Halo Infinite im Test: Das Warten hat sich gelohnt

Das Master Chief-Comeback auf der Xbox wird in unserem Test vielen der hohen Erwartungen gerecht. Und hat am Ende trotzdem für ein hartes Wertungs-Dilemma gesorgt.

Halo Infinite im Test für Xbox Series X. Halo Infinite im Test für Xbox Series X.

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Der Release eines neuen Halo-Spiels ist ohne Übertreibung stets ein monumentales Ereignis. Denn kaum ein anderer Videospielcharakter ist derart eng mit der Xbox verbunden wie der Master Chief. Der grün gerüstete Supersoldat putzt seit mittlerweile 20 Jahren reihenweise Aliens vom Bildschirm und hat in dieser Zeit eine große und treue Fanbase um sich geschart, die seit jeher hohe Erwartungen an die Reihe haben. Und beim jetzt erscheinenden Halo Infinite ist das nicht anders, ist es doch der erste große Serienteil seit über sechs Jahren. 

Bei aller Vorfreude hat Infinite aber auch bereits für viel Stirnrunzeln gesorgt. Denn einerseits durchlief das Spiel eine nicht unproblematische Entwicklung, die im letzten Jahr noch einmal verlängert wurde. Und andererseits muss Halo Infinite auch den schwierigen Spagat schaffen, gleichermaßen die treuen Fans zufriedenzustellen, als auch die zahlreichen Neulinge abzuholen, für die Infinite der erste Serienteil ist. 

Hinweis zur Wertung
Auch wenn der Multiplayer von Halo Infinite Free2Play und als Beta bereits separat spielbar ist, bewerten wir in unserem Test das Gesamtpaket aus Kampagne und Multiplayer. Unsere Wertung solltet ihr allerdings zunächst noch als vorläufig betrachten. Denn je nachdem, ob es zum offiziellen Launch des Multiplayers am 8. Dezember zu größeren technischen Problemen kommen sollte, kann es sein, dass wir die Wertung noch einmal anpassen, auch wenn wir aktuell nicht davon ausgehen. 

Wir besprechen in diesem Test sowohl die Kampagne als auch den Multiplayer von Halo Infinite. Über die Navigation könnt ihr schnell zu den entsprechenden Kapiteln springen.

Inhaltsverzeichnis

Showdown auf Zeta Halo

Die Kampagne von Halo Infinite spielt zeitlich nach den Ereignissen von Halo 5: Guardians und lässt sich zumindest in ihren Grundzügen schnell zusammenfassen. Supersoldat Master Chief wird im All treibend von einem Piloten eingesammelt, der lange Zeit nur die Bezeichnung "Echo 216" tragen wird. Im Orbit der teils zerstörten Ringwelt Zeta Halo erklärt dieser dem Chief, dass die Alien-Fraktion der Verbannten unter der Führung von Kriegshäuptling Escharum die Streitkräfte der Menschen auf dem Ring vernichtend geschlagen hat und alle Hoffnung verloren ist.

Spartan 117 ist natürlich exakt mit solchen Situationen vertraut und stürzt sich kurz darauf in die Schlacht mit den Verbannten, begleitet von einer neuen KI-Begleiterin, die schlicht "die Waffe" heißt. Denn es gilt im Laufe der Story gleich mehrere Mysterien zu lösen: Was suchen die Verbannten auf dem Ring? Was ist die genaue Funktion der Waffe? Was ist nach Halo 5: Guardians passiert? Und was genau hat es mit der mysteriösen Vorbotin auf sich, die nach ein paar Stunden in der Story auftaucht? 

Ganz ohne KI geht es dann doch nicht: Nach Cortana greift der Master Chief jetzt auf die Hilfe der Waffe zurück. Ganz ohne KI geht es dann doch nicht: Nach Cortana greift der Master Chief jetzt auf die Hilfe der Waffe zurück.

Entwickler 343 Industries wollte mit Halo Infinite einen "spirituellen Reboot" der Serie schaffen und bedient sich bei der Story eines ähnlichen Kniffes wie vor 20 Jahren. Ohne großes Vorwissen werden wir hier nämlich in einen Konflikt geworfen und müssen dabei einer Reihe von Fragen auf den Grund gehen. Das Spiel setzt darauf, dass Spieler*innen diesen Brotkrumen begierig hinterherlaufen und bei den alten Halo-Hasen in der Redaktion hat das auch tatsächlich gut funktioniert, während es die Neulinge bedeutend schwerer hatten. Auch weil sich im zweiten Teil der Kampagne neue, übergreifendere Fragen stellen und das Tempo bis zum gelungenen, wenn auch offenen Finale noch einmal merkbar angezogen wird.

