Little Nightmares 2 im Test - Besser als der Vorgänger, aber ...

Little Nightmares 2 ist ein Highlight in Sachen Gruselatmosphäre, bringt einige spannende Neuerungen, schwächelt aber an entscheidenden Stellen.

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Little Nightmares 2 im GamePro-Test. Little Nightmares 2 im GamePro-Test.

Mit Little Nightmares 2 erwartet uns auf PS4, Xbox One und Nintendo Switch der zweite schaurig schöne Albtraum der schwedischen Tarsier Studios. Auf unserer Reise durch den Horror-Plattformer mit fester Kameraposition erkunden wir eine bizarre Welt, lösen Rätsel, fliehen vor grotesken Monstern und bestreiten neuerdings auch Kämpfe, die allerdings sehr rudimentär ausfallen.

Wie der Vorgängertitel ist Little Nightmares 2 ein wortlos erzähltes Abenteuer, das ganz auf eine eindrucksvolle, aber gleichzeitig stark verschlüsselte Bildsprache setzt. Es geht dabei um zwei Kinder, die versuchen, einer düsteren Stadt zu entkommen, um einen mysteriösen Signalturm zu erreichen. Von diesem geht eine summende Übertragung aus, welche die Welt manipuliert und gruselig verzerrt. In fünf Kapiteln steuern wir Mono, einen kleinen Jungen, der von Six, der Protagonistin aus Teil eins, an die Hand genommen wird. Sie ist dieses Mal nicht spielbar, sondern steht uns als KI-Begleiterin bei.

Unser Testvideo zu Little Nightmares 2 Video starten 8:02 Unser Testvideo zu Little Nightmares 2

Leider geizt das Spiel mit komplexen Rätseln, die in Teamarbeit zu lösen sind und fokussiert sich zu wenig auf die Beziehung zwischen den beiden Charakteren. Damit verschenkt es Potenzial und wird diejenigen enttäuschen, die sich nach dem Vorgänger mehr erzählerische Tiefe gewünscht haben. Die große Stärke liegt nach wie vor in der ganz speziellen Gruselatmosphäre.

So entkommen wir dem Albtraum

Klettern und an Seilen schwingen sind typische Bestandteile der Rätsel. Klettern und an Seilen schwingen sind typische Bestandteile der Rätsel.

Die fünf Kapitel des Abenteuers führen uns nicht nur in ganz unterschiedliche Gebiete vom bedrohlichen Wald bis zum düsteren Puppenkrankenhaus, sondern warten auch mit jeweils individuellen Gegnertypen, Endgegnern und Spielmechaniken auf. Neue Elemente werden oft auf clever subtile Weise eingeführt. Beispielsweise lenkt ein krächzender Rabe den Lichtstrahl unseres Verfolgers auf uns, sodass wir merken, dass dieser uns im Gras nicht finden kann - auch wenn er seine Lampe direkt auf uns richtet. Gerade am Anfang können wir uns auch an Six orientieren, die uns unter anderem zeigt, wann wir im sumpfigen Wasser untertauchen sollten, um uns vor unserem Verfolger zu verstecken.

Verstecken und fliehen sind wie in Teil eins zentrale Mechaniken und oft unsere einzigen Optionen, wenn wir auf Monster wie eine schlecht gelaunte Lehrerin mit ausfahrbarem Schlangenhals treffen. Bei Fluchtsequenzen dürfen wir uns keinen falschen Schritt erlauben und müssen schnelle Reaktionen zeigen. Ab und an artet das in nervige Trial&Error-Passagen aus, bei denen einem die an bestimmten Stellen etwas fummelige Steuerung einen Strich durch die Rechnung machen kann. Derlei Abschnitte halten sich jedoch glücklicherweise in Grenzen und die Rücksetzpunkte sind überaus fair.

Gegen fiese Keramik-Kinder können wir uns mit einem schweren Hammer wehren. Gegen fiese Keramik-Kinder können wir uns mit einem schweren Hammer wehren.

Außerdem dürfen wir im Gegensatz zum Erstling manchmal den Spieß umdrehen und selbst auf Gegner losgehen. Wenn wir in der Schule Kinder mit einem Hammer in Stücke hauen, wirkt das sogar überraschend brutal, obwohl die Bälger fies und offensichtlich aus Keramik sind.

Übermächtig fühlen wir uns trotzdem nie. Mono kann die überdimensionierten, schweren Waffen nur mühevoll hinter sich herziehen und langsam zuschlagen, während die Gegner flink um ihn herum wuseln. Dadurch fühlen wir uns bei Kämpfen fast genauso hilflos, wie wenn wir quer durchs Areal gehetzt werden.

In der Schule lauern baumelnde Fallen wie diese Eimer auf uns. In der Schule lauern baumelnde Fallen wie diese Eimer auf uns.

Die Welt ist übrigens auch ohne Monster gefährlicher als im ersten Teil, da uns zahlreiche Fallen erwarten. Passen wir nicht auf, so tappen wir schnell geradewegs in eine Bärenfalle. Gleichzeitig sorgen zwei Arten von gut versteckten Sammelobjekten dafür, dass das Erkunden befriedigender ist als im Vorgänger: In vier der fünf Kapitel können wir Hüte suchen, die wir Mono direkt aufsetzen dürfen. Zudem verbergen sich hier und da sogenannte "fragmentierte Überreste", die aussehen wie leicht defekte Hologramme anderer Kinder.

Das Hut-Menü zeigt, welche Kopfbedeckungen wir bereits gefunden haben. Das Hut-Menü zeigt, welche Kopfbedeckungen wir bereits gefunden haben.

