Mit Fantasy Life i: Die Zeitdiebin ist die Fortsetzung des 3DS-Klassikers für PS4, PS5, Xbox Series X/S, Switch und PC erschienen. Ab dem 5. Juni gibt es außerdem ein Switch 2-Upgrade. Das Lifesim-RPG lässt euch 14 Berufe meistern, eine Zelda-artige Open-World erkunden und ein Dorf im Animal Crossing-Stil aufbauen. All das ergibt einen tollen Mix, der euch für viele Stunden unterhalten wird, inklusive Koop-Modus.
Worum geht’s in Fantasy Life i?
Nach dem recht umfangreichen Charaktereditor folgt ihr gemeinsam mit dem Archäologen Edward der magischen Lichtspur eines Drachenskeletts, die in ein unbekanntes Land führt. Auf dem Weg wird die Gruppe von einem bösen Drachen überfallen und rettet sich durch ein Portal, das sie 1.000 Jahre in die Vergangenheit bringt.
Dort lernt ihr Prinzessin Rem kennen, die euch dabei hilft in die Gegenwart zurückzukehren, in der vom einst lebendigen Reich nur noch ein mysteriöser, tiefer Abgrund übrig ist. Also macht ihr es euch zur Aufgabe, das Land vor dem drohenden Untergang zu bewahren.
Die größtenteils unvertonten Dialoge zwischen sympathischen Figuren sind nett geschrieben, allerdings bleibt die Geschichte sehr seicht und ist eher ein Vehikel, um neue Bereiche der Spielwelt freizuschalten. Die Stärken von Fantasy Life i liegen an anderen Stellen.
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Fantasy Life i: Launch-Trailer feiert den Release und stellt die Highlights der vielen Features vor
Viele Berufe mit vielen Möglichkeiten
Das erste Highlight sind die 14 Berufe, die im Spiel “Leben” genannt werden. Dahinter verstecken sich Karrieren wie Bergbau, Alchemie, Kochen oder Paladin. Alle Jobs sind in die Bereiche Kampf, Sammeln oder Handwerk eingeteilt und ihr levelt jeden einzeln hoch. Nur wer Bäume fällt, wird dementsprechend in der Holzfäller-Branche Ruhm und Ehre erlangen.
Während ihr euch bei Kampf-Leben für eine Waffenklasse zwischen Schwert und Schild, Großschwert, Bogen oder Magie entscheidet, legen eure Fertigkeiten beim Handwerk fest, welche Items ihr an Werkbänken herstellen könnt. Hohe Sammel-Skills erlauben euch das Abbauen hochwertiger Ressourcen wie Goldadern, seltene Fische und Co.
Alle drei Bereiche funktionieren mit eigenen Mechaniken:
- Sammeln: Beim Baumfällen, Schürfen oder Ernten müsst ihr den richtigen Winkel finden, um Schwachpunkte eures Ziels für Bonus-Schaden zu treffen.
- Herstellen: An Werkbänken müsst ihr beim Kochen, Schreinern oder Schmieden im richtigen Moment eingeblendete Werkzeuge nutzen, ähnlich wie in einem Quicktime-Event.
- Kämpfen: Die Echtzeitkämpfe sind simple Hack’n’Slay-Action, fühlen sich aber wuchtig an und werden durch Spezialangriffe und Ausweichrollen angenehm aufgelockert.
Jeder Beruf kommt mit einer eigenen Liste an Challenges, mit denen ihr euren Rang von “Anfänger” bis “Held” steigern könnt. Dadurch erhaltet ihr Zugriff auf neue Rezepte und bessere Werkzeuge.
Zu Beginn könnt ihr 12 Jobs direkt freischalten, was den Einstieg zäh werden lässt. Dafür müsst ihr nämlich jedes Mal erst zur Lebensgilde, euch registrieren und mit dem zuständigen Meister-NPC quatschen. Tutorialquests lassen sich überspringen, aber die 12-fache Wiederholung hätten wir uns gerne erspart.
Habt ihr das einmal hinter euch, könnt ihr jederzeit manuell über ein kleines Menü den aktiven Job wechseln oder die Spielfigur übernimmt das automatisch für euch, wenn ihr mit einer entsprechenden Ressource oder Werkbank interagiert. Das funktioniert sehr einfach und eingängig – top!
Über gesammelte Erfahrung könnt ihr Skill-Punkte in Fähigkeitenbäume mit jeweils 64 Knotenpunkten investieren. Damit schaltet ihr unter anderem Spezialangriffe frei, durch die ihr zum Beispiel mit aufgeladenen Attacken mehr Schaden verursacht.
Schwierigkeitsgrad und Barrierefreiheit
Um das Spielgeschehen für Fantasy Life i anzupassen, gibt es vergleichsweise wenige Einstellungen:
- Text- und Umblättergeschwindigkeit in Dialogen
- Textsprache
- gesprochene Sprachen: Englisch, Japanisch
- invertierte Kamera für X/Y-Achsen
- alternative Tastenbelegungen
Es gibt keine Schwierigkeitsgrade. Dieser orientiert sich an eurem Level. Solange ihr euch nicht mit einem zu hohen Leveldefizit an starke Gegner wagt, bleibt das Spiel meistens mechanisch unkompliziert und recht einfach.
