PS Plus: Sony nennt Gründe für Umstellung, einen habe ich jedoch vermisst

PS Plus wird umgestellt - aber warum eigentlich? Was steckt aus Sicht von Sony hinter der Entscheidung? Wir haben die Antworten direkt von PlayStation-Chef Jim Ryan bekommen - und unsere ganz eigene Meinung dazu.

Sony hat GamePro im Interview die Gründe für die Umstellung von PS Plus verraten. Sony hat GamePro im Interview die Gründe für die Umstellung von PS Plus verraten.

Nach reichlichen Gerüchten hat Sony in dieser Woche die Umstrukturierung der Abo-Services PS Plus und PS Now offiziell bekannt gegeben. Wie auch Kollege Tobi in seiner Kolumne zum Thema korrekt herausgestellt hat, bekommen PS4- und PS5-Spieler*innen keinen Xbox Game Pass-Killer, sondern erleben eher den Ausbau eines überaus erfolgreichen Abo-Modells, einhergehend mit dem Wegfall eines Marketing-Fehlschlags. 

Doch was sind die Gründe für die Neuausrichtung im Bereich der PlayStation-Services aus Sicht von Sony und wie sind diese einzuordnen? Genau darum soll es in diesem Artikel gehen. 

Das sagt Sony zum Ausbau von PS Plus

In einem Interview mit Jim Ryan konnte ich dem Sony Interactive Entertainment-CEO nicht nur dazu befragen, warum es keine reine “Multiplayer only”-Mitgliedschaft gibt, sondern auch, was aus Sicht von Sony die Beweggründe der Umstrukturierung waren. 

Dennis Michel: Was war der Hauptgrund, die Idee dahinter, PS Plus und PS Now zu einem größeren und mit seinen drei Rängen komplexeren Abo-Service zu kombinieren? 

Jim Ryan: Du sagst, (PS Plus) sei jetzt komplexer, wir sagen, der Service ist jetzt deutlich vereinfacht. Ich begründe die Aussage damit, dass wir jetzt statt zwei Mitgliedschaften nur noch eine haben, was eine signifikante Vereinfachung ist. (...) Es geht hier um Möglichkeiten. Um eine Vereinfachung und um Möglichkeiten. Die Simplifizierung von zwei Services auf einen und darum, den Mitgliedern mehr Möglichkeiten an die Hand zu geben. 

Vor Bekanntgabe, konnten wir mit Jim Ryan über die Umstrukturierung von PS Plus reden. Vor Bekanntgabe, konnten wir mit Jim Ryan über die Umstrukturierung von PS Plus reden.

Was Ryan hier (auf englisch) mit “simplification” meint, ist vor allem der enorme Anteil an PS Now-Mitgliedern, die zugleich ein PS Plus-Abo besitzen. Genauer sind das 75%, die jetzt nur noch ein Abonnement benötigen. Soweit ist die Aussage von Ryan sicher korrekt, jedoch steckt aus meiner Sicht noch weit mehr dahinter.

PS Now, der Abo-Service den “niemand” verstanden hat

Will ein Unternehmen etwas vereinfachen, dann bedeutet das im Umkehrschluss oft auch, dass der Status quo zu kompliziert ist. Oder dass im Falle von PS Now zum Start des Services im Jahr 2014 ein großer Fehler begangen wurde. Und hiermit ist keinesfalls die Qualität der umfangreichen Streaming-Bibliothek gemeint. Die ist aus meiner Sicht im Vergleich zu PS Plus nämlich das weit bessere Angebot - zumindest für alle jene, die nicht auf den Online-Multiplayer aus sind. 

Was ich meine, ist die Vermarktung und Ausrichtung von PS Now als Streaming-Service für PS2-, PS3- und PS4-Spiele. Streaming, und hier beschränke ich mich rein auf den deutschen Markt, ist nach wie vor ein heikles Thema. Zu sehr wird der Begriff im Bereich Gaming mit Verbindungsabbrüchen, Input-Lag oder beispielsweise schlechten Internetleitungen in Verbindung gebracht. Doch dieses Thema wäre im Fall von PS Now keines, wenn klar verständlich kommuniziert worden wäre, dass abseits der PS3-Spiele ab Mitte 2018 sämtliche Titel auch einfach zum Download bereit stehen. Noch besser wäre es natürlich gewesen, hätte Sony das für viele so wichtige Feature gleich von Beginn an integriert.  

Die Spiele-Bibliothek von PS Now ist wahrlich keine schlechte, in Anspruch genommen haben den Service aber nur die Wenigsten. Die Spiele-Bibliothek von PS Now ist wahrlich keine schlechte, in Anspruch genommen haben den Service aber nur die Wenigsten.

Ich wage zu behaupten, hätte man die umfangreichen Bibliotheken des Service spätestens zur Integration des neuen Features nochmal verständlicher und forcierter nach außen getragen, – beispielsweise durch ein Rebranding oder einen bloßen Namenswechsel – hätte PS Now, wie in einem früheren Artikel geschrieben, das bessere PS Plus werden können - zumindest für Singleplayer-Fans. So beliefen sich die Mitgliederzahlen zuletzt auf 3,2 Millionen Subscribern, während PS Plus auf stolze 47,6 Millionen Abos kommt. (via PSU)

Dass beide Zahlen im Vergleich keine haargenaue Aussage über den Erfolg geben, das ist aufgrund der Multiplayer-Komponente und den früheren Start von PS Plus im Jahr 2010 klar. Jedoch zeigen die Zahlen auch, dass gerade einmal 3 Prozent aller Spieler*innen, die Ende 2020 eine PS4 im Besitz hatten, sich für den Service entschieden haben, während PS Plus ein eindeutiges Abo-Zugpferd ist.

Der Wegfall von PS Now und ein größerer Fokus auf PS Plus war daher nur eine Frage der Zeit und diesen überfälligen Schritt hat Sony in dieser Woche offiziell gemacht.

Wie seht ihr die Umstrukturierung von PS Plus und den Wegfall von PS Now?

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