Wer keine Lust auf Zusatzaufgaben hat, widmet sich stattdessen nur den Gegenständen, die zum Lösen der Rätsel notwendig sind. Sie sind wesentlich leichter zu finden und meist intuitiv einzusetzen, sodass sich kein Frust einstellt. Wir müssen beispielsweise eine Kurbel finden, mit der Six einen Leichensack hochziehen kann. Klammert Mono sich dabei am Sack fest, so kann er von oben mit einem Sprung an einen Schlüssel gelangen.

Die Interaktionen mit der KI-Begleiterin machen Spaß, finden aber zu selten statt und sind meist simpel. Oft besteht das Zusammenspiel zwischen Mono und Six lediglich darin, dass sie uns mit einer Räuberleiter über ein Hindernis hilft und dann zurückbleibt. Folglich müssen wir erst einmal alleine rätseln, bis wir auf großen Umwegen wieder zu ihr stoßen.

Hier erwartet uns ein Schachrätsel mit merkwürdigem König. Hier erwartet uns ein Schachrätsel mit merkwürdigem König.

Little Nightmares 2 auf der PS4 und PS5

Derzeit ist das Spiel nur in Versionen für PS4, Xbox One und Switch erhältlich. Eine native Version für PS5 und Series X/S soll später im Jahr erscheinen. Bei unserem Test lief die PS4-Version sowohl auf der PS4 als auch auf der PS5 mit stabiler Framerate. Auf der PS5 profitiert das Spiel außerdem von einer höheren Auflösung und Framerate sowie verkürzten Ladezeiten. Bugs treten nur in seltenen Fällen auf. Es kann an wenigen Stellen passieren, dass eine Aktion der Spielfiguren nicht ausgelöst wird, was sich bei unserem Test mit dem Laden des letzten Kontrollpunkts beheben ließ.

Große Inszenierung mit kleinen, unscheinbaren Charakteren

In einem finsteren Puppenkrankenhaus benötigen wir ein Röntgengerät für ein Rätsel. In einem finsteren Puppenkrankenhaus benötigen wir ein Röntgengerät für ein Rätsel.

Auch erzählerisch legen die Entwickler*innen den Fokus zu wenig auf die Beziehung zwischen Mono und Six. Eine zunehmende Bindung zwischen den beiden hätte der mysteriösen Geschichte eine emotionale Komponente hinzufügen können - selbst wenn die Identität der Hauptpersonen dabei ein Rätsel geblieben wäre. Wer die beiden genau sind, erfahren wir nämlich nicht - und die Momente, in denen die Kinder gemeinsam Gefahren trotzen oder sich gegenseitig helfen, wirken vergleichsweise blass. Gruselige Szenen wie die Ankunft in einer hoch aufragenden, düsteren Stadt, die förmlich droht, uns zu verschlucken, sind da deutlich wirkungsvoller inszeniert.

Da die Beziehung zwischen unseren mysteriösen Spielfiguren eher an eine Zweckgemeinschaft als an eine aufkeimende Freundschaft erinnert, bleibt auch unser Verhältnis zu ihnen distanziert. Natürlich will Little Nightmares 2 in erster Linie ein Horrorspiel sein, aber wenn wir den Charakteren etwas näher gekommen wären und mehr mit ihnen gelitten und gezittert hätten, wäre das auch dem Gruselfaktor zugutegekommen.

Six zeigt uns manchmal, was zu tun ist, ahmt uns manchmal aber auch nach. Six zeigt uns manchmal, was zu tun ist, ahmt uns manchmal aber auch nach.

Stattdessen bleibt die Reihe sich in ihrer nebulösen und zurückhaltenden Erzählweise treu, und das gilt nicht nur für die Charakterisierung der Personen, sondern für die ganze Geschichte. Die Bedeutung des gesamten Abenteuers mitsamt seines Endes müssen wir uns selbst zusammenreimen. Viele Details bleiben dabei so obskur wie ein flüchtiger Alptraum.

Dieses Konzept polarisiert und macht Little Nightmares 2 zu einem Titel für Spieler*innen, die Spaß am Interpretieren haben, oder die schlichtweg die Gruselatmosphäre über die Geschichte stellen, denn Erstere punktet auf ganzer Linie. Das Zusammenspiel aus bizarr schönem Grafikstil, geheimnisvoller Lichtstimmung und unheimlicher Musik- sowie Klangkulisse zieht uns voll in seinen Bann. Als wir in einem düsteren Krankenhaussaal von mechanisch wankenden, aber gleichzeitig höllisch schnellen Puppen verfolgt werden, stellen sich auch mal ordentlich die Nackenhaare auf. Der Schauplatz ist der bisher gruseligste der Reihe, wenngleich gewisse Klischees bedient werden.

Im Krankenhaus verfolgen uns flinke Puppen, die nur mit Taschenlampen aufzuhalten sind. Im Krankenhaus verfolgen uns flinke Puppen, die nur mit Taschenlampen aufzuhalten sind.

Allgemein fällt im Vergleich mit dem Vorgänger allerdings auf, dass das Monster- und Gegnerdesign abwechslungsreicher ist. Menschenähnliche Monster zeichnen sich meist durch tierartige oder übernatürliche Merkmale aus, während Teil eins einen problematischen Fokus auf Heißhunger und Adipositas legt.

Wir können diese Albtraumreise also generell durchaus empfehlen. Sie beschäftigt gute fünf Stunden oder, wenn man alle Sammelobjekte finden möchte, auch mal länger.

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