Minispiele an Werkbänken und ausgewählte Endgame-Bosse können allerdings schnelle Reflexe von euch verlangen. Wer eine hohe Herausforderung sucht, findet diese optional im Lategame oder kann sich absichtlich in Gebiete mit zu hohem Level begeben.
Ihr merkt schon: Allein die Berufe zu steigern, um Zugriff auf alle Rezepte und Items zu bekommen, kann euch etliche Stunden beschäftigen. Allerdings solltet ihr euch dafür auch auf eine Menge Grind einstellen, außer ihr wollte nur die Hauptgeschichte beenden. Die Storyquest verlangen keine allzu hohen Stufen von euch.
Das Lebenssystem hat uns, bis auf den Anfang, sehr gut gefallen. Leider kann die Bezeichnung “Leben” für etwas so Simples wie Berufe eher verwirrend wirken. Spätestens im Spiel ist es aber ganz einfach zu durchschauen und geht fluffig von der Hand.
Drei Welten mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Recht schnell bekommt ihr Zugang zu drei verschiedenen Arealen: Das blühende Königreich in der Vergangenheit, das untergegangene Königreich in der Gegenwart und der große Open-World-Kontinent Gigantien.
Lasst euch von den Zeitebenen nicht verwirren. Es gibt im Spiel keine echte Zeitreise-Mechanik. Ihr könnt jederzeit zwischen allen Karten per Schnellreise wechseln und nehmt alle Items und Fortschritte mit. Im Endeffekt sind es einfach drei Maps.
Das macht ihr in den drei Welten:
- Vergangenheit: Hier erkundet ihr das alte Königreich mit mehreren Inseln im Action-RPG-Stil, nehmt Quests von der Bevölkerung an, sammelt Ressourcen und folgt dem größten Teil der Hauptgeschichte.
- Gegenwart: Hier wagt ihr euch tiefer in den großen Abgrund-Dungeon, außerdem baut ihr im Animal Crossing-Stil euer Dorf und siedelt neue Charaktere an, um mit ihnen Freundschaften aufzubauen.
- Gigantien: Obwohl die Vergangenheit bereits viel Raum für Erkundung bietet, kommt mit Gigantien nochmal eine Open World oben drauf. Diese funktioniert recht ähnlich wie in Zelda: Breath of the Wild und ist gespickt mit Loot, Türmen, kleinen Rätsel-Dungeons und Geheimnissen.
Störend ist uns teilweise die isometrische Kamera aufgefallen. Die lässt sich zwar frei drehen, aber nicht immer weit genug kippen. Das wäre auch kein Problem, wenn der Winkel in der Vergangenheit nicht so steil wäre. Dadurch fehlt teils die Sicht nach vorne, was die Orientierung erschweren kann.
Viele Ressourcen und Monster findet ihr nur in bestimmten Regionen, die an Levelgrenzen geknüpft sind. Dadurch ergibt sich in Kombination mit den 14 Leben ein motivierender und vor allem abwechslungsreicher Loop aus Erkunden, Kämpfen, Minispielen, Leveln, Herstellen und Dekoration.
Dazu kommen weitere Features, die wir hier gar nicht alle ausführlich besprechen wollen. Euch erwarten u.a. ein Kolosseum mit Arena-Kämpfen, zufällig generierte Dungeons und noch mehr Dinge zum Aufleveln, wie etwa die Schwierigkeitsstufen einzelner Gebiete in Gigantien für härtere Gegner und besseres Loot. Auch nach dem Abschluss der Hauptstory kommen neue Features hinzu.
Diese Abwechslung ist eine große Stärke des Spiels, die uns sehr motiviert hat. Durch das regelmäßige Wechseln der Maps und den vielen Tätigkeiten kommt auch nach dutzenden Stunden keine Langeweile auf, weil ihr nie lange das Gleiche machen werdet. Solltet ihr doch mal das Gefühl haben, dass sich eine Mechanik abnutzt, geht ihr eben einfach zur Nächsten über.
Während ihr nach ungefähr 40 Stunden das Meiste gesehen haben solltet, könnt ihr darüber hinaus viel mehr Zeit in Fantasy Life investieren. Wenn ihr wirklich alles machen wollt, könnt ihr locker im 100-Stunden-Bereich landen.
Ihr seid nie allein unterwegs
Bei allem was ihr tut, könnt ihr bis zu drei NPCs als Begleitung mitnehmen. Diese findet ihr meistens als sogenannte Ulklinge in der Spielwelt. Jemand hat sich einen Spaß erlaubt und Menschen in lebendige Alltagsgegenstände wie sprechende Stofftiere oder wütende Kommoden verzaubert.
Habt ihr einen davon gefunden, könnt ihr das arme Geschöpf wieder zurück verwandeln. Damit schaltet ihr insgesamt 50 Bewohner*innen frei, die fortan durch euren Stützpunkt schlendern.