Böse Böse und coole Gute

Das würde ohne ansprechende Antagonisten nicht wirklich funktionieren und deswegen ist es umso schöner, dass Halo Infinite eine echt gute "Bösen-Riege" in Form der Verbannten liefert. Escharums Hass auf die Menschen ist ihm förmlich anzusehen und darüber hinaus schart er auch eine ganze Reihe abgebrühter Spartan-Jäger und anderer Untergebener um sich, mit dem es der Master Chief im Laufe der Kampagne zu tun bekommt. Das Spiel skizziert dabei die Verbannten und ihre Motivation auf dem Ring durchaus nachvollziehbar und macht sie dadurch zu einem echten Highlight des Spiels. 

Escharum ist der Anführer der Verbannten und hegt einen ganz besonderen Hass gegen Spartan-Soldaten. Escharum ist der Anführer der Verbannten und hegt einen ganz besonderen Hass gegen Spartan-Soldaten.

Doch nicht nur die dunkle Seite ist 343 Industries gelungen, denn auch die neuen verbündeten Nebencharaktere sind eine echte Bereicherung für die Reihe. Pilot Echo 216 hält sich zwar insbesondere im ersten Teil der Story sehr im Hintergrund, gefällt aber trotzdem als latent genervtes Liefer-Helferlein des Chiefs, das eigentlich nur nach Hause will. Und die spitzfindige Waffe harmoniert mit ihren schnippischen Sprüchen derart gut mit dem Master Chief, dass sie in Infinite spielend den Platz einnimmt, den Cortana lange Zeit innehatte - wir wollen zukünftig jedenfalls mehr von ihr sehen!

Viele Fragezeichen für Neulinge

Cortana ist übrigens ein gutes Stichwort und auch Bestandteil des größten Kritikpunktes, den wir an der Story des Spiels haben. Denn Serienneulinge werden bei Infinite komplett im Regen stehengelassen: Wer also mit Begriffen wie eben Cortana, Dr. Halsey, der Allianz, den Blutsvätern oder eben dem Konzept eines Halo-Ringes nichts anfangen kann, dem wird schnell der Schädel von den ganzen umherschwirrenden Fragezeichen schmerzen. 

343 Industries verpasst es - ja, versucht es nicht einmal - im Spiel zumindest eine grobe Zusammenfassung oder Orientierung zu geben. Klar, eine zufriedenstellende Exposition könnte man sich natürlich im Netz anlesen oder anschauen, ungünstig ist diese Lösung aber dennoch. Während Halo-Fans von der Story also komplett abgeholt werden dürften, ist es gut möglich, dass Infinite Neueinsteiger*innen verliert. Jedenfalls dann, wenn für das Gameplay nicht Anreiz genug sein sollte, sich durch die Story zu beißen.

Falls ihr euch übrigens Lore-technisch für Halo Infinite vorbereiten wollt, hätten wir da ein paar Tipps für euch:

So grandios kann Shooter-Gameplay sein 

Das eigentliche Gameplay hat glücklicherweise auch für Frischlinge weit weniger Verwirrungspotenzial, denn das ist mit Abstand unser absolutes Highlight des Spiels. Wie gewohnt sehen wir das Geschehen aus den Augen des Chiefs und ballern auf dem Weg durch ein Raumschiff, eine Blutsväter-Anlage und dann auf der Oberfläche von Zeta Halo ganze Armeen von Verbannten-Kriegern ins Nirvana. Und diese Ballereien fühlen sich einfach fantastisch an, was gleich mehrere Gründe hat. 

Die Kämpfe in den ausladenden Arealen machen wegen des fantastischen Gunplays enorm viel Spaß. Die Kämpfe in den ausladenden Arealen machen wegen des fantastischen Gunplays enorm viel Spaß.

Da wären zum einen natürlich die Werkzeuge, sprich Waffen, die der Master Chief in die Schlacht mitbringt. Das Knarren-Aufgebot umfasst dabei sowohl etliche alte Lieblinge wie die präzise Burst-Waffe BR oder die Assault Rifle, als auch etliche neue (Alien)-Prügel wie den Skewer, der einen riesigen Bolzen verschießt, oder den Mangler, eine kompakte Shotgun der Verbannten, die auch auf Distanz verblüffend präzise sein kann.

