Seite 2: Verwirrung um Kojima und Konami - Verliert die Schlange ihren Kopf?

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Studios, keine Designer!

In den darauffolgenden zwei Wochen ging es Schlag auf Schlag. Am 25. März wurde die Video-Show Kojima Station, die exklusive Infos rund ums für den 1. September angesetzte The Phantom Pain veröffentlichte, bis »auf weiteres pausiert«. Wie eine Liste des Führungspersonals aufzeigt, wurde Kojima zudem zum 1. April 2015 vom Posten des »Executive Content Officer« verbannt. Stattdessen wird er nur als »Director of Kojima Productions« geführt.

Es wirkt fast, als solle Kojima – diese bisher so präsente und gar verehrte Figur – als der kreative Kopf von Konami ausgelöscht werden. Als dürfe er nicht länger die Galionsfigur und Seele der von ihm geschaffenen Spiele darstellen. Ein Prozess, der sich innerhalb der letzten Dekade weniger brutal und weniger offensichtlich jedoch auch schon anderswo gezeigt hatte. Statt einzelner Kreativköpfe sollen immer häufiger markante Studionamen oder eben der Publisher selbst als Qualitätsgarant fungieren.

Waren einst etwa Jade Raymond und Patrice Désilets die Gesichter von Assassin’s Creed, sind es heute die Namen Ubisoft Montreal und Ubisoft Sofia, hinter denen sich fluktuierende Teams verbergen. Gleiches gilt für die Resident-Evil-Saga, an der sich seit dem Abgang von Shinji Mikami wechselnde Produzenten versuchten, von denen keiner im Gedächtnis bleiben sollte.

Zumindest bis zur Fertigstellung von Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain wird Kojima noch bei Konami arbeiten und sein Studio Kojima Productions weiterbestehen. Zumindest bis zur Fertigstellung von Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain wird Kojima noch bei Konami arbeiten und sein Studio Kojima Productions weiterbestehen.

Und für das alljährliche Call of Duty gibt es natürlich keinen visionären Designer als Gütesiegel, sondern nur die Logos von Infinity Ward, Treyarch und Sledgehammer Games. Das ist einerseits die Folge moderner Großproduktionen mit enger Taktung, die kaum ein Einzelner überblicken kann. Doch knüpft sich eine Spielesaga so auch nicht an eine Person, die, wenn sie geht, das Vertrauen der Käufer mit sich nimmt. Etwas, das bei Metal Gear dennoch aktuell zu passieren scheint.

Ein Metal Gear ohne Kojima?
Im Jahre 2012 feierten Hideo Kojima und Konami groß das 25-jährige Jubiläum von Metal Gear. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als könnten nur Tod und Teufel Kojima von Metal Gear trennen. Nun aber sucht Konami ein neues »passioniertes« und »kreatives« Team, das die Serie weiterspinnen soll. Aber wie soll das aussehen? Wie könnte Metal Gear ohne seinen Erfinder funktionieren?

Die Odyssee um Solid Snake und Big Boss war schließlich stets ein Spiegel von Kojimas Geist und Seele. Interessierte er sich gerade für Motorräder, baute er eine entsprechende Szene ein; bedrückten ihn die Kriege in Afrika oder war er über Guantanamo bestürzt, zeigte sich dies in den Schauplätzen. Neue und offenherzige Designer zu finden, die ebenso freimütig ihre Gedanken der Welt öffnen, dies in Story und Charaktere gießen, das dürfte sich schwierig gestalten.


Noch kniffliger dürfte es werden, den von Kojima erdachte Epos fortzuführen, den der Japaner selbst zudem mit The Phantom Pain als »abgeschlossen sieht«. Stattdessen könnte das neue Team jedoch frische Geschichten um bekannte Figuren wie Raiden, Kaz Miller und die einzelnen Fox-Hound-Mitglieder zeichnen. Oder wie Kojima einst sagte: Es sei ein Game rund um die junge Cobra Unit möglich, deren Mitglieder, wie der Scharfschütze The End oder das Medium The Sorrow, in Snake Eater als Gegner auftreten.

»Ich wollte ein Spiel machen, das sie während ihrer frühen Jahre zeigt«, meinte Kojima. »Sie sollten etwa den Strand in der Normandie erstürmen.« Weiterhin bestünde natürlich die Option, Metal Gear gänzlich neu zu starten; sich von allen Figuren und Themen Kojimas zu lösen. Doch wäre dies dann wirklich noch Metal Gear? Dieses Urteil bleibt wohl den Fans überlassen.

