Pokémon Switch - Was Pokémon von Mittelerde: Schatten des Krieges lernen könnte

Auf Nintendo Switch hat Pokémon die Chance, die traditionelle Gameplay-Formel aufzubrechen. Warum nicht zum Beispiel mit dem Nemesis-System aus Mittelerde: Schatten des Krieges?

Pokémon braucht das Nemesis-System! Pokémon braucht das Nemesis-System!

Seit der Veröffentlichung der roten und blauen Edition vor 20 Jahren hat sich der Kern der Hauptreihe von Pokémon kaum verändert: Ihr zieht durchs Land, um nicht nur alle Taschenmonster zu sammeln, sondern außerdem der beste Trainer von allen zu werden. Natürlich gibt es einige Spin-offs wie Pokémon Snap oder Pokémon Go, die neue Wege gegangen sind, die Hauptreihe bleibt ihrer Formel allerdings treu.

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Besonders deutlich wird das daran, wie sich Trainer noch immer an festen Punkten auf Routen befinden und euch dort zum Kampf herausfordern. Gewinnt ihr, seht ihr sie vermutlich nie wieder, verliert ihr, bekommt ihr einen neuen Versuch. Auswirkungen hat es keine und es erinnert sich auch niemand daran, was bisher passiert ist. Dabei gibt es doch so viele Möglichkeiten, den Weg zum Liga Champ mit mehr Leben zu füllen. Zum Beispiel könnte sich Nintendo bei einem Spiel inspirieren lassen, das auf den ersten Blick sicher nicht zu Pokémon passt: Schatten des Krieges.

Janna Tillmann

Für Janna ist Mordors Schatten eines der besten Spiele der letzten Jahre gewesen und hat sie zu ihrer Bachelor-Arbeit inspiriert. Da hatte sie allerdings noch vorausgesagt, dass die Idee des Nemesis-Systems um sich greifen würde und andere Spiele das sicher aufgreifen würden. Jetzt, drei Jahre später, nutzt es nur der Nachfolger Schatten des Krieges. Da ist es an der Zeit, einmal selbst zu überlegen, wie das Nemesis-System eines ihrer Lieblingsspiele verbessern könnte: Pokémon.

Das Nemesis-System macht Shadow of War erst gut

Das Spiel beherrscht es meisterlich, euch mit den feindlichen Orks vertraut zu machen, die euch immer wieder begegnen. Jeder von ihnen hat einen Charakter, eine Geschichte und einen guten Grund, euch tot sehen zu wollen. Zugrunde liegt hier eine riesige Datenbank, die Aussehen, Kleidung, Accessoires, Stimme, Texte, Animationen, Charakterzüge, Stärken und Schwächen zusammenwürfelt, wenn ein neuer Gegner geschaffen werden muss. So entstehen immer neue Orks, die neue Szenarien mit sich bringen.

Mittelerde: Mordors Schatten - Tutorial-Trailer zum Nemesis-System des Actionspiels Video starten 2:20 Mittelerde: Mordors Schatten - Tutorial-Trailer zum Nemesis-System des Actionspiels

Kämpft ihr dann gegen einen dieser speziell für euch geschaffenen Uruks, kommt eure gemeinsame Geschichte erst so richtig in Gang. Ihr habt die Auswahl, ihn zu töten, euch untertan zu machen oder zu beschämen. Letzteres führt dazu, dass der Ork schwächer wird - oder den Verstand verliert und entsprechend einen neuen Charakterzug bekommt. Ihr lasst ihn in jedem Fall laufen und könnt ihm erneut begegnen.

Auch ein vermeintlich getöteter Ork kann euch später doch noch einmal auflauern und auf Rache sinnen. Und selbst rekrutierte Uruks neigen dazu, euch unerwartet in den Rücken zu fallen, statt für euch zu kämpfen. Bringt euch euer Gegner gar um, wird er euch in der nächsten Begegnung nur zu gerne an euer Versagen erinnern. So entstehen Geschichten, die jeden Spieldurchlauf einzigartig machen und euch im Zweifel eure Pläne mächtig durchkreuzen, wenn ein von euch geplanter Hinterhalt daran scheitert, dass jemand aus eurem Gefolge sich lieber gegen euch wendet.

Ohne dieses noch immer einzigartige System wäre Schatten des Krieges wie auch sein Vorgänger, Mordors Schatten, vermutlich niemandem besonders aufgefallen, denn große Innovationen suchen wir ansonsten vergeblich und die Geschichte der Spiele ist eher zu vernachlässigen. Dem gegenüber stehen die Pokémon-Spiele, deren Erfolg immer noch beeindruckend ist und die von anderen kopiert werden. Aber wäre es nicht den Versuch wert, die Welt der Pokémon durch ein Nemesis-System noch bereichern und jeden seine eigenen Geschichten schreiben zu lassen?

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Wie das Nemesis-System Pokémon besser machen könnte

Stellen wir uns deswegen einmal vor, was passieren könnte, wenn Nintendo das Nemesis-System nach Johto, Kanto und Co. holen würde.

Anstatt an vorher festgelegten Punkten immer den exakt gleichen Trainern zu begegnen, werden diese zufällig auf der Route verteilt und auch immer wieder neu generiert. Welche Gegner das sind, entscheidet der Zufall, der euch immer neue Herausforderer zusammenstellt wie in Schatten des Krieges. Dabei können natürlich auch zusätzliche Faktoren wie die Umwelt oder Art des Trainers eine Rolle spielen, sodass die Pokémon einer Region eher in den Teams auftauchen. Aber dieses System würde euch trotzdem vor unzähligen Wanderern bewahren, die alle ein Zubat und ein Kleinstein dabei haben - immerhin habt ihr ja auch nicht nur Pokémon aus der aktuellen Region im Team und seid ebenfalls unterwegs. Wieso sollte also ein Teenager nicht auch schwimmen gehen oder ein Wanderer nahe einer Stadt auf euch warten?