Ausnahmslos alle Waffen haben enorm befriedigendes Treffer-Feedback und es ist etwa ein absolutes Hochgefühl,  den Methantank auf den Rücken der kleinen wuseligen Grunt-Aliens platzen zu lassen oder präzise Salven in die Köpfe der affenartigen Brutes zu versenken. Unterstützt wird das von den wuchtigen und wiedererkennbaren Waffensounds, von denen sich einige - darunter das dumpfe “Wumm” des Scharfschützengewehrs - schon jetzt in unser Hörzentrum eingebrannt haben und das Gunplay damit zu einer echten Wonne machen. 

Am Haken

Kongeniale Partner für die Waffen sind die Ausrüstungsgegenstände, von denen sich insbesondere der Greifhaken als vielseitiger Geniestreich entpuppt. Damit bewegen wir uns nämlich nicht nur schnell durchs Gelände oder hechten im letzten Moment in Deckung, sondern können auch Waffen und explosive Energiekerne zu uns heranziehen oder Gegner attackieren.

Equipment: Greifhaken Der Greifhaken kann nicht nur im Kampf oder zur Bewegung genutzt werden, sondern auch, um Gegenstände wie Explosivkisten heranzuziehen.

Ortungssensor Den Ortungssensor finden wir ebenfalls schon sehr früh im Spiel. Das Equipment hilft insbesondere bei unsichtbaren Feinden.

Den Greifhaken besitzt der Chief von Anfang an, später findet er unter anderem auch einen aufstellbaren Schutzschild oder Schubdüsen, die zwar etwas hinter der Genialität des Greifhakens zurückbleiben, trotzdem aber weitere Optionen für die Kämpfe gegen die Verbannten sind, zumal sie auch aufgerüstet werden können (z.B. mit reduzierter Abklingdauer oder einem Stromstoß für den Greifhaken).

Zusammen mit den Nahkampfangriffen und den diversen Granatenvarianten (Splitter, Nagel, Plasma) erlaubt Infinite regelrechte Kampfchoreographien. Das kann dann zum Beispiel so aussehen, dass wir uns zunächst mit dem Greifhaken auf eine erhöhte Position ziehen, von dort dann die ersten Feinde mit Granaten und einer Fernkampfwaffe erledigen, dann herunterspringen, zur Schrotflinte wechseln, auf die Seite dashen um Schüssen auszuweichen, nur um den restlichen Feinden dann einen aufgesammelten Energiekern in die Visage zu schmeißen, bevor wir uns im letzten Moment mit dem Greifhaken in Sicherheit ziehen. Die Kämpfe in Halo Infinite sind wie brutale Tänze, die derart gut funktionieren, dass sie süchtig machen können. Und ja, wir sprechen da aus Erfahrung.

Fordernde Feinde

Ein wichtiger Bestandteil dieses exzellenten Gameplay-Loops sind natürlich die Gegner, die vor allem mit ihrer Variation gefallen und uns spätestens ab dem dritten der vier Schwierigkeitsgrade die Spartan-Hölle ordentlich heiß machen. Meistens sehen wir uns den bereits angesprochenen Grunts, Brutes, Elites und Schakalen gegenüber, die sich in vielen Fällen nicht nur geschickt durch die Level bewegen und etwa Granaten ausweichen, sondern auch merken, wenn unser Energieschild unten ist und dann aggressiv nachsetzen.

Die Eliten sind echte Gegnerklassiker in Halo. Um sie zu erledigen muss zunächst der Energieschild platzen. Die Eliten sind echte Gegnerklassiker in Halo. Um sie zu erledigen muss zunächst der Energieschild platzen.

Für regelrechte Panik können gar die Elite- und Brute-Exemplare sorgen, die mit Energieschwertern oder ihren blanken Fäusten auf uns losstürmen und dann blitzschnelles Handeln erfordern. Außerdem muss sich der Chief noch mit den Huntern herumschlagen, riesigen Wurmwesen, die stets im Doppelpack auftreten und dick gepanzert sind. Zudem trifft er auf Zeta Halo auch auf die komplett neue Gegnerart der Skimmer. Diese fliegenden Biester schießen mit aufgeklaubten Waffen auf uns und werden vor allem in der Gruppe gefährlich.

