Xbox Series X & S haben Fehler, aber Hardware-Revisionen sind unnötig

Microsofts aktuelle Konsolengeneration scheint kaum Negativmeldungen hervorzubringen. Ein paar Stellschrauben gehören dennoch nachjustiert.

Dass eine weitere Hardware-Revision erscheint, ist bei technischen Geräten sicher. Aber ist es im Falle der Xbox Series X|S derzeit überhaupt notwendig? Dass eine weitere Hardware-Revision erscheint, ist bei technischen Geräten sicher. Aber ist es im Falle der Xbox Series X|S derzeit überhaupt notwendig?

In einer Einschätzung äußerte ich bereits den Wunsch nach einer zweiten Revision der PS5. Während sich an dieser Front sogar noch Probleme mit dem Blu-Ray-Laufwerk dazugesellten, verrichten sowohl meine Xbox Series X, als auch meine Xbox Series S wie zwei gut geölte Uhrwerke ihren Dienst.

Dennoch möchte ich betrachten, welche Probleme andere Nutzer bisher mit den beiden Xbox-Konsolen haben und wie schwerwiegend diese sind. Zudem soll beleuchtet werden, ob bei eine der beiden Modelle Potenzial für eine Neuausrichtung besteht.

Hitzeprobleme, die keine sind

Bereits im Hardware-Teil der Xbox-Series-X|S-Tests wies ich darauf hin, dass beide Konsolen viel Hitze produzieren. Aus technischer Sicht ist aber einzig relevant, wo die Abwärme gemessen wird. Bei der Series S handelt es sich dabei ausschließlich um den Ausgang des Luftkanals. Dasselbe gilt für die Xbox Series X, in Teilen erwärmt sich aber auch das Gehäuse über dem Kühlkörper der AMD-APU deutlich. Tatsächlich ist das der Idealfall, den Microsoft auch so vorgesehen hat: Die Wärme muss unbedingt aus dem Gerät herausbefördert werden und darf sich nicht dort stauen, wo sie entsteht.

Rauchende Xbox-Konsolen haben sich rasch als Falschmeldung herausgestellt, fundierte Tests bezeugen, dass die Kühlung der Xbox-Series-X|S-Konsolen prächtig funktioniert. Warmes Plastik ist nun wirklich kein Grund zur Sorge. (Bildquelle: CNET) Rauchende Xbox-Konsolen haben sich rasch als Falschmeldung herausgestellt, fundierte Tests bezeugen, dass die Kühlung der Xbox-Series-X|S-Konsolen prächtig funktioniert. Warmes Plastik ist nun wirklich kein Grund zur Sorge. (Bildquelle: CNET)

Hoher Energieverbrauch trotz effizienter Bauweise: Dass sich hochkomplexe Prozessoren, wie sie heutzutage in Konsolen zum Einsatz kommen, stark erwärmen, lässt sich nicht vermeiden. Zwar steigt die Effizienz mit sinkenden Fertigungsgrößen an, gleichzeitig nimmt die Anzahl der Transistoren und Grafikkerne aber rapide zu, wodurch der Stromverbrauch des Geräts nach oben klettert und mehr Verlustleistung abgeht. Dementsprechend erhitzt sich auch die Umgebung um den Kühlkörper der APU stark.

Microsoft hat anscheinend gute Gegenmittel verbaut, die mit der Hitze umgehen können. Hoffentlich auch auf Dauer. Erst Langzeiterfahrungen werden zeigen, wie gut der Wärmetransfer funktioniert, sobald sich die dünne Schicht Wärmeleitpaste zwischen Prozessor und Kühler verflüchtigt hat und Staub die Luftzufuhr blockiert. Wobei gesagt sein sollte, dass sich die Xbox Series X|S leicht reinigen lässt.

Das Blu-ray-Laufwerk: Eine Fehlerquelle, die sich leicht lösen lässt

Zum Release kursierten bereits etliche Videos im Netz, die Defekte des Blu-ray-Laufwerks der Xbox Series X zeigten. Häufig streikte der Einzugsmechanismus und klackernde Geräusche waren hörbar. Dass in allen Fällen das Laufwerk die Ursache war, ist streitbar, da viele Videos gar keinen Kontext dafür lieferten. Nimmt man an, dass es sich in allen Fällen um fehlerhafte Laufwerke handelte, besteht dennoch kein Grund zur Panik.

Bei der Xbox Series X kommt ein Produkt von der Stange zum Einsatz: Die Modellnummer DG-6M5S-03b führt uns zu Lite-On, langjähriger Kooperationspartner von Microsoft. Das Modell, das in der Series X zu finden ist, ist sogar weitgehend baugleich mit dem Vorgänger aus der Xbox One X.

