Into the Woods - Singen bis die Ohren bluten

Johnny Depp als böser Wolf, Meryl Streep als Hexe und allerhand weitere Märchenfiguren mit Starbesetzung. Was wie Musik in unseren Ohren klingt, entpuppt sich in Into the Woods als grausame Kakophonie.

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Was haben wir uns gefreut, als wir den Trailer von Into the Woods zum ersten Mal sahen: eine mysteriöse Vermischung verschiedenster Märchen in einem Film, dessen Besetzung nicht besser sein könnte, darunter Meryl Streep, Emily Blunt, Chris Pine und nicht zuletzt Johnny Depp als böser Wolf. Grandiose Settings, tolles Make-Up und die Hoffnung auf einen kurzweiligen Abend im Kino, lösten bei uns freudige Erwartung aus.

Ok, dass Regisseur Rob Marshall vor allem für die Musical-Verfilmung Chicago, Produzent Marc Platt für das Musical Wicked und obendrein Musical-Komponist Steven Sondheim an Bord ist, ließen schon eine gewisse Stoßrichtung erahnen.

Schon nach den ersten gesungenen Noten ahnen wir, dass sich die Singerei nun die kommenden zwei Stunden - und nicht zum Vorteil der Geschichte - durchziehen wird. Da helfen eine großartig spielende Meryl Streep, zauberhafte Kostüme und die subtil-sarkastischen Anklänge leider auch nichts mehr.

Trubel im Wald

Früher waren Märchen einfach gestrickt: Gut (Kinder und Frauen) gegen Böse (meist Fabelwesen). Am besten noch ein wenig Liebe einstreuen, damit es auch auf einer romantischen Ebene zum Happy End kommt. Fertig. Aber über die Jahre hat sich das Genre dem Wandel der Zeit angepasst. Die Erzähl- und Sichtweise verändert sich, die Geschichten werden rauer und erwachsener. Man denke nur an Maleficent. Definitiv kein Märchen für die Kleinen.

Auch Into The Woods richtet sich seiner verzweigten Geschichte, dem recht düsteren Setting und den verschrobenen Bewohnern eher an ein älteres Publikum. Da treffen Rapunzel, Aschenputtel und Co. auf ein buntes Konvolut verschiedenster Märchenfiguren und ihre Geschichten prallen aufeinander. Ein kinderloses Bäckerpaar wird von der Hexe verflucht, Aschenputtel ist auf der Suche nach ihrem Prince Charming und Rotkäppchen trifft auf den bösen Wolf.

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Wer nun aber ein vorschnelles Happy End erwartet, wird (positiv) enttäuscht. Die Wendungen kommen größtenteils unerwartet, die Szenen sind zunächst voller Zynismus. Aschenputtel (Anna Kendrick) lässt ihren Prinzen (Chris Pine) stehen und die Erfüllung des herzzerreißenden Kinderwunsches des Bäcker-Paares erweist sich als böse Schicksalswendung. Nur gemeinsam können die verschiedenen Märchengestalten die Geschichte(n) zum Guten wenden und die Botschaft wird klar: Zusammen sind wir stark! Lasst uns singen!

Singing in the Woods

Musicals im Kino sind so eine Sache. Beispiele: Mamma Mia! (auch mit Meryl Streep), Sweeney Todd (auch mit Johnny Depp), Les Miserables. Schauspieler, von denen man bislang vorwiegend Gutes gehalten hat, fangen an zu singen und machen dabei nicht immer eine gute Figur (man denke nur an Hugh Jackman). Stephen Sondheim, begnadeter und anspruchsvoller Musicalkomponist, ist nicht nur verantwortlich für eine Vielzahl von Gassenhauern und Ohrwürmern (Send in the Clows), sondern auch für so manche Broadway-Adaption. Jetzt also auch Into the Woods.

Dass Disney auf die feingliedrige Geschichte von Sondheim und James Lapine anspringt, ist Fluch und Segen zugleich. Wer denkt nicht gern an die Zeichentrick-Klassiker wie Cinderella oder Schneewittchen und die sieben Zwerge, in denen steinerweichende Geschichten auf knuffige Charaktere treffen. Dabei gehörten Musik und die Mitsing-Hits zum guten Ton eines jeden Disney-Films. Doch über die Jahre haben die Filme an Glanz und Charme verloren. Charaktere werden zunehmend flacher und die goldenen Zeiten der Disney-Filme, die wir als Kinder so sehr geliebt haben, sind vorbei.

Auf dem Weg in den Wald wird, natürlich, gesungen. Auch Rotkäppchen (Lilla Crawford) verschont uns nicht damit. Auf dem Weg in den Wald wird, natürlich, gesungen. Auch Rotkäppchen (Lilla Crawford) verschont uns nicht damit.

Kommerz steht über der Kunst und man wird bei Filmen wie Die Eiskönigin - Völlig Unverfroren das Gefühl nicht los, dass Lieder nicht nur vorwiegend zur Unterhaltung und Gefühlsverstärkung innerhalb des Films eingesetzt werden, sondern um höhere Erträge und eine bessere Vermarktung von Film, Lizenzen und Merchandise, zu erzielen.

Dieser Trend schwappt auch in die Realverfilmungen über. Kaum ein Film kommt noch ohne Signature-Song aus. Into The Woods setzt auf stumpfsinniges Gedudel und ewige Wiederholungen und erzeugt dadurch Langeweile in der Musik. Schade, denn die zu erzählende Geschichte würde auch ohne die Gesangseinlagen von Meryl Streep, Chris Pine und Co. auskommen.

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