Nach GTA 6-Leak: Deshalb sind gestohlene Quellcodes ein großes Problem für Entwickler

Ein Hacker konnte nicht nur Bild- und Videomaterial, sondern auch die Quellcodes von GTA 5 und GTA 6 erbeuten. Der Titel ist dadurch aber nicht in Gefahr.

Eine Veröffentlichung des Quellcodes von GTA 6 könnte Rockstar ganz schön zusetzen - muss sie aber nicht. Eine Veröffentlichung des Quellcodes von GTA 6 könnte Rockstar ganz schön zusetzen - muss sie aber nicht.

Insider beschreiben die Veröffentlichung zahlreicher Videos und Bilder des bislang unangekündigten Open-World-Highlights GTA 6 als "Albtraum für Rockstar". Ein Blick in die sozialen Medien zeigt auch weshalb – viele Fans fällen schon jetzt ein Urteil über den Zustand des Spiels, obwohl es sich beim durchgesickerten Material lediglich um eine sehr frühe Version handelt. Der Hacker, der die Daten unter dem Pseudonym "Tea Pot" ins Netz stellte, gelangte aber laut eigenen Aussagen außerdem noch in den Besitz der Quellcodes von GTA 5 und GTA 6.

Das ist ein Quellcode:
Der Quellcode eines Spiels ist in einer für den Menschen lesbaren Programmiersprache verfasst, damit Entwickler*innen daran Änderungen vornehmen beziehungsweise das Spiel als solches überhaupt entwerfen können. Beim sogenannten Kompilieren wird der Quellcode dann in eine Form gebracht, die von einem Computer ausgeführt werden kann.

Quellcode von GTA 5 wurde bereits zum Verkauf angeboten

Nachdem Tea Pot Bild- und Video-Material zu GTA 6 in einem GTA-Forum veröffentlichte, hat der Hacker Passagen aus dem Quellcode der ergaunerten Version mit den Nutzer*innen der Plattform geteilt, um den Wahrheitsgehalt des Leaks zu unterstreichen. In seinem Post verwies er des Weiteren auf seinen Telegram-Account, über den er kurze Zeit später den Quellcode von GTA 5 für eine mindestens fünfstellige Summe anbot.

Ob er ihn tatsächlich losgeworden ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Zwar weisen zahlreiche Bitcoin-Transaktionen darauf hin, viele Meldungen erwiesen sich jedoch als Falschaussagen, weshalb derzeit eine unklare Faktenlage herrscht.

Cheats für GTA Online würden bei einer Veröffentlichung wichtiger Code-Zeilen florieren: Noch ist unklar, welche Teile vom GTA 5-Quellcode der Hacker ergaunern konnte. Für Entwickler*innen von Cheats könnten die Informationen jedoch von großer Bedeutung sein. Schadsoftware ließe sich exakt an die Programmstruktur von GTA 5 beziehungsweise GTA Online anpassen und damit für sämtliche Anti-Cheat-Maßnahmen unsichtbar machen, sofern wichtige Teile des Quellcodes bekannt werden würden.

Davon geht Rockstar nach eigenen Aussagen aber nicht aus:

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Ohnehin würde die Cheat-Gefahr nur für den PC gelten. Auf den Konsolen ist es nicht möglich, eine modifizierte Version von GTA Online abzuspielen. Mehr dazu findet ihr hier:

Erpressungsversuch mit dem Quellcode von GTA 6

Den Quellcode von GTA 6 hielt der Hacker hingegen unter Verschluss, da er mit Verantwortlichen von Take-Two darüber verhandeln wollte. Erst im vergangenen Jahr erging es CD Projekt RED ähnlich, als der Quellcode von Cyberpunk 2077 von einer Gruppierung gestohlen wurde. Auch hier übten die Hacker Druck mit der Versteigerung der geheimen Informationen aus. In einem Statement verkündeten sie schlussendlich den Verkauf an eine dritte Person, CD Projekt RED gab nicht nach.

Was könnte man mit dem Quellcode von GTA 6 anfangen? Da der Quellcode die für uns Menschen nachvollziehbarste Aufzeichnung eines Spiels ist, könnte sich die Konkurrenz ihn genau anschauen, um daraus zu lernen, wie der Entwicklungsprozess im Hause Rockstar aussieht. Betroffen wären unter anderem KI-Systeme, das Design von Missionen und die Umsetzung von Gameplay-Mechaniken – also Bestandteile, die man eigentlich unter Verschluss bewahren möchte.

Wie wir mit Leaks umgehen:
In Angesicht der Leaks zu GTA 6 und Diablo 4 wollen wir noch einmal klarstellen wie wir mit Leaks umgehen. Deshalb haben die Kollegen der GameStar das für euch hier zusammengefasst.

Entwicklung könnte sich verzögern, laut Rockstar aber nicht in Gefahr: Handelt es sich bei den gestohlenen Code-Zeilen um sensible Funktionen, beispielsweise für einen Online-Modus oder Kopierschutzmaßnahmen, kann das dafür sorgen, dass entsprechende Passagen von Grund auf neu programmiert werden müssen, um einen Angriff von außen auszuschließen.

Der Release von GTA 6 könnte sich also um Monate nach hinten schieben, da eine Änderung des Programmcodes Bugs und Glitches an unzähligen Stellen hervorbringen kann. Damit einher geht auch ein Rattenschwanz an zusätzlichen Testphasen, die viel Zeit verschlingen und Geld kosten. Davon scheint das Studio im jüngsten Statement aber nicht auszugehen. Die Entwicklung von GTA 6 "verläuft weiterhin nach Plan".

Hier findet ihr die Übersetzung dazu:

Erfahrungen aus bisherigen Leaks

Bei vorherigen Leaks von Quellcodes, etwa von Watch Dogs: Legion, EAs Frostbite-Engine oder eben Cyberpunk 2077, war der Schaden zumindest für uns Konsument*innen von eher geringer Natur, da die erbeuteten Informationen keine offenkundigen Konsequenzen hatten.

Cyberpunk 2077 ist eines der bekanntesten Spiele, deren Quellcode ergaunert wurde. Cyberpunk 2077 ist eines der bekanntesten Spiele, deren Quellcode ergaunert wurde.

Die meisten Abschnitte von Quellcodes sind ohne Kontext oder interne Kenntnisse, wie unter anderem Wired berichtet, für die betrachtende Person außerdem völlig nutzlos. Wie brauchbar der gestohlene Quellcode von GTA 6 letztendlich ist, lässt sich also nur vermuten, zumal er – wie auch die Videos – einem frühen Entwicklungstand entsprechen könnte.

Für die Entwickler*innen von GTA 6 sind die Folgen dennoch massiv. Das Schreiben und Gestalten des Quellcodes nimmt viele tausende Arbeitsstunden und kreative Entscheidungen in Anspruch, die nun ungewollt in der Öffentlichkeit landen könnten. Auch könnte Rockstar seine Richtlinien im Bezug auf seine Arbeitsbedingungen grundlegend überdenken, wie etwa Jason Schreier schreibt. Darunter fällt etwa die Option zur Heimarbeit.

Mehr zu GTA 6 mit allen Gerüchten, Infos und Leaks findet ihr hier:

Wir drücken den Entwickler*innen von GTA 5 und GTA 6 jedenfalls die Daumen, dass es sich nur um einen kurzen Schrecken handelt und der Leak – wie der Co-Präsident von Naughty Dog, Neil Druckmann, passend auf Twitter schrieb – nicht mehr als eine Fußnote in einem Wikipedia-Artikel zu einem herausragenden Spiel wird.

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