Bis auf den Board-Hersteller und ein paar aktualisierte Modellnummern scheint sich die Hardware des 4K-Blu-ray-Laufwerks der Xbox Series X nicht großartig von dem des Vorgängers zu entscheiden. Das Feature-Set ist nahezu identisch. (Bildquelle: TronicsFix auf YouTube) Bis auf den Board-Hersteller und ein paar aktualisierte Modellnummern scheint sich die Hardware des 4K-Blu-ray-Laufwerks der Xbox Series X nicht großartig von dem des Vorgängers zu entscheiden. Das Feature-Set ist nahezu identisch. (Bildquelle: TronicsFix auf YouTube)

Es könnte sich also schlicht um einen Detailfehler, ein Treiber-Problem oder sogar um die erwartbare Fehlerquote eines mechanischen Bauteils handeln. Die Bedeutung solcher Defekte erfährt durch die Verbreitung im Internet häufig eine Potenzierung, die nicht zwangsläufig mit der Realität im Einklang steht. Man kann sich jedenfalls sicher sein, dass eine so leicht austauschbare Komponente wie ein Blu-Ray-Laufwerk nicht lang die Reklamationsquote einer Konsole in die Höhe treibt, da der Kostenaufwand seitens der Hersteller enorm ist. Sofern die Ursache denn in der Hardware begründet ist, wäre ein alternatives Produkt wäre schnell gefunden oder die Mechanik des bisherigen Modells rasch korrigiert.

Das Betriebssystem der Xbox-Konsolen ist noch immer zu instabil

Trotz eines guten Starts ist die Xbox-One-Generation noch immer berüchtigt für ihre zahlreichen Software-Probleme. Kryptische Fehlercodes nach Updates gängelten unzählige Besitzer. Noch verbreiteter sind Probleme beim Aufrufen des Xbox-Guides. Öffnet man diesen während eines Ladevorgangs oder einer rechenintensiven Szene, ist die Konsole auf einmal nicht mehr responsiv. Ich persönlich kann diesen Zustand mit einer Xbox One X, die um eine interne SSD erweitert wurde, aber auch mit einer Xbox Series X und einer Series S zuverlässig replizieren.

Probleme mit bestimmten optimierten Spielen tauchen auf: Auf Reddit berichten einige Rainbow-Six-Siege-Spieler, dass ihre Xbox Series X während des Spiels abstürzte und in einer permanenten Crash-Schleife gefangen war.

Link zum Reddit-Inhalt

Ebenfalls finden sich Aussagen über Controller, die sich nicht mehr mit den Konsolen verbinden, Grafik-Bugs und Fehlerhafte Profil-Logins. Häufig lassen sich die Probleme mit einfachen Troubleshooting-Tipps (Konsole vom Netz nehmen, die Controller-Synchronisation "resetten") umgehen, in seltenen Fällen half nur der Xbox-Support weiter.

Zweifelsohne sollten sich die Programmierer von Microsoft und seinen Partnern diesen Fehlern annehmen. Noch ist die Verbreitung der Next-Gen-Konsolen gering und Problemchen lassen sich schnell in Zusammenarbeit mit den Fans erkennen. Sobald aber exklusive Blockbuster wie Halo: Infinite oder Hellblade 2 anstehen, sollten sich Spieler nicht mehr mit solchen Aufregern befassen müssen.

Sonderfall Xbox Series S

Die Xbox Series X kommt soweit ziemlich gut davon. Größere Eingriffe in das grundlegende Hardware-Konzept sind nicht notwendig. Anders sieht es bei der "kleinen Schwester" aus. Dass die Xbox Series S nicht gerade üppig mit NVME-SSD-Modulen bestückt wurde, ist kein Geheimnis. Für eine rein digitale Konsole sind 364 GB Speicher verdammt wenig, zumal die Anzahl optimierter Spiele stetig zunimmt und deren Speicherbedarf ansteigt. Spielinstallationen lassen sich zwar in Windeseile von einem externen SSD-Archiv in den internen Speicher übertragen, aber das ist wenig komfortabel und kostet extra, was dem Alleinstellungsmerkmal der Xbox Series S entgegensteht.

Zwei Drittel des Speichers ließen sich mit fünf relativ platzsparenden Spielen füllen - viel Raum zum Ausprobieren bleibt GamePass-Nutzern nicht. Zwei Drittel des Speichers ließen sich mit fünf relativ platzsparenden Spielen füllen - viel Raum zum Ausprobieren bleibt GamePass-Nutzern nicht.

