Modern Warfare - Hat Activision die Entwickler "gedrängt" kontrovers zu sein?

In einem Interview mit Ex-Entwickler Michael Condrey scheint er durchblicken zulassen, dass Activision Infinity Ward gedrängt haben könnte, mit Modern Warfare besonders kontrovers zu sein.

Call of Duty: Modern Warfare soll einige Szenen haben, die an die Nieren gehen. Call of Duty: Modern Warfare soll einige Szenen haben, die an die Nieren gehen.

Um das kommende Soft-Reboot Call of Duty: Modern Warfare wird viel diskutiert. Das liegt vor allem daran, dass Entwickler Infinity Ward bereits einige Szenen angedeutet und gezeigt hat, die für viele am Rande des moralisch Tragbaren wandeln. So werden die Spieler beispielsweise einen Giftgasangriff aus den Augen eines kleinen Kindes erleben.

Überhaupt soll das Spiel durch Gewalt schockieren und hat angeblich viele Playtester durch emotional aufreibende Szenen zum Weinen gebracht.

Fast schon Tradition. Nun sind Kontroversen für die Call of Duty-Reihe wahrlich keine Neuerung. Spätestens mit dem berüchtigten Flughafen-Level in Modern Warfare 2 löste das Franchise auch außerhalb der Gaming-Bubble große Debatten aus. Seit dem ersten Modern Warfare gab es durch Atombomben und verschiedene, explizite Folter-Szenen immer wieder fragwürdige Momente.

Das ist auch der Grund, weswegen viele Kritiker skeptisch gegenüber dem Modern Warfare von 2019 sind. Bisher hat das Franchise mit den entsprechenden Sequenzen zwar provoziert, aber nicht wirklich viel Fingerspitzengefühl bewiesen.

Hat Publisher Activision darauf gedrängt, möglichst kontrovers zu sein?

In einem Interview mit Michael Condrey von VentureBeat auf der E3 2019 deutet der ehemalige Sledgehammer Games-Chef an, dass Publisher Activision die Entwickler bei Infinity Ward gedrängt haben könnte, verstärkt auf provozierende Inhalte zu setzen.

"Kontroverse" ist für Call of Duty kein Fremdwort. "Kontroverse" ist für Call of Duty kein Fremdwort.

Was genau hat er gesagt? Auf die Frage, wie er zu den "ziemlich verstörenden" Inhalten stehe, die auf der E3 hinter verschlossenen Türen zu sehen waren, antwortet Condrey:

"Ich bleibe dabei, dass Videospiele die wichtigste Kunstform unserer Zeit sind. Ich respektiere jeden Entwickler, der danach strebt eine Erweiterung oder Reflexion seiner künstlerischen Vision zu vermitteln. Abgesehen davon ist Modern Warfare eine große Herausforderung für jedes Studio, besonders wenn sie vom Publishing dazu gedrängt werden kontroverser und "düsterer" zu sein, zum Wohle der entsprechenden Schlagzeilen."

Condrey hat das Call of Duty-Franchise mittlerweile für sein neues Studio 2K Silicon Valley verlassen, allerdings hat er unter Activision bereits an Modern Warfare 3, Advanced Warfare und WW2 mitgearbeitet. Es ist unklar, ob er weiterhin direkte Einblicke in die Entwicklung von MW hat, oder ob seine Aussage auf vergangenen Erfahrungen mit dem Publisher beruht.

Was sagt Infinity Ward?

Wir haben auf der E3 2019 mit Narrative Director Taylor Kurosaki von Infinity Ward gesprochen und ihn ebenfalls auf die umstrittenen Szenen angesprochen. Seinen Aussagen nach, wollten die Entwickler vor allem ein "realistisches" Bild von aktuellen Kriegen zeichnen und zum Nachdenken anregen.

"Wir zeigen eine ganz andere Seite von Modern Warfare, als in den bisherigen Spielen. Es ist stark inspiriert von unseren echten Militär-Beratern, zum Beispiel Ex-Navy Seals, dem britischen Militär und verschiedenen Kultur-Experten, um die entsprechenden Situation in einer respektvollen Art und Weise darzustellen."

Im neuen MW soll auch gezeigt werden, wie die Soldaten mit dem Stress umgehen, den der Krieg auf sie auswirkt. Im neuen MW soll auch gezeigt werden, wie die Soldaten mit dem Stress umgehen, den der Krieg auf sie auswirkt.

Mehr als nur Provokation? Es sei ein Spiel, das Wert auf seine Charaktere legt. Krieg übe auf Menschen viel Druck aus. In Modern Warfare soll es darum gehen, wie die Figuren mit dem Stress und den schwierigen Situationen umgehen. Zudem verweist er darauf, dass andere Medien wie Filme und Bücher nicht vor kontroversen Themen zurückschrecken. Solange dies in einer respektvollen Weise geschehe, "sollten Videospiele hier keine Ausnahme sein".

"Ich fühle nicht nur Empathie gegenüber Soldaten, die ich in einem Film beobachte. Ich habe [in MW] viel tiefere Empathie, weil ich als einer dieser Soldaten spiele. "

Dieses "tiefere Verständnis" sei ein zentraler Punkt für Modern Warfare. CoD und die MW-Reihe im Speziellen, sei noch nie ein "Pro-Kriegspiel" gewesen. Er versteht Call of Duty eher als "Kritik" oder einen "Kommentar" auf Krieg, das gilt insbesondere für das neue Modern Warfare.

Doch verstehen wirklich alle Spieler diese Form des Kommentars?

Kurosaki ist der Auffassung, dass man ein Produkt in seiner Aussage nicht verwässern sollte, nur weil man dem Publikum etwas nicht zutraue. Dies sei "das Schlimmste was ein Schaffender tun kann".

Laut Kurosaki geht es also weniger um pure Provokation. Stattdessen vermittelt er den Eindruck, dass die Entwickler moderne Kriegsführung so darstellen wollen, wie sie wirklich ist. Auch wenn das bedeutet, dass schwierige Themen und Situationen dazugehören, die sich nicht in "Gut und Böse" einteilen lassen, sondern "zwischen verschiedenen Grautönen" zu finden sind. Zensur-Vorwürfen hat er an anderer Stelle ebenfalls widersprochen.

Call of Duty: Modern Warfare erscheint am 25. Oktober 2019 für PS4 und Xbox One. Spätestens dann erfahren wir, ob der "respektvolle Umgang" gelingt.

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Call of Duty: Modern Warfare - Der bombastische Trailer wirft einen Blick auf die Story + verrät Release-Datum Video starten 1:45 Call of Duty: Modern Warfare - Der bombastische Trailer wirft einen Blick auf die Story & verrät Release-Datum

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