Geschmackssache Fallout 4 - Danke fürs Anderssein!

Fallout 4 ist nicht das Konsens-Rollenspiel geworden, auf das sich alle einigen können. Zum Glück, findet Heiko Klinge, denn für ihn ist Konsens vor allem eines: langweilig.

Typisch Fallout 4: Fans haben MTVs Beavis & Butthead im Charakter-Editor nachgebaut. Geschmackssache eben. Ähnlichkeiten zum Autoren dieser Kolumne sind rein zufällig. Typisch Fallout 4: Fans haben MTVs Beavis & Butthead im Charakter-Editor nachgebaut. Geschmackssache eben. Ähnlichkeiten zum Autoren dieser Kolumne sind rein zufällig.

Ich liebe die Punk-Rock-Band Bad Religion. Seit 1994 habe ich mir jedes Album gekauft. Und seit 1994 muss ich mir deswegen dumme Sprüche anhören: »Wie kann man solch einen Krach bloß hören?«, »Bei denen klingt doch jeder Song gleich!«, oder - mein Favorit - »Früher waren die aber noch nicht so kommerziell!«

Und was hat das jetzt mit Fallout 4 zu tun? Ganz einfach: »Wie kann man sowas bloß zocken?«, »Bei denen ist doch jedes Spiel gleich!«, oder - mein Favorit - »Früher waren die aber noch nicht so casual!« Erkannt? Auch meine Antwort ist übrigens identisch: »Na und? Mir gefällt's!«

Der Autor
Heiko hört seit 1994 Bad Religion und spielt seit 1997 Fallout. Wenig bringt ihn mehr auf die Palme als die Behauptung, dass früher alles besser war - egal ob bei Spielen oder Musik. Sein besonderer Hass gilt dem Spruch: »Auf dem ersten Album waren sie ja noch cool, aber dann sind sie mir zu kommerziell geworden!« In Fallout 4 hat er bis dato rund 40 Stunden investiert, aber nach wie vor erst einen Bruchteil der Welt gesehen. Umso mehr irritieren ihn negative Reviews von Usern, die schon über 100 Stunden auf der Uhr haben. Warum verbringt man so viel Zeit mit einem Spiel, das einem keinen Spaß macht?

Worauf ich hinauswill: Bad Religion ist genauso Geschmackssache wie Fallout 4. Und Geschmackssachen finde ich grundsätzlich super. Denn wenn jeder das Gleiche gut findet, denn hat das entsprechende Medium meist ein großes Problem. Das hören wir täglich im Radio bei den Hits der 80er, 90er und dem Besten von heute. Das sehen wir im Kino beim tausendsten Superheldenfilm.

Und ja, das spielen wir auch immer mehr. Etwa wenn ich bei Mordors Schatten das Gefühl habe, eine Herr-der-Ringe-Mod für Assassin's Creed zu spielen. Wenn ich als Shooter-Noob auf den ersten Blick ein Battlefield 4 nicht von einem Call of Duty: Advanced Warfare unterscheiden kann. Oder wenn sich die Nahkampfsysteme von Batman: Arkham Knight, Mad Max und Assassin's Creed Syndicate bös gesagt nur in der Farbe der Kontertaste unterscheiden.

Mehr eigene Handschriften!

Genau wie bei der Musik schätze ich auch bei Spielen eine unverkennbare Handschrift. Und deswegen bin ich dankbar für Fallout 4. Wie Michael so wunderbar in seinem Test herausarbeitet, ist es nämlich durch und durch ein Bethesda-Titel - mit allen Ecken und Kanten, die für mich nun mal irgendwie dazugehören. Angefangen beim speziellen Charaktersystem über die faszinierende Spielwelt bis hin zu altbekannten Schwächen wie der traditionell dünnen Hauptgeschichte.

Natürlich kann, darf und soll man Fallout 4 trotzdem kritisieren, schließlich meckere ich auch bei einem Bad-Religion-Album über eine drucklose Produktion oder den einen oder anderen schwächeren Song. Das ändert aber nichts daran, dass ich dieser Band mehr verzeihe als anderen. Weil einfach ich diesen speziellen Stil mag, diesen speziellen Sound, diese speziellen Texte.

Und ich würde mir einfach wünschen, dass wieder mehr Spiele-Blockbuster eine eigene unverkennbare Handschrift haben. So wie ein GTA mit seiner zynischen Gesellschafts-Satire, ein Dark Souls mit seinem sadistischen Schwierigkeitsgrad und eben ein Fallout mit seinem gigantischen Abenteuer-Spielplatz. Denn per Marktforschung auf Massengeschmack getrimmte Konsenstitel gibt's schon mehr als genug. Genau wie schlechte Musik.

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