Diese angenehme Abwechslung bei den Feinden betrifft übrigens auch die immer wieder eingestreuten Bosskämpfe, die teils bestimmte Taktiken erfordern. Der Elite-Obere Chak Lok, auf den ihr nach ein paar Spielstunden in der großen Verbannten-Festung trefft, kann sich etwa unsichtbar machen, weswegen sich der Einsatz der Bewegungssensoren empfiehlt. Zuviel spoilern wollen wir nicht, aber spätere Exemplare greifen beispielsweise aus Fahrzeugen an oder wollen uns einen riesigen Hammer über den Helm ziehen.

Für die Bosse wie diesen grimmigen Brute-Oberen brauchen wir unterschiedliche Herangehensweisen und müssen dafür teilweise auch die Umgebung nutzen. Für die Bosse wie diesen grimmigen Brute-Oberen brauchen wir unterschiedliche Herangehensweisen und müssen dafür teilweise auch die Umgebung nutzen.

Glücklicherweise gibt uns Infinite für alle Konflikte die passenden Hilfsmittel an die Hand, was uns stets das Gefühl gibt, ein mächtiger Supersoldat zu sein. Halo Infinite ist in diesem Punkt tatsächlich die perfekte Master Chief-Fantasie, was natürlich vor allem Fans der Serie freuen wird. Allerdings eine Fantasie, die zunächst nur alleine erlebt werden kann. Denn ein Koop-Modus ist zum Launch nicht an Bord, womit enttäuschenderweise einer der größten Pluspunkte früherer Teile wegfällt.

So offen wie nie

Das Kern-Gameplay des Spiels ist also ein echter Hochgenuss und das ist wichtig zu wissen, wenn wir darüber hinaus den Rest der Kampagne und insbesondere die Spielwelt betrachten. Denn nach dem vergleichsweise linearen Einstieg entlässt uns Halo Infinite in das erste von mehreren Hub-Arealen auf Zeta Halo, die deutlich offener gestaltet sind als in bisherigen Serienteilen, aber weit von den Ausmaßen etwa eines Witcher 3 oder Far Cry 6 entfernt sind.

Die Tac-Map zeigt sowohl Hauptmissionen als auch Nebenaktivitäten an. Die Tac-Map zeigt sowohl Hauptmissionen als auch Nebenaktivitäten an.

Und in diesen Hub-Arealen steht es uns frei, entweder die Story mit Hauptmissionen voranzutreiben - zum Beispiel, indem ihr eine Ausgrabungsstätte der Verbannten erforscht oder gigantische Flugabwehrkanonen zerstört - oder uns einer der zahlreichen Nebenbeschäftigungen zu widmen. Und davon gibt es einige: 

  • Vorposten erobern
  • UNSC-Trupps retten
  • Propagandatürme zerstören
  • hochrangige Gegner ausschalten
  • Spartan-Verbesserungskerne finden
  • Verbannten-Festungen räumen
  • versteckte Audiologs finden
  • Mjolnir-Schränke aufspüren (für kosmetische Items im Multiplayer)

Nebenaktivitäten: Vorposten Wenn die Verbannten von diesen Nachschubposten vertrieben sind, lassen sich dort Waffen, Marines und Fahrzeuge anfordern, außerdem dienen die Vorposten als Schnellreisepunkte.

Blutsväter-Artefakte Diese Bauten enthalten uralte Daten, die mehr über Zeta Halo verraten. Nach einem Scan können diese untersucht und ausgelesen werden.

Spartan-Kerne Die Truhen enthalten die wertvollen Aufrüstungspunkte für die Rüstungsfertigkeiten des Master Chiefs.

Verbannten-Festungen In diesen schwer bewachten Verbannten-Einrichtungen gilt es meist, ein bestimmtes Ziel zu erledigen, etwa Treibstoffsilos zu zerstören. Ist die Festung abgeschlossen, bringt das einen ordentlichen Batzen Tapferkeit.

Propagandatürme Die Zerstörung dieser Objekte lässt das Tapferkeitskonto ebenfalls anwachsen.

Marine-Trupps Wenn der Master Chief den UNSC-Einheiten aus der Patsche hilft, kämpfen sie zukünftig an seiner Seite und lassen sich an Vorposten anfordern.

Hochrangige Ziele Diese in der Regel besonders widerstandsfähigen Gegner bescheren dem Chief neben Tapferkeitspunkten auch besondere Waffenvariationen

Mjolnir-Schrank Wer diese auf Zeta Halo findet schaltet kosmetische Items für den Free2Play-Multiplayer von Halo Infinite frei.

