Paper Mario: The Origami King im Test - Überhaupt nicht zerknittert

Mit dieser überraschend angekündigten Fortsetzung bleibt Nintendo seiner Experimentierfreude treu: Das Action-Rollenspiel im Papier-und-Pappe-Look für die Switch mischt den bekannten Charme der Serie mit einem neuen Kampfsystem. Das bleibt aber so flach wie Mario selbst.

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Wir haben Paper Mario: The Origami King auf der Nintendo Switch getestet. Wir haben Paper Mario: The Origami King auf der Nintendo Switch getestet.

Humor ist für Autoren eine schwierige Disziplin, aber Paper Mario: The Origami King meistert diese Hürde auf der Nintendo Switch mit Leichtigkeit. Schon die Prämisse der auf dem Nintendo 64 begonnenen Reihe ist urkomisch: Das gesamte Mario-Universum wird als Papierversion interpretiert. Charaktere sind jetzt Zeichnungen auf flachen Blättern, und alles besteht aus Pappe oder Büromaterialien.

Das sieht nicht nur witzig aus, sondern die Bewohner sind sich ihrer Lage voll bewusst. Daher hagelt es auch in der gut übersetzten deutschen Version pfiffige Wortwitze. "Warum siehst du so zerknittert aus?" "Dich sollte man mal ordentlich zurechtfalten!". Zwar gibt es keine Sprachausgabe, aber der Humor kommt durch die deutschen Untertitel und die lebendigen Animationen trotzdem gut rüber.

Eine Papierwelt mit viel Herz

Die Papierwelt bekommt durch das Schaffen des neuen Bösewichts einen besonderen Charme: Der Origami-König Olly überfällt das Pilzkönigreich und faltet fast alle Bewohner zu böswilligen Origamis um. Das war es auch schon mit dem Plot, der ganz Mario-typisch simpel daherkommt. Königreich und Prinzessin retten? Check. Aber der Weg ist das Ziel, denn durch die abwechslungsreiche Welt zu reisen und zu sehen, wie die Bewohner mit der Invasion umgehen, ist der eigentliche Reiz.

Die Spielwelt ist voller liebenswerter und sympathisch geschriebener Charaktere. Die Texte sind so gewitzt, dass man die fehlende Sprachausgabe nicht vermisst. Die Spielwelt ist voller liebenswerter und sympathisch geschriebener Charaktere. Die Texte sind so gewitzt, dass man die fehlende Sprachausgabe nicht vermisst.

Man begegnet Toads, deren Grillparty dadurch ins Wasser gefallen ist. Oder man erlebt, wie die Origami-Zombies ein Musical crashen. Generell gibt es eine ganze Reihe von tollen (und meist nicht interaktiven) Musikeinlagen, die aus dem Nichts überraschen. Das gilt für die ganze, rund 30 Stunden lange Kampagne. Denn egal ob es durch Wüsten, Restaurants, Schlösser oder verwunschene Wälder geht: Immer wieder kommt es zu unvorhergesehenen Situationen, die nicht nur humorvoll sind, sondern auch eine Kleinigkeit über das Pilzkönigreich erzählen.

Wie die Welt, die wir eigentlich schon seit Jahrzehnten aus anderen Mario-Titeln kennen, tickt, atmet, funktioniert, erfahren wir hier am besten. Für Heiterkeit sorgt zusätzlich Marios Begleiterin Olivia, die gutherzige Schwester von Olly. Die Frohnatur hat immer einen flotten Spruch auf Lager und versorgt den Klempner auf Wunsch mit Tipps, falls er einmal nicht weiterkommt.

Ein Hauch vom klassischen Zelda

Hinweise kann Mario gut gebrauchen, denn neben Städten und weitläufigen Oberwelten führt die Reise auch in Dungeons mit Zelda-artigen Rätseln. Zum Beispiel muss Mario eine gleitende Eisplattform in einem vertrackten Labyrinth per Hammerschlag zum Ausgang umleiten. Zwar gibt es ab und zu auch ein paar langweilige Schieberätsel, aber ansonsten überrascht das Quest-Design mit gut eingeflochtenen Minispielen. Ehe man sich versieht, landet man zum Beispiel im Wald in einer Partie Memory, wo unter Blättern Symbolpaare aufgedeckt werden müssen. Die Aufgaben sind nicht sonderlich schwer, aber vielfältig. Nette Einlagen, wie zum Beispiel eine Kanufahrt, lockern die Kampagne zusätzlich auf.

Aufgeteilt ist die Spielwelt in große Abschnitte, die durch eine linear erzählte Geschichte miteinander verbunden sind. Absolvierte Abschnitte kann man erneut besuchen, praktischerweise via Schnellreise über das Faxgerät (!), um optionale Sammelgegenstände oder Nebenaufgaben zu lösen. Ähnlich wie beim Wii-U-Vorgänger Color Splash gibt's Artworks für eine virtuelle Galerie. Außerdem sind durch das Invasions-Chaos einige Toads in versteckte Ritzen geraten, aus denen man sie wieder herausziehen muss.

Manchmal kommt ein gewisser Zelda-Flair auf, weil es an mystische Orte geht, die von längst vergangenen Zeiten erzählen. Manchmal kommt ein gewisser Zelda-Flair auf, weil es an mystische Orte geht, die von längst vergangenen Zeiten erzählen.

