Ansatz zum Höhenflug
Bis zum März 2006 verkaufte sich der DS knapp 17 Millionen Mal - keine schlechte Zahl, doch die Initialzündung zum Kassenschlager gelang Nintendo erst mit dem deutlich schickeren DS Lite. Das Gerät war nicht nur 30 Prozent kleiner als der Vorgänger, sondern auch schmaler, optisch ansprechender und hochwertiger verarbeitet.
In den nächsten Monaten und Jahren explodierten die Verkaufszahlen, die weltweit abgesetzten Einheiten stiegen von 20 Millionen Mitte 2006 auf über 84 Millionen Ende 2008. Damit übertraf Nintendo sogar die Verkaufszahlen des sieben Jahre alten Game Boy Advance. Zu verdanken war das unter anderem einem besonderen Spiel, das kurz vor dem DS-Lite-Release erschien: Brain Training, hierzulande besser bekannt als Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging.
Wie alt ist dein Gehirn?
Ziel der Hirnschmalzakrobatik war es, durch Kopfrechnen, Zählen, schnelles Lesen und Kombinieren das eigene Gehirn zu »verjüngen«. Anstelle eines Highscores spuckte das Spiel am Ende der Knobelaufgaben nämlich eine Zahl aus, die entsprechend der spielerischen Leistung das geistige Alter widerspiegelte.
Ein genialer Einfall, der für regen Wettbewerb zwischen Freunden und innerhalb der Familie sorgte. Denn egal ob man 14 oder 62 war, am Ende siegte der mit dem fitteren Oberstübchen. Und das war im Zweifel nicht der Jüngste oder Gebildetste, sondern der, der regelmäßig seinen Denkapparat trainierte. Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging verkörperte perfekt, wofür der Nintendo DS stand: Dafür, auch Technikmuffel und Nichtspieler zum Spielen zu bewegen.
Das Kraftfutter für die grauen Zellen zog eine ganze Reihe ähnlicher Programme nach sich, schnell brach über den DS eine Flut aus Fitness-, Puzzle- und Lernspielen herein. Alles Titel, die man auch unterwegs im Wartezimmer beim Arzt, in der U-Bahn oder an der Haltestelle häppchenweise in wenigen Minuten genießen konnte. Natürlich brachte Nintendo auch seine großen Marken Mario und Zelda auf den DS, um auch die Zielgruppe der Hardcore-Spieler zu bedienen.
Doch es war überwiegend die schiere Fülle an unterschiedlicher Software, die den DS als Spieleplattform für jedermann so attraktiv machte und bis heute macht. Inzwischen gibt es über 1.000 Spiele, ungefähr ein Zehntel davon stammt von Nintendo selbst, darunter auch Nintendogs, Mario Kart DS und New Super Mario Bros. - die drei bestverkauften DS-Titel überhaupt.
Diese riesige Spielauswahl war vor allem der starken Unterstützung von Fremdherstellern zu verdanken, die es heute in der Form bei Nintendo-Konsolen nicht mehr gibt. Im Gegenteil: Seit der DS-Ära hat Nintendo nie wieder so viele Entwickler überreden können, Spiele für den 3DS, die Wii oder die Wii U zu programmieren. Das mag auch daran liegen, dass die Kernzielgruppe des Nintendo DS, also vorrangig Kinder und Gelegenheitsspieler, heute auf Smartphones und Tablets bedient wird. In den App Stores wimmelt es von Puzzlespielen, Casual-Häppchen und Miniabenteuern für kleines Geld. Sich auf eine Plattform wie den Nintendo 3DS zu beschränken, ist für Entwickler schlicht nicht nicht mehr lukrativ.
Nintendo geht XXL
Klar, dass Nintendo seinem Handheld stetig neue Facelifts verpasste. So erschien in Japan am 1. November 2008 der mit zwei VGA-Kameras bestückte DSi, ein Jahr später folgte der deutlich größere Nintendo DSi XL (in Japan DSi LL genannt). Somit wuchs die Produktpalette auf drei unterschiedliche DS-Varianten an, die sich bis Ende Dezember 2009 insgesamt mehr als 125 Millionen Mal verkauften und somit den Game Boy vom Thron der meistverkauften Handheld-Konsolen schubsten.
Zehn Jahre nach Veröffentlichung ist der Nintendo DS, gemessen an den verkauften Exemplaren, die zweiterfolgreichste Konsole (!) der Welt. Die Dual-Screen-Flunder verkaufte sich über 154 Millionen Mal - und schrammte damit nur knapp am unangefochtenen Spitzenreiter von Sony vorbei. Die PS2 wanderte über 155 Millionen Mal über die Ladentheke.
Mittlerweile wird die DS-Familie nicht mehr produziert. 2011 schickte Nintendo den 3DS mit stereoskopischem 3D-Bildschirm ins Rennen. Wir bezweifeln jedoch, dass sich der Erfolg des Nintendo DS so schnell wiederholen lässt, denn er etablierte nicht nur den Touchscreen im Massenmarkt, sondern unterhielt uns auch mit einer ganzen Reihe toller Core-Spiele (siehe die folgende Liste unserer Top-10-Spiele), Lernprogramme und Minispiele - und machte Casual-Abenteuer auf dem Schulhof zum Zeitvertreib schlechthin. Danke dafür, Nintendo.
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