Pokémon Ultrasonne & Ultramond machte einige Dinge anders als die Vorgänger, die große Revolution blieb aber aus. Pokémon Ultrasonne & Ultramond machte einige Dinge anders als die Vorgänger, die große Revolution blieb aber aus.

Gewinnt ihr gegen einen Trainer, bleibt erst einmal alles beim alten: Ihr bekommt Geld und zieht eurer Wege. Allerdings kann jeder dieser Besiegten jederzeit zu einer Revanche auftauchen, wenn ihr in der Gegend seid. Und das nicht nur dann, wenn ihr direkt vor seiner Nase steht. Wieso sollte ein Trainer euch nicht erneut herausfordern wollen und euch dafür selbst entgegen kommen, anstatt zu warten? Zwischen den Matches würde ein Algorithmus dann bestimmen, inwieweit euer vorheriger Gegner Änderungen an seinem Team vorgenommen hat. Vielleicht sind seine Pokémon stärker oder er hat neue Monster, die besser gegen das Team ankommen, mit dem ihr ihn geschlagen habt. So ist für Abwechslung gesorgt und ihr kämpft nicht auf ewig gegen den gleichen Teenager und seine drei Rattfratz.

Verliert ihr hingegen, würde natürlich auch das vom System registriert werden. Wenn ihr dann erneut auf den Trainer zugeht, kann er auf euch eingehen und entsprechend auf den Sieg zuvor hinweisen. Außerdem würde er natürlich von der vorherigen Kampferfahrung profitieren, sodass eine erneute Auseinandersetzung gegen ihn schwieriger werden dürfte, sofern ihr euer Team nicht umgestellt habt. Vielleicht arbeitet allerdings auch eine KI gegen euch wie es im Spiel Echo der Fall ist: Die merkt sich, wie eure bisherige Strategie aussah und ergreift Maßnahmen dagegen. So braucht ihr beim nächsten Kampf eine neue Taktik, anstatt immer gleich gewinnen zu können.

Trainer statt Orks: Ähnlich wie in Mittelerde: Schatten des Krieges könnten wir unseren Gegnern in Pokémon im Gedächtnis bleiben. Trainer statt Orks: Ähnlich wie in Mittelerde: Schatten des Krieges könnten wir unseren Gegnern in Pokémon im Gedächtnis bleiben.

Auf diesem Wege würde auch die eher geringe Schwierigkeit der heutigen Pokémon-Spiele dynamisch angepasst werden und könnte mehr Abwechslung bieten. Für jüngere Spieler oder solche, die gar keine Herausforderung suchen, wäre es natürlich auch möglich, das System abzuschwächen. So könnte der Algorithmus hinter dem Nemesis-System je nach Einstellungen agieren und euer Spiel so nach euren Wünschen gestalten.

Pokémon wird zu eurem ganz persönlichen Abenteuer

Das System könnten die Entwickler bis zu den Arenaleitern nutzen. Diese sind meist spezifische, vordefinierte Figuren mit einer eigenen Persönlichkeit, aber gilt das auch für ihr Team? Schließlich müssen es nicht immer die gleichen drei, vier Pokémon sein. Vielleicht bekommen sie stattdessen jeweils eine Anzahl von passenden Pokémon aus einem Pool, das zum Thema der jeweiligen Arena passt. Je nach Charakter des Arenaleiters könnte das Nemesis-System hier auch noch weitere Eigenheiten hinzufügen. Beispielsweise könnte ein besonders arroganter Arenaleiter nach mehrmaligen Niederlagen nicht mehr gegen euch antreten wollen, sondern euch eine andere Herausforderung stellen.

Nach genug Siegen sollten wir in der Welt von Pokémon doch eigentlich bekannt sein, oder? Nach genug Siegen sollten wir in der Welt von Pokémon doch eigentlich bekannt sein, oder?

Ein weiteres Feature, das sich in Mordors Schatten durchgesetzt hat, ist, dass die Orks von euch gehört haben können. Euer Charakter ist als lebender Toter, der immer wieder aufersteht, natürlich Geschichten wert. Ein erfolgreicher Trainer sollte in der Welt von Pokémon ebenfalls für Gesprächsstoff sorgen. Nach dem dritten, fünften, achten Orden ist es wahrscheinlich, dass jemand schon einmal von euch gehört hat. Auch das hilft dabei, eine lebendigere Welt zu schaffen, wenn die NPCs darin dynamisch auf euch reagieren: "Ihr seid doch dieser Herausforderer, der zig mal an unserem Arenaleiter gescheitert ist!" Solche Aussagen könnten nicht nur Trainer auf den umliegenden Routen treffen, sondern auch NPCs in den Städten. So könntet ihr euch wirklich in die Welt einfühlen und zusehen, wie diese euch einfach glaubhaft integriert.

Schon in Gold und Silber hat es die Möglichkeit gegeben, dass euch Trainer erneut herausfordern. Hier war es nur am Ende eher langweilig, weil die Herausforderer sich zwischen den Kämpfen kaum verändert haben und ihr so immer wieder gegen die gleichen drei gekämpft habt. Aber ein Schritt in die richtige Richtung war dieser Ansatz dennoch. Eine Abwandlung des Nemesis-Systems wäre allerdings viel interessanter. Vor allem würde es auch Endgame-Content liefern, da ihr potenziell die gesamte Zeit durch die Welt reisen und immer neue Fehden aufbauen könntet. Das wäre ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zu einer Welt, die irgendwann einfach stillzustehen scheint, weil es keine neuen Herausforderungen und es nichts Neues mehr zu entdecken gibt.

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