Die erstgenannten Vorposten verteilen sich über die gesamte Karte und fungieren nach dem Erledigen der dort postierten Verbannten-Kämpfer als Schnellreisepunkte und Nachschubstationen, in denen wir zum Beispiel Waffen, Marine-Einheiten oder Fahrzeuge anfordern können. Deren Pool ist anfangs noch beschränkt, stärkere Vehikel wie etwa den mächtigen Scorpion-Panzer können wir erst bestellen, wenn wir genügend "Tapferkeit" gesammelt haben. Diese virtuelle Währung sacken wir ein, wenn wir zum Beispiel Marine-Trupps aus den Griffeln der Verbannten befreien oder die verteilten Propagandatürme zerstören. 

Die Krux mit den Hubs

Dieser Schritt ist insbesondere angesichts der Seriengeschichte zwar logisch - schließlich öffnete zuletzt schon Halo 5: Guardians seine Levelschläuche immer mal wieder - die Umsetzung erweist sich aber dennoch als eher holprig. Denn die Nebenaktivitäten fühlen sich allesamt ziemlich generisch und vor allem im späteren Verlauf nach dem berüchtigten "Abklappern" an und variieren über die Dauer der Kampagne auch nicht wirklich - höchstens beim Aufbau der Verbannten-Außenposten.

Auch die Belohnungen kitzeln nicht wirklich und wirken insgesamt zu schwach, denn auch ohne das Retten von Marines findet man auf Zeta Halo genug Waffen und Fahrzeuge. Immerhin: Das Aufleveln der Spartan-Fähigkeiten mit den in der Spielwelt versteckten Spartan-Kernen macht Laune, denn das wiederum erhöht das Mächtigkeitsgefühl in den Kämpfen, etwa wenn der Greifhaken Gegnern gleich noch einen Stromstoß versetzt. 

Die Spielwelt bietet zwar ein paar schöne Panoramen und große Weitsicht, krankt aber an der fehlenden optischen Abwechslung. Die Spielwelt bietet zwar ein paar schöne Panoramen und große Weitsicht, krankt aber an der fehlenden optischen Abwechslung.

Wesentlich schlimmer wiegt aber die grafische Tristesse, die Zeta Halo während nahezu der gesamten Kampagne an den Tag legt. Zwar gibt es einige schicke Lichteffekte zu sehen und auch die Weitsicht ist gerade auf den Bergkuppen oder Hügeln beeindruckend, grundsätzlich präsentiert sich die Welt aber als der immer selbe Mix aus Felsformationen, Bäumen, den riesigen Hexagon-Säulen und kleineren Wasserflächen, der zwar ganz gefällig an Skandinavien erinnert, an dem man sich allerdings auch schnell sattgesehen hat. Schneegebiete wie im ersten Halo oder andere Biome? Gibt es leider nicht, später stapfen wir aber zumindest durch ein paar modrige Sümpfe.

Und abseits von ein paar herumwuselnden Tieren und den überall verteilten Gegnertrupps geizt Zeta Halo auch mit Lebendigkeit oder optischen Highlights, die das Erkunden der Welt nachhaltig belohnen oder erstrebenswert machen - abseits von den zahlreichen versteckten Audiologs, die ein paar zusätzliche und durchaus gelungene Story-Häppchen enthalten.

Kein Erkundungszwang

Wie übel ihr dem Spiel diese Schwäche nehmt, ist auch davon abhängig wie sehr euch das Kern-Gameplay packt. Wir haben trotz der Open-Hub-Schwächen einen Großteil der optionalen Aufgaben abgehakt, einfach weil die Kämpfe so viel Spaß gemacht haben. Aber nicht alle werden das ähnlich empfinden und dann vermutlich umso enttäuschter von Zeta Halo sein - verständlich, denn immerhin ist das mit die größte Neuerung des Spiels.

Natürlich kann sich der Chief auch an Stand-MGs- oder Plasma-Waffen klemmen, die Perspektive wechselt dann in eine Third-Person-Ansicht. Natürlich kann sich der Chief auch an Stand-MGs- oder Plasma-Waffen klemmen, die Perspektive wechselt dann in eine Third-Person-Ansicht.

Immerhin: Halo Infinite zwingt uns nicht, die Nebenaktivitäten abzuklappern oder gar zu grinden, auch wenn es uns hier und da in diese Richtung schubst. Denn ein geradliniges Durchlaufen der Hauptmissionen ist natürlich ebenfalls möglich - dann aber natürlich mit etwas weniger Optionen und dementsprechend auch etwas kleinerer Master Chief Power-Fantasie. Und so bleibt am Ende die etwas ernüchternde Erkenntnis, dass es die Hub-Areale vermutlich gar nicht gebraucht hätte, denn Infinite hat seine größten Stärken in den linear gehaltenen Hauptmissionen.

