Rückblick: Die erste Xbox - Schwarz, breit, stark

Microsofts erster Schritt in die Konsolenwelt, die Xbox, kann gegen die Sony-Dominanz nichts ausrichten, bringt aber einige exklusive Spielemarken, den Online-Service Xbox Live und einen erfolgreichen Nachfolger hervor.

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Ende der 1990er-Jahre beschließt der damals reichste Mann der Welt, die japanische Vorherrschaft in der Konsolen-Industrie zu brechen - oder wenigstens einzudämmen: Microsoft-Gründer Bill Gates ist in Sorge, dass Sony mit der PlayStation 2 keine bloße Spielkonsole auf den Markt bringen wird, sondern ein Multimedia-Gerät, das das Zeug dazu hat, den von Windows dominierten PC aus den Haushalten zu verdrängen.

Gates macht dem damaligen Sony-Chef Nobuyuki Idei Avancen, Idei aber will keine Microsoft-Programme für und auf kommender Entertainment-Hardware seines Konzerns einsetzen, im Gegensatz zu Sega beim Dreamcast. Und so gibt Gates im April 1999 den Startschuss zur Entwicklung der ersten Spiele-Konsole aus den USA seit Ataris gescheitertem Jaguar.

Die DirectX-Box

Während die Sony-Ingenieure rund fünf Jahre in die Entwicklung des PSOne-Nachfolgers investieren, vergehen gerade mal 30 Monate zwischen dem ersten internen Xbox-Meeting im Frühjahr 1999 und dem US-Start der Konsole im November 2001. Der knappe Zeitrahmen ist der Notwendigkeit geschuldet, rasch einen Konkurrenten zur im März 2000 startenden PS2 aus dem Boden zu stampfen.

Die drei wichtigsten Xbox-Manager: Spiele-Vizepräsident Ed Fries, Senior Director Robbie Bach sowie General Manager J Allard. Die drei wichtigsten Xbox-Manager: Spiele-Vizepräsident Ed Fries, Senior Director Robbie Bach sowie General Manager J Allard.

Und er lässt sich nur durch eine grundsätzliche strategische Entscheidung realisieren: Statt wie Sony selbst Spezialchips zu konstruieren und für deren Fertigung hauseigene Fabriken zu errichten, setzen die Microsoft-Verantwortlichen auf modifizierte Technik renommierter Hardware-Hersteller wie Intel oder Nvidia.

Wenngleich viele traditionsbewusste Videospieler über den als Konsole verkleideten Computer die Nase rümpfen, macht Microsoft keinen Hehl aus der PC-Nähe der Xbox, preist diese vor allem den Spieleherstellern gegenüber als besonderen Vorteil an. Schon der (einstige Projekt-, später aber beibehaltene) Name der Konsole leitet sich von einem Begriff aus der Windows-Welt ab - von den DirectX-Schnittstellen im Microsoft-Betriebssystem. Dank der PC-Architektur der Xbox soll nun auch die Arbeit der Entwickler unkomplizierter und die Umsetzung von PC-Spielen vereinfacht werden.

Neue Dimensionen

Im Hinblick auf Ausstattung und Leistung sticht die Xbox Nintendos nur zwei Monate früher erscheinenden GameCube, Sonys vermeintliche Monstermaschine PS2 sowie Segas Anfang 2001 ins Exil geschickten Dreamcast locker aus: Die mit einem Pentium-3-Prozessor vergleichbare und mit rasanten 733 MHz getaktete Intel-CPU übertrumpft die Konkurrenz-Hardware ebenso wie die Geforce 3-nahe Grafikeinheit von Nvidia und die satten 64 MB RAM Hauptspeicher.

Die Xbox ist zudem die erste Konsole, die von vornherein mit einer (8 GByte großen) Festplatte und einem 100 Mbit-Ethernet-Adapter ausgestattet ist - die Xbox-Macher setzen auf Breitband-Internet und träumen von Online-Spielen, dem Download von Zusatzinhalten und ihrer Konsole als Entertainment-Zentrale im Wohnzimmer.

Bei den ersten öffentlichen Auftritten der Xbox zeigt Microsoft diesen schmucken Prototyp. Schicker als das finale Design war er zweifellos. Bei den ersten öffentlichen Auftritten der Xbox zeigt Microsoft diesen schmucken Prototyp. Schicker als das finale Design war er zweifellos.

Das einzige, was der Xbox dazu in der Grundausstattung fehlt, ist die Filmwiedergabe: Im Gegensatz zur PS2, die nicht zuletzt wegen ihrer Nebeneigenschaft als DVD-Player über 150 Millionen Mal verkauft wird, lassen sich trotz entsprechendem Laufwerk keine DVDs auf der Xbox abspielen - Microsoft will Lizenzgebühren sparen. Die muss der Nutzer selbst durch Kauf des 50 Euro teuren, mit einer Fernbedienung ausgestatteten »DVD Playback Kits« berappen.

Trotz der listigen Sparmaßnahme fordert Microsoft von europäischen Spielern beim Start Mitte März 2002 gesalzene 479 Euro für die Xbox - ein irrwitziger Preis, nicht zuletzt, weil die Konsole vier Monate zuvor für gerademal 299 Dollar in den USA auf den Markt kommt. Sechs Wochen kommen die Microsoft-Oberen zu Verstand und senken den Preis auf 299 Euro.

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