Xbox Series S mit einem Terabyte Speicher muss definitiv folgen: Die Preise für SSD-Speicher sinken kontinuierlich, die Kapazitäten nehmen zu. Microsoft sollte unbedingt in Zukunft darauf reagieren. Alternativ wäre auch eine Preisreduzierung der offiziellen Erweiterungskarte sehr wünschenswert, denn wer kauft sich schon eine Speichererweiterung, die fast soviel kostet wie die Konsole selbst?

Schwierige Stellung in Microsofts Game Pass-Strategie

Dass die Xbox Series S für eine 300€-Konsole performant ist, steht außer Frage. Watch Dogs: Legion lässt (niedrig aufgelöstes) Ray-Tracing zu, The Medium beeindruckt mit hoher Bildqualität, obwohl das Spiel aufgrund der zwei gleichzeitig gerenderten Spielwelten sogar High-End-Grafikkarten ins Schwitzen bringt. Natürlich müssen Abstriche hingenommen werden, aber das ist aufgrund des Preises logisch und somit kein Anlass zur Kritik.

Wirklich störend ist jedoch die Tatsache, dass für jedes abwärtskompatible Spiel die Xbox-One-S-Version herangezogen werden muss. Das liegt daran, dass die Xbox-One-X-optimierte Variante im Regelfall intern in 4K gerendert wird. Dazu ist die Series S aber nicht fähig, da es ihre Hardware überfordert.

Halo 5: Guardians ist eines der Spiele, welches keine Optimierung für die Xbox Series S erhalten hat und voraussichtlich auch nie bekommen wird. Dementsprechend stark veraltet sieht der Titel auf der Konsole aus. Halo 5: Guardians ist eines der Spiele, welches keine Optimierung für die Xbox Series S erhalten hat und voraussichtlich auch nie bekommen wird. Dementsprechend stark veraltet sieht der Titel auf der Konsole aus.

In Verbindung mit dem Game Pass macht das keine gute Figur: Selbst auf einem Full-HD-Bildschirm wirken etliche Spiele arg verwaschen. Ein absolutes Unding, bedenkt man den enormen Xbox-Katalog, der sich über die vergangenen Jahre angesammelt hat. Die Anzahl von Xbox-One-X-erweiterten Version noch älterer Titel ist auch nicht gerade klein.

Microsoft selbst gräbt sich dabei markenintern das Wasser ab: Die Xbox Series X bietet für 500€ quasi zu viel Leistung, die Series S nur ein akzeptables Maß, lässt man optimierte Spiele außen vor. Zumal die direkte Konkurrenz nur 100€ teurer ist, deutlich mehr Speicher bietet und 4K beherrscht. Etwas mehr Power oder eine Software-Lösung, die Xbox-One-X-Versionen doch spielbar macht, bspw. über einen alternativen Renderpfad in 1440p, wäre wirklich großartig.

Hunderte Titel werden von Microsoft als "Xbox One X Enhanced" deklariert. Im Umkehrschluss bedeutet das für Besitzer der Xbox Series S, dass sie auf sehr niedrig aufgelöste Versionen von all den Spielen zurückgreifen müssen. Hunderte Titel werden von Microsoft als "Xbox One X Enhanced" deklariert. Im Umkehrschluss bedeutet das für Besitzer der Xbox Series S, dass sie auf sehr niedrig aufgelöste Versionen von all den Spielen zurückgreifen müssen.

Die Xbox Series S dürfte viel schneller eine Überarbeitung erfahren als die Series X

Beide Xbox-Konsolen stehen technisch betrachtet eigentlich gut da und machen eine überarbeitete Hardware-Revision unnötig. Wahrscheinlicher wäre aber eine gänzlich neue Ausrichtung der Xbox Series S, da diese sich in der schnell wandelnden Tech-Industrie am ehesten als "Alteisen" herausstellen könnte, während die Xbox Series X noch Unmengen Luft nach oben hat. 4K-Fernseher werden immer erschwinglicher, der Markt für Grafikprozessoren ist aktuell immens umtriebig und die PS5 Digital ist im Direktvergleich klar überlegen. Die winzige Speicherkapazität drückt die Stellung der Series S noch einmal ein ganzes Stück nach unten.

Nachbessern muss Microsoft zudem unbedingt bei der Software. Sekundenlange Aussetzer beim Aufrufen des Guides sollten eigentlich in Zeiten von NVME-SSDs, mit denen man ja auch vollmundig wirbt, nicht mehr auftreten. Auch die Fehleranfälligkeit gehört reduziert. Ganz grundsätzlich betrachtet, ist die Xbox Series X|S jedoch eine zuverlässige, technisch hochwertige Konsolengeneration.

Seid ihr im Besitz einer Xbox Series X oder S? Würdet ihr etwas an euren Konsolen kritisieren?

zu den Kommentaren (103)

Kommentare(81)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.