Allein die Landschaft nach Ihnen abzusuchen, macht Freude, denn sie belohnen uns immer mit einer kleinen Geschichte, wie sie in diese missliche Lage geraten sind. Neben hilfreichen Items, wie dem obligatorischen Pilz für mehr Kraft, schwirren auch jede Menge Münzen in der Welt herum. Oder Mario klopft sie mit dem Hammer aus Verstecken heraus. Von dem Geld kann Mario sich zum Beispiel neue Waffen kaufen. Wichtige Gegenstände oder Eigenschaften sind trotzdem fest an die Story-Progression gebunden, so dass die Suche nach Sammel-Items oder Geheimnissen immer optional bleibt.

Rundenkämpfe mit Puzzle-Element

Durch den Humor und die tolle Papier-Präsentation macht die Erkundung großen Spaß. Es ist die liebevollste Welt der gesamten Paper Mario-Serie, bei der jede Ecke wortwörtlich handgemacht wirkt. Mario interagiert und hüpft hier in Action-Adventure-Manier hindurch. Für Kämpfe geht es aber in der Regel in eine Arena, wo ein neuartiges Kampfsystem eingeführt wird: Der Kampfbereich besteht aus mehreren Ringen, auf denen sich Gegner zufällig verteilen. Vor jedem Kampf muss man sie unter Zeitdruck so anordnen, dass Mario anschließend optimal Angriffe ausführen kann.

Das Kampfsystem teilt sich in zwei Phasen auf: Einem Puzzleteil, wo Gegner auf den Ringen angeordnet werden müssen, und einem schließendem Aktionsteil. Das Kampfsystem teilt sich in zwei Phasen auf: Einem Puzzleteil, wo Gegner auf den Ringen angeordnet werden müssen, und einem schließendem Aktionsteil.

Mario steht dabei in der Mitte und führt Angriffe von innen nach außen durch. Gegner in einer Reihe bewältigt man so in einer Sprung-Combo, während Hiebwaffen nebeneinander liegende Feinde ausschalten können. Bei Zwischen- und Endbossen dreht sich der Spieß um, und Mario steht nun außerhalb des Rings. Ähnlich wie bei einem Brettspiel befinden sich dann Symbole auf dem Boden, die Mario fördern oder hemmen. Man bahnt sich also seinen Weg zum Gegner hin, was je nach Boss richtig schwierig werden kann. Einer der Gegner ist zum Beispiel eine riesige Klebestreifen-Rolle. Sie pappt einige Ringe zusammen, sodass ihr sie nur eingeschränkt rotieren lassen könnt.

Das Kampfsystem ist ungewöhnlich, geht in seinem Konzept aber auf. Zumindest, wenn man sich auf die Zweiteilung von Puzzle- und Aktionspart einlassen kann. Besonders im letzten Drittel des Spiels kommen ein paar Kopfnüsse auf euch zu, bei denen wir mehrere Anläufe gebraucht haben.

Schade: Während die Bosskämpfe meistens toll sind, wiederholen sich die Feindformationen bei den Standardkämpfen sehr oft. Das sorgt für Ermüdungserscheinungen, und man erwischt sich dabei, Feinde zu umgehen. Da es keine Erfahrungspunkte gibt und man auch durch Erkundung genug Geld sammeln kann, bleiben zum Glück nur ein paar storyrelevante Kämpfe übrig - etwa, wenn Mario aus einem Hinterhalt angegriffen wird. Wer ein klassisches RPG wie damals bei Die Legende vom Äonentor auf dem GameCube erwartet, wird wohl dezent enttäuscht sein. Zwar kann man Origami King grob als Action-RPG klassifizieren, aber Zahlentüfteleien und ein Belohnungsgefühl durch Kämpfe bleiben komplett aus.

Trotz Schwächen empfehlenswert

Besser gefallen haben uns die Kämpfe gegen Kreaturen, die man am ehesten als Pappmache-Roboter bezeichnen kann. Diesen großen Ungetümen begegnet man ebenfalls in Kampfarenen, aber hier läuft alles in Echtzeit ab. Hier knüppelt man nicht nur mit dem Hammer auf Schwachstellen ein (z.B. im Rücken), sondern man bewältigt ebenso kleine Minispiele.

Echtzeitkämpfe werden immer zwischendurch eingestreut. Ab einer bestimmten Stärke kann Mario leichte Gegner direkt in der Oberwelt (ohne Abstecher in Rundenkampf-Arenen) besiegen. Echtzeitkämpfe werden immer zwischendurch eingestreut. Ab einer bestimmten Stärke kann Mario leichte Gegner direkt in der Oberwelt (ohne Abstecher in Rundenkampf-Arenen) besiegen.

Einmal mussten wir zum Beispiel einen Ball abfangen, den sich vier Pappmache-Shyguys gegenseitig zugespielt haben. An anderer Stelle geht es gegen eine Art Oktopus-Monster, und man weicht Wasserwellen aus, die es mit seinen Schlägen erzeugt. Von diesen Kämpfen hätten wir gerne mehr gesehen, denn sie sind ähnlich unterhaltsam und abwechslungsreich wie die Erkundung der Spielwelt. Aber auch so ist das Spiel eine Empfehlung für alle, die Lust auf eine humorvolle Reise durch das Pilzkönigreich haben.

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