Dass das Kampagnentempo selbst bestimmt werden kann, macht eine Prognose für eine durchschnittliche Spielzeit schwierig. Wir haben beispielsweise sehr viel in den Hub-Arealen erledigt und waren auf der Stufe “Heldenhaft” in etwas mehr als 15 Stunden durch, was Infinite bei dieser Spielweise mit Leichtigkeit auf den ersten Spielzeitplatz bei den Halo-Kampagnen hievt.

Fahrzeuge: Warthog Die KI-gesteuerten Marines besetzen freie Plätze des Warthog-Jeeps und treffen erfreulicherweise auch recht ordentlich.

Ghost Der flinke Ghost-Gleiter verfügt nicht nur über Bordgeschütze, sondern auch einen Turboschub, um Gegner zu überfahren.

Scorpion Der Scorpion-Panzer rollt zwar nur langsam durch die Pampa, verfügt dafür aber über eine gewaltige Feuerkraft.

Gesammelt hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht alles, es ist also durchaus möglich, 20 Stunden und mehr auf Zeta Halo zu verbringen. Wer dagegen stringent nur der Hauptstory folgt, wird vermutlich etwa die Hälfte dieser Zeit benötigen. Wichtig zu wissen ist in jedem Fall: Der Schwierigkeitsgrad lässt sich nachträglich anpassen, bereits absolvierte Missionen können dagegen nicht erneut gespielt werden. Aber - und das packen wir jetzt in einen Spoiler -

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Nach dem Finale kommt ihr noch einmal in die Hub-Welt zurück und könnt alle nicht absolvierten Aktivitäten erledigen bzw. Sammelobjekte suchen. 

Ein Fest für die Ohren

Technisch lässt Halo Infinite auf der Xbox Series X keinen Zweifel daran, dass ihm die längere Entwicklungszeit gutgetan hat, ohne dabei aber optische Wow-Momente zu präsentieren. Besonders gut gefallen vor allem die düsteren Blutsväter-Bauten und die Verbannten-Außenposten, grundsätzlich gibt es viele schöne Effekte und plastische Texturen zu sehen, die Bildrate bleibt zu jeder Zeit wunderbar flüssig, was die trist gestalteten Hub-Areale aber trotzdem nicht ganz ausgleichen kann.

In Halo Infinite gibt es auch einen Tag- und Nachtwechsel, insbesondere die Sonnenauf- und -untergänge sehen schick aus. In Halo Infinite gibt es auch einen Tag- und Nachtwechsel, insbesondere die Sonnenauf- und -untergänge sehen schick aus.

Die Soundseite des Spiels ist dagegen nahezu triumphal gut gelungen. Der Soundtrack verwöhnt das Ohr sowohl mit neu eingespielten Serienklassikern als auch neuen Kompositionen stellenweise für echte Gänsehautmomente, und die wunderbar ortbaren Soundeffekte werden teilweise sogar spielerisch genutzt, wenn wir etwa einen unsichtbaren Bossgegner nur anhand seiner Stimme orten können. Auch die deutsche Sprachausgabe gefällt, etwa mit den teils sehr serienreferenziellen und kernigen One-Linern ("Ich brauche eine Waffe") von Tobias Kluckert, der den Master Chief spricht und ansonsten Schauspielern wie Bradley Cooper oder Gerard Butler seine Stimme leiht. Hörenswert sind auch die unzähligen Sprachsamples der Gegner, insbesondere die der knuffigen Grunts, die das ohnehin schon grandiose Kampfgeschehen noch ein bisschen besser machen. 

Halo Infinite auf der Xbox One
Für den Test haben wir Halo Infinite ausschließlich auf der Xbox Series X gespielt. Wir arbeiten allerdings bereits an einem Tech-Check, der dediziert auf die Performance und möglichen Besonderheiten der Xbox One-Version des Spiels eingeht. Die Veröffentlichung ist für diese Woche geplant.

Halo Infinite: Der Multiplayer 

Der Multiplayer-Teil von Halo Infinite startete bereits Mitte November 2021 und ist dank Free2Play-Konzept für alle mit einer Xbox, PC oder Mobilgerät (über Cloud Gaming) spielbar, auch Xbox Live Gold wird nicht zwingend benötigt. So ist vor allem für Neulinge die Einstiegshürde erfreulich niedrig und anders als in der Kampagne nimmt 343 Industries Halo-Frischlinge im Multiplayer merkbarer an die Hand. 

