Ubisoft will NFTs für Spiele verkaufen - aber was heißt das eigentlich?

Ubisoft will künftig NFTs in Spielen anbieten. Was dahinter steckt und warum die Technologie so oft kritisiert wird, erklären wir euch in diesem Artikel.

Ubisoft bietet künftig NFTs in Spielen. Was dahinter steckt, erfahrt ihr hier. Ubisoft bietet künftig NFTs in Spielen. Was dahinter steckt, erfahrt ihr hier.

Es hätte besser laufen können für Ubisoft. Vergangene Woche stellte der Publisher seinen neuen Service Quartz vor, der NFT-Integration für hauseigene Spiele ermöglicht. Eine Dislike-Welle folgte, das Ankündigungsvideo ist mittlerweile privat. Was es mit NFTs und der Kritik daran auf sich hat, erklären wir euch in diesem Artikel.

Was sind eigentlich NFTs?

NFT steht für Non-Fungible Token, was so viel wie "nicht-austauschbare Marke" bedeutet. Das ist ein einzigartiger, unveränderbarer Link, der als Transaktionsnachweis, aber auch als Besitzurkunde und Echtheitszertifikat für digitale Güter dient, wie Lieder, Bilder oder sogar Tweets.

Gespeichert sind diese Informationen auf einer Blockchain, ein Netzwerk dezentraler Datenbanken, das also nicht in der Kontrolle einzelner Personen oder Institutionen liegt. Durch komplexe Verschlüsselung gelten Blockchains als hochgradig sicher und sollen die Anonymität ihrer Nutzer*innen garantieren. 

Wie funktionieren NFTs in Ubisoft Quartz?

Quartz funktioniert ähnlich: Ubisoft bindet In-Game-Gegenstände, zum Beispiel Waffen oder Helme in Ghost Recon: Breakpoint, an einen Link auf der Tezos-Blockchain. Diese "Digits" haben eine einzigartige Seriennummer und dokumentieren sämtliche Besitzer*innen. Wer die Kaufberechtigungen erfüllt, darf zuschlagen.

Das sind die ersten drei NFTs für Ghost Recon: Breakpoint. Das sind die ersten drei NFTs für Ghost Recon: Breakpoint.

Ubisoft weist aber darauf hin:

"Sie werden nicht Eigentümer der visuellen Darstellung, die mit den von Ihnen gekauften Digits verbunden ist."

Wir erhalten also nur eine Verwendungslizenz für den jeweiligen Gegenstand, solang wir Eigentümer*innen des Digits sind. Den können wir auf autorisierten Marktplätzen verkaufen, wobei sich Ubisoft vorbehält, Transaktionsgebühren abzuführen.

Kein Mehrwert durch NFTs?

Die NFT-Integration begründet Ubisoft mit der Annahme, sie würde Spieler*innen “beispiellose Wege geben, sich miteinander zu verknüpfen und mehr Wert aus ihren Spielen zu ziehen.” 

Kritische Stimmen auf Reddit vermuten dahinter ein bloßes Profitinteresse des Publishers. Manche NFTs erzielen Preise in Millionenhöhe, ihr Exklusivitätsversprechen scheint genug Interessierte anzuziehen – obwohl jederzeit beliebig viele Links generiert werden können, was zu ihrem Ruf als Betrug beisteuerte. Andererseits sehe man Quartz lediglich als eine dubiose Kopie des Community-Marktplatzes von Valves Vertriebsplattform Steam. Der erlaubt seit fast einem Jahrzehnt den Verkauf von In-Game-Gegenständen gegen Echtgeld, ganz ohne Blockchaintechnologie.

Ubisofts bisherige Krypto-Investitionen

Im Oktober wurde bekannt, dass sich Ubisoft an einer Investition in Höhe von 65 Millionen US-Dollar in Animoca Brands beteiligte. Der Konzern entwickelt unter anderem Blockchain- beziehungsweise NFT-Spiele und wurde noch 2014, im Gründungsjahr, von Black Fire Minerals aufgekauft.

Das Unternehmen wollte "seinen Fokus ändern", nachdem es zuvor Minerale in Nevada, Australien und der Demokratischen Republik Kongo erschloss. Hinweise darauf finden sich auf der Firmenwebsite nur noch vergraben in Fiskalberichten und Ankündigungsschreiben von Black Fire Minerals. Wohl aufgrund mehrerer Vorschriftsverletzungen hat die australische Wertpapierbörse ASX vergangenes Jahr die Börsennotierung von Animoca Brands eingestellt.

So will Ubisoft dem Umweltschaden durch NFTs vorbeugen

In den letzten Monaten häufte sich die Kritik an NFTs auch wegen ihrer Umweltgefahr. Laut The Verge entspreche zum Beispiel der CO2-Fußabdruck vom NFT des "Nyan Cat"-GIFs dem von durchschnittlichen EU-Bürger*innen in einem Zeitraum von zwei Monaten.

In Sachen NFTs in Spielen ist Ubisoft kein Vorreiter. Spiele wie Axie Infinity nutzen die Technologie bereits. In Sachen NFTs in Spielen ist Ubisoft kein Vorreiter. Spiele wie Axie Infinity nutzen die Technologie bereits.

Dem möchte Ubisoft vorbeugen. Die Tezos-Blockchain nutzt das sogenannte Proof-of-Stake-System und soll so, laut eigener Angaben, zwei Millionen Mal weniger Energie als die populäre Kryptowährung Bitcoin benötigen. Bitcoin, wie Ethereum, basiert auf dem Proof-of-Work-System, das einen möglichst hohen – und zunehmend steigenden – Energieverbrauch beim "Mining" der Kryptowährungen voraussetzt. 

Fraglich ist aber, ob es angesichts einer globalen Klimakrise eine Technologie wie Quartz braucht, die bestenfalls ähnliche Zwecke wie bestehende Services bei zusätzlichem Energieverbrauch erfüllt.

Darum ist das Thema wichtig

Square Enix, Take-Two oder Zynga haben derweil ebenfalls Interesse an NFT-Integration bekundet, wie auch Gaming-nahe Unternehmen wie Reddit oder Discord. Zudem existieren bereits Spiele, die ausschließlich via Investition in NFTs spielbar sind, dem Mining dienen oder mit NFTs als Belohnungen werben. Sämtliche Arten hat Valve jüngst von Steam verbannt. Der Themenkomplex NFT in Spielen hat die Planungsphase folglich schon längst verlassen.

Derzeit arbeiten wir an einem Report, der sich im Detail mit den technischen und rechtlichen Problemen von NFTs in Spielen auseinandersetzen wird. In Zukunft werden wir das nebulöse Thema ausführlicher behandeln, damit ihr den Überblick behaltet.

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