bauen. Einziges, dafür aber großes Manko: Die Namen eurer Spieler könnt ihr nicht abändern. Gern hätten wir Tsubasa, Genzo und Ryo aufs Feld geschickt, statt Müller, Meier und Richter.

Was den Karrieremodus als großes Ganzes anbelangt, haben wir jedoch erneut viel Altbekanntes vorgefunden. Wir könnten uns an dieser Stelle in Details verstricken, wie etwa der Möglichkeit, in der Spielerkarriere von der Bank aus zu starten, Erfahrungspunkte zu sammeln oder auf die verbesserte Inszenierung der Vertragsverhandlungen eingehen. Für absolute Karriere-Cracks sind all das nette Spielereien, die große Überarbeitung der Karriere samt einer deutlich packenderen Präsentation fehlt jedoch nach wie vor.

VOLTA mit neuem Spaßmodus

Eine waschechte Neuerung haben wir jedoch einmal mehr im "FIFA Street"-Modus VOLTA vorgefunden. Gemeint ist nicht etwa die frische Spezialfähigkeit eures Kickers, der nach Druck auf R1/RB einen Power-Schuss, ein starkes Tackling oder einen Speed-Boost ausführt. Auch nicht die Skill-Leiste, die sich durch bestimmte Aktionen wie einen Beinschuss füllt, und durch die erzielte Tore bis zu vierfach gewertet werden.

Die Rede ist vom Arcade-Modus, einer Serie an Minispielen, die VOLTA noch mehr in die Ecke Spaßmodus drängen. Ein tolle, kurzweilige Ergänzung, wie wir finden. So dürft ihr gegen drei Kontrahent*innen beispielsweise im Fußballtennis antreten, eure Gegner im Völkerball abbolzen oder in einer Moorhuhnjagd-Variante verschiedene Ziele umschießen. VOLTA ist einmal mehr für den Spaß zwischendurch gedacht und lockt all jene vor die Konsole, die keine Lust auf bierernste 11vs.11-Duelle haben.

Wall Ball Elimination Hier müsst ihr den Ball gegen eine Wand schießen, leuchtet eure Farbe im Minispiel auf. Seid ihr zu langsam, scheidet ihr aus.

Corner Scramble Hier müsst ihr den Ball auf einem rechteckigen Spielfeld in eurem Tor unterbringen. Jeder Spieler hat dabei sein eigenes Tor. Die Person mit den meisten Toren gewinnt.

Team Keepaway Haltet im Team den Ball so lange wie möglich in euren Reihen. Gelingt euch das, färbt sich die Farbe des Spielfelds immer weiter ein. Ist das komplette Feld rot oder blau eingefärbt oder die Zeit abgelaufen, steht der Sieger fest.

Doch auch hier gibt es einen Wermutstropfen: Der zugegeben ziemlich miese Story-Modus aus FIFA 21 wurde jetzt komplett gestrichen. Nach dem Ende von "The Journey" keine gute Nachricht für diejenigen unter euch, die Wert auf eine Geschichte legen.

FUT und der alljährliche Pay2Win-Hinweis

Ihr habt doch nicht etwa gedacht, dass wir ohne Verweis auf EAs Mikrotransaktions-Falle auskommen? Ein FIFA ohne Pay2Win ist schließlich kein FIFA. Positiv hervorheben wollen wir jedoch, dass ihr die Inhalte der Packs weiterhin in der Vorschau angezeigt bekommt. Entscheidet ihr euch gegen den Kauf, müsst ihr jedoch 24 Stunden bis zur nächsten Vorschau warten.

Unser jährliches Pack Opening-Experiment haben wir natürlich auch in diesem Jahr durchgeführt. So haben wir im Gegenwert von 40 Euro als besten Spieler Kai Havertz (84) gezogen, zudem mit Timo Horn und Davide Faraoni zwei TOTW-Spieler. Welche Karten noch, seht ihr auf den Bildern. Natürlich ist alles reine Glückssache, doch bei dem Ergebnis mussten wir schon lachen. Noch schlechtere Karten zu ziehen, muss uns erst einmal jemand vormachen.

Topspieler Kai Havertz war für den Einsatz von 40 Euro unser bester Spieler

Weitere Spieler Weiter hinten tummeln sich noch Timo Horn und Davide Faraoni als TOTW-Spieler.

Doch auch inhaltlich gibt es eine größere Neuerung am FIFA Ultimate Team-Modus. So wurden die beliebten Division Rivals umgebaut. Hier könnt ihr euch diesmal ohne Platzierungsmatches von Liga 10 aus hocharbeiten, bekommt dank eines Battle Pass neue Belohnungen in Form von Packs.

Durch sogenannter Milestone Awards sackt ihr auch Karten ein, wenn ihr lediglich viele Partien spielt. Das motiviert, wenn das Matchmaking euch in der hintersten Liga mal wieder den Progamer vorsetzt, der mit Mbappe und Haaland im Sturm durch eure Defensivreihen pflügt. Wer es übrigens lieber freundschaftlicher angehen möchte, kann sich im FUT Freundschaftsspielmodus jetzt online einen Koop-Partner oder Koop-Partnerin suchen. Das funktioniert allerdings nur mit voreingestellten Mannschaften.

Alle Neuerungen des Ultimate Team Modus Video starten 4:01 Alle Neuerungen des Ultimate Team Modus

Keine WM möglich, dafür gibt's Frauen in den Pro Clubs

Abschließend entlassen wir euch mit einer guten und einer schlechten Nachricht aus dem Test, was auch ein wenig sinnbildlich für FIFA 22 steht. Zunächst müssen wir all den Nationalteam-Enthusiasten sagen, dass ganze 16 Teams im Vergleich zum Vorgänger gestrichen wurden, mit China nur noch eine asiatische Mannschaft im Spiel ist, auf afrikanische Teams komplett verzichtet wurde. Wer sich ein eigenes WM-Turnier basteln will, muss somit starke Abstriche in Kauf nehmen.

Dank des beliebten Pro Clubs-Modus müssen wir jedoch nicht mit einer unschönen Änderung zum Ende kommen. So gibt es nicht nur neue Team-Anpassungsmöglichkeiten in Form von Trikots, Wappen etc., auch könnt ihr euch in Spontanspielen austoben, ohne eure Matchbilanz zu verändern. Die größte Neuerung ist jedoch, dass ihr jetzt auch weibliche Virtual Pros erstellen dürft, die dann zusammen mit den Männern an den Partien teilnehmen.

Wir hoffen der Test hat klar deutlich gemacht, FIFA ist im Jahr 2021 nicht gleich FIFA. Wie viel Spaß ihr letzten Endes am Spiel habt, hängt stark von der Version. Aber auch, wie sehr die Einschnitte wie bspw. beim Story-Modus oder den Nationalteams bei euch ins Gewicht fallen und ihr im Gegensatz Spaß an den Verbesserungen habt.

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