Im Multiplayer-Tutorial durchlauft ihr eine Spartan-Akademie und lernt unter anderem den Umgang mit der Waffe. Im Multiplayer-Tutorial durchlauft ihr eine Spartan-Akademie und lernt unter anderem den Umgang mit der Waffe.

Denn zum einen gibt es ein kompaktes Tutorial, das die grundlegende Steuerung und Kampfmanöver lehrt und zum anderen können in eigens erstellten Matches KI-Bots verschiedener Stufen zugeschaltet werden, die echte Partien gut simulieren, und die entspannte Trainingsrunden erlauben, ohne sofort von echten Spieler*innen auf die Socken zu bekommen.

Gleiche Waffen für alle 

Grundsätzlich macht sich der Multiplayer von Halo Infinite viele Elemente der alten Serienteile zunutze. Anders als viele andere moderne Shooter pfeift Halo Infinite etwa auf individuelle Loadouts, stattdessen ziehen wir hier alle mit der gleichen Startbewaffnung in den Kampf, standardmäßig sind das Sturmgewehr, Pistole und Granaten. Sowohl in Arena (4 gegen 4) als auch im Big Team Battle (12 gegen 12) gilt es dann, wichtige Powerwaffen auf den Karten zu kontrollieren und natürlich die jeweiligen Objectives zu erfüllen, beispielsweise einen Schädelball möglichst lange zu halten oder die Flagge des gegnerischen Teams zu stibitzen. 

Die identischen Startvoraussetzungen bedeuten gleichzeitig aber auch, dass Infinite mehr als andere Shooter auf das tatsächliche Können setzt. Während man in den Big Team Battle-Modi hier und da noch mit der Masse mitschwimmen kann, sind speziell bei Arena gute Map-Kenntnisse, Zielgenauigkeit und ganz besonders gute Absprachen mit dem Team gefragt, um zum Erfolg zu kommen.

Insbesondere in den objektbasierten Modi ist eine gute Teamkommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Einzelkämpfer*innen sehen hier kaum Land. Insbesondere in den objektbasierten Modi ist eine gute Teamkommunikation der Schlüssel zum Erfolg. Einzelkämpfer*innen sehen hier kaum Land.

Wer noch nie einen Halo-Multiplayer gespielt hat, muss sich vermutlich an die hohe Time-To-Kill gewöhnen, denn bei Halo fallen Gegner nicht sofort um, wenn man ihnen in den kleinen Zeh schießt, stattdessen sind präzise Salven nötig, um zunächst den Energieschild der Kontrahenten zum Platzen zu bringen und ihnen danach mit einem im besten Falle einzelnen Kopfschuss den Rest zu geben.

Dranbleiben lohnt sich

Dadurch hat Infinite eine vergleichbar steile Lernkurve - insbesondere bei den Waffen, deren Eigenheiten man sich erst mal draufschaffen muss -, die hartnäckiges Dranbleiben allerdings auch mit klaren “Ich werde besser”-Momenten belohnt. Den ersten eigenen erfolgreichen Doppel-Kill oder vom Himmel geholten Wasp-Flieger werdet ihr jedenfalls vermutlich nicht so schnell vergessen. Dazu kommt, dass sich auch die Multiplayer-Partien dank des identischen Bewegungs- und Waffen-Gameplays der Kampagne einfach sehr fluffig und toll spielen.

Wie in der Kampagne sorgen das abwechslungsreiche Waffenarsenal sowie die Ausrüstungsgegenstände wie der Greifhaken (die hier allerdings nur zeitweilige Upgrades sind) für einen angenehmen Sandbox-Charakter, auch hier ist natürlich im Vorteil, wer die jeweiligen Eigenheiten von Waffen und Co. kennt und diese vor allem auch zu nutzen weiß. Die Schockmunition des Disruptors kann beispielsweise gleich mehrere nah beieinander stehende Spieler*innen schwächen und die VK78 Commando bedarf eines besonderen Rückstoßausgleichs. 

Auch im Multiplayer sorgen die Ausrüstungsgegenstände wie hier der Schutzwall für einen angenehmen Sandbox-Charakter. Auch im Multiplayer sorgen die Ausrüstungsgegenstände wie hier der Schutzwall für einen angenehmen Sandbox-Charakter.