Reinemachen

Am 31. März griff die Säuberungsaktion auf Silent Hills und P.T. über. Auch von deren Seiten war plötzlich das Fuchs-Logo des Studios verschwunden. »Konami hat sich von einer Studio-basierten zu einer Hauptquartier-gesteuerten Organisation entwickelt«, so die offizielle Begründung. »Daher wird Kojima Productions nicht weiter als Studio gelistet.« Schon hier mutmaßten viele, was sich fast einen Monat später bestätigen sollte: Auch das Schicksal von Silent Hills ist besiegelt, nicht aber das der Horror-Reihe insgesamt.

Die solle nun, wie auch Metal Gear, trotzdem irgendwie weitergehen. Ein Schritt, den viele Beteiligte bedauern. Del Toro sagte, es breche ihm sein »fettiges Herz«. Schauspieler Norman Reedus schrieb auf Twitter, er »sei verdammt geknickt« und verlinkte später eine Fan-Petition, die die Weiterentwicklung von Silent Hills fordert. Am 9. April schien dann alles klar. Die Schauspielerin Donna Burke, die dem iDroid in Phantom Pain ihre Stimme leiht, behauptete auf Twitter, Kojima sei »gefeuert«.

Erst 2013 hatte Kojima sein erstes US-Studio Kojima Productions Los Angeles eingeweiht, das unter anderem Metal Gear Online verantwortet. Mittlerweile wurde es in Konami Los Angeles umgetauft. Erst 2013 hatte Kojima sein erstes US-Studio Kojima Productions Los Angeles eingeweiht, das unter anderem Metal Gear Online verantwortet. Mittlerweile wurde es in Konami Los Angeles umgetauft.

Etwas, das sie wenig später zumindest relativierte. Seitdem ist es unbehaglich still. Konami hält sich mit Stellungnahmen zurück. Der sonst so Twitter-freudige 51-Jährige postet nur noch sporadisch auf dem Kurznachrichtendienst. Selbst auf einer Preisverleihung des japanischen Magazins Famitsu Ende April, auf der er sonst freudestrahlend auftauchte, war er dieses Mal nicht zu entdecken.

Neustart

Doch woher rührt der Bruch zwischen dem kreativen und bis dato so treuen Designer und seinem Brötchengeber? Angeblich findet sich die Antwort ausgerechnet im spielbaren Silent-Hills-Teaser P.T.: An einer Stelle ist nämlich ein bizarrer Monolog zu hören: »Vater war so ein Langweiler. Jeden Tag aß er dasselbe Essen, zog das Gleiche an, saß vor denselben Spielen. Ja, er war halt einfach so«, heißt es da. »Aber eines Tages tötete er uns alle! Er war nicht einmal geistreich dabei, wie er das tat. Nicht, dass ich mich beklagen würde. Ich starb eh schon vor lauter Langeweile. Aber wisst ihr was? Ich komme zurück ... und ich bringe neue Spielsachen mit«.

Ersetzt man das Wort »Vater« durch »Konami«, so könnte man meinen, offenbart sich, was los war. War Kojima von der fehlenden Experimentierfreude des Publishers angeödet und hatte versucht dies zu ändern, worüber es zum Streit kam? Möglich, ist er doch gerne nischige Projekte angegangen, während Konami sich zunehmend auf etablierte Marken, Mobilspiele und sein Automatengeschäft konzentriert.

Konami hat schon angekündigt, dass die Metal-Gear-Reihe von einem neuen Team weitergeführt werden wird. Fraglich ist allerdings, ob dieses Kojimas avantgardistischen Stil und vor allem seinen Humor replizieren kann. Konami hat schon angekündigt, dass die Metal-Gear-Reihe von einem neuen Team weitergeführt werden wird. Fraglich ist allerdings, ob dieses Kojimas avantgardistischen Stil und vor allem seinen Humor replizieren kann.

Allerdings würde das bedeuten, dass Kojima schon vor Monaten ahnte, dass er abgesetzt werden soll, womöglich seinen Hut nimmt und dies chiffriert in einem Videospiel andeutete. Verrückt, – und ihm durchaus zuzutrauen. Gleichsam wäre das ein Signal dafür, dass der japanische Spieleguru in seinem potenziellen Leben nach Konami noch einiges vorhat. Dass er noch lange nicht in Rente gehen mag, sondern sich mit neuen Unternehmungen zurückmeldet. »Vielleicht schreibe ich ein Buch«, hatte er etwa vor Jahren gesagt. »Ich habe auch Angebote, an Filmen zu arbeiten«. Alles keine so schlechten Aussichten.

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