Außerdem folgen alle Figuren einem Beruf und können euch unterstützen. Holzfäller Bärhard packt etwa mit an, sobald ihr einen widerspenstigen Baum vor euch habt und Kämpferin Hilda teilt im Gefecht ordentlich aus oder wirkt Heilzauber.
Damit lassen sich Levelunterschiede ausgleichen, weil ihr im Team Rezepte herstellen oder Ressourcen abbauen könnt, für die ihr eigentlich noch zu schwach seid. Diesen Effekt könnt ihr verstärken, indem ihr durch Abenteuer und Geschenke eure Freundschaft steigert und damit mehr Buffs freischaltet.
Uns hat das Party-System sehr gut gefallen. Auch wenn Grind zur Tagesordnung gehört, könnt ihr in euren schwächsten Disziplinen nachhelfen, falls ihr auf ein bestimmtes Item ausseid.
Teils komplizierter Baumodus
Kritik gibt es von uns für den Baumodus, in dem ihr auf der Gegenwarts-Map Gebäude platzieren, Dekorationen verteilen und Terraforming betreiben könnt. Das meiste davon funktioniert auch ziemlich gut, aber ausgerechnet beim wichtigen Verschieben von Gebäuden mussten wir mit dem Kopf schütteln.
Anstelle einfach ein Haus anzuklicken und an eine neue Position zu stellen, müsst ihr erst mit einem NPC sprechen, der euch daraufhin ein Verschiebe-Baukit ins Inventar legt, das ihr an der neuen Position platziert. Dann gibt es aber erstmal eine Baustelle für mehrere Minuten, die ihr abwarten müsst. Der neue Platz darf sich aber nicht mit dem bisherigen Standort überschneiden, denn das ursprüngliche Gebäude bleibt bis zum Ende des Verschiebe-Prozesses stehen.
Während der Bauzeit können keine weiteren Gebäude verschoben werden. Große Umbauprojekte werden damit zur nervigen Geduldsprobe und halten eher davon ab, die vielen Möglichkeiten des Editors zu nutzen und zu experimentieren.
Dazu gehört auch, dass ihr neben eurem eigenen Haus, das ihr ausbauen und detailliert dekorieren könnt, trotz der insgesamt 50 möglichen NPCs nur sechs weitere Wohnhäuser platzieren dürft. Auch ohne Schlafplatz halten sich die freigeschalteten Figuren im Dorf auf, aber dennoch wirkt diese Einschränkung unnötig.
Saubere Technik und viel Feinschliff
Entwickler Level-5 hatte das Spiel Anfang des Jahres noch einmal verschoben, um für mehr Feinschliff zu sorgen. Das hat sich auch gelohnt. Wir haben auf PS5 und PC gespielt und sind dabei fast keinen Bugs begegnet.
Auch die Performance ist auf beiden Plattformen sehr gut mit stabilen 60 fps auf der Sony-Konsole. Die Nintendo Switch-Version konnten wir bisher noch nicht selbst ausprobieren. Gemessen am bisherigen Community-Feedback, läuft Fantasy Life i auch auf der schwächeren Hardware gut – mit grafischen Einschränkungen natürlich.
Unterstützt wird dieser hochwertige Eindruck durch sinnvolle Quality-of-Life-Features, wie etwa die Möglichkeit, sich jederzeit zur nächsten Werkbank zu teleportieren, nützliche Filter beim Handeln oder kurze Ladezeiten.
Insgesamt hinterlässt das Spiel mit seinen vielen Inhalten und gutem Feinschliff einen runden Gesamteindruck zum Release, der zudem ohne riesige Day One-Patches auskam, wie wir das von anderen Vollpreis-Titeln teilweise gewohnt sind. Mehr dazu hier.
Multiplayer-Modus mit Einschränkungen
Ähnlich sieht es auch mit dem Multiplayer-Modus aus. Ihr könnt entweder mit bis zu vier Leuten im Online-Koop losziehen oder zu zweit an einem Gerät spielen. Beides ist aber mit Einschränkungen verbunden.
Im Online-Modus sind manche Aktivitäten, wie das Erkunden von Gigantien, mit Zeitlimits von 30 oder 60 Minuten pro Session belegt. Außerdem gibt es keinen Storyfortschritt für Hauptmissionen. Das gesamte Spiel gemeinsam von Anfang bis Ende zu erleben, ist nicht möglich.
Der Couch-Koop funktioniert noch einmal anders. Hier übernimmt eine Person die Spielfigur und Controller 2 übernimmt die Rolle des treuen Vogelbegleiters Tripp, der in Kämpfen mit austeilt und Heilzauber wirken kann. Damit ist der Modus vor allem sinnvoll, wenn zum Beispiel ein Familienmitglied kurz reinspringen möchte.
Cool sind die Crossplay- und Cross-Save-Funktionen, mit denen ihr plattformübergreifend unterwegs seid. Leider erlaubt Die Zeitdiebin aber nur einen Spielstand pro Kopie.
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