Grundsätzlich hat 343 Industries es tatsächlich geschafft, das Spielgefühl älterer Halo-Multiplayer (insbesondere Halo 3 und Halo Reach) mit moderneren Elementen (zum Beispiel Sprint) zu vermengen. Und zwar auf eine Art, die sich richtig und nicht zusammengeschustert anfühlt und das ist vor allem aus Fan-Sicht vermutlich das größte Lob, das wir dem Team machen können.

Zehn Maps sind bislang im Spiel und alle haben sich in unseren zahlreichen Testrunden als gut designt und vor allem abwechslungsreich erwiesen. Wir duellieren uns beispielsweise in den verschachtelten Gassen eines Großstadtbezirks, jagen uns in einem Kraftwerk die Kugeln um die Ohren oder umrunden auf “Behemoth” einen gigantischen Blutsväter-Bau im Wüstensand. Einen potenziellen Alltime-Klassiker wie etwa Blood Gulch aus Halo 1 oder Lockout aus Halo 2 haben wir zwar noch nicht erspäht, möglich ist aber natürlich, dass da zukünftig noch nachgeliefert wird.

In Big Team Battle spielen Fahrzeuge eine wichtige Rolle. Wer sich Vehikel wie die fliegende Wasp schnappt, sichert sich unter Umständen einen großen Vorteil fürs eigene Team. In Big Team Battle spielen Fahrzeuge eine wichtige Rolle. Wer sich Vehikel wie die fliegende Wasp schnappt, sichert sich unter Umständen einen großen Vorteil fürs eigene Team.

Angepasst werden sollte in jedem Fall noch die Anzahl der Matchmaking-Playlists, denn die ist mit insgesamt drei Arena- und einer BTB-Spielliste noch ziemlich überschaubar, zumal einzelne Modi hier auch munter durcheinandergewürfelt werden. Wem das aktuell noch zu mager ist, der kann auch eigene Spiele mit mannigfaltigen Optionen zusammenbasteln und dort unter anderem auf Wunsch etwa reduzierte Physik, unendliche Munition oder andere Späßchen einstellen. Ein Wermutstropfen dagegen: Der Forge-Leveleditor ist noch nicht an Bord und soll im Laufe des nächsten Jahres nachgereicht werden.

Patient Battle Pass: Schon verarztet, aber noch nicht ganz gesund

Ähnlich wie die Kampagne besitzt also auch der Multiplayer einen wunderbar funktionierenden Gameplay-Kern, der schon allein für großartige Unterhaltung sorgt. Allerdings ziehen nicht alle Spieler*innen ihre  Motivation aus spielerischer Verbesserung, sondern brauchen einen Fortschritt. Und genau in diesem Punkt schwächelt Halo Infinite noch ziemlich. Ähnlich wie andere Shooter gibt es einen Battle Pass, den ihr über XP-Punkte levelt und der euch bei Stufenaufstiegen Belohnungen in Form von XP-Boostern oder Rüstungsteilen, mit denen ihr dann euren eigenen Charakter anpassen könnt.

Der Battle Pass belohnt Aufstiege mit Rüstungsteilen und Boni wie XP-Boosts, komplett ausgereift wirkt das alles aber noch nicht. Der Battle Pass belohnt Aufstiege mit Rüstungsteilen und Boni wie XP-Boosts, komplett ausgereift wirkt das alles aber noch nicht.

Dem großen anfänglichen Problem des langsamen Levelns hat 343 Industries mittlerweile mit Updates entgegengewirkt, dennoch wirkt das System weiterhin nicht ideal, unter anderem weil ihr einen Großteil der XP-Punkte über Herausforderungen sammelt und die eigene Leistung bei abgeschlossenen Matches nicht separat berücksichtigt wird. 

Und bei der angesprochenen Charakteranpassung zeigt sich die andere, nervige Seite des Free2Play-Modells. Denn in der Theorie gibt es zwar eine enorme Fülle an Rüstungsteilen, Farben, Effekten oder mehr, in der Praxis versteckt 343 Industries diese aber in vielen Fällen entweder hinter der Bezahlschranke oder macht sie erst sehr spät im Battle Pass verfügbar. Das dämpft die Lust am regelmäßigen Herumschrauben an der eigenen Rüstung natürlich enorm. Vor allem, wenn man frühere Serienteile gewohnt ist. Hier sei aber noch einmal ausdrücklich erwähnt, dass es rein optische Gimmicks sind, um die es hier geht. Ein Pay2Win gibt es in Halo Infinite nicht und auf die hervorragende spielerische Komponente des Multiplayers haben weder der Battle Pass, noch das durchwachsene Anpassungssystem Auswirkungen.

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