House of Ashes im Test: Wenn du Alien auf Wish bestellst

Mit House of Ashes erscheint der mittlerweile dritte Teil der The Dark Pictures Anthology für PS4, Xbox One und Current Gen-Konsolen, den man nur mit den allerbesten Freund*innen genießen kann.

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Um es mit den Worten von Kunstfigur Kurt Krömer zu sagen: "Dann wollen wir doch mal schauen, was uns Until Dawn-Entwickler Supermassive Games in diesem Jahr gruseliges vor die Tür gelegt hat". Nachdem Man of Medan zum Release vor allem mit technischen Problemen glänzte, und wir in Little Hope wollten, dass am Ende alle Figuren sterben, waren wir doch sehr gespannt, ob House of Ashes für einen launigen Koop-Abend taugt.

Und um es positiv auszudrücken: Hattet ihr bereits zuvor euren Spaß an den trashigen Horrorgeschichten, wird euch der Ausflug in die irakische Tempelanlage wahrscheinlich gefallen. Mit seinen kleinen Komfortanpassungen und einem atmosphärischen Setting ist House of Ashes nicht der Tiefpunkt der Reihe. Wer jedoch beim Spielen der Vorgänger vor Fremdscham davongelaufen oder vor lauter spielerischer Langeweile vor dem Fernseher eingeschlafen ist, der kann sich die 30 Euro für das Horror-Adventure auch in diesem Jahr sparen.

Technik-Check: Beim Test auf der PS5 hatten wir keinerlei große technische Probleme wie Abstürze. Ganz ohne Mängel kommt aber auch House of Ashes nicht aus. Wie zuvor in Little Hope trat erneut ein Audio-Bug auf, der die deutsche und englische Synchronisation ab und an vermischte. Im letzten Spieldrittel fehlten zudem vermehrt Objekttexturen. Generell bietet House of Ashes eine stimmige Optik, die jedoch durch holprige (Gesichts-) Animationen getrübt wird. Auch konnten wir aufgrund von Serverproblemen teils nicht als Host eine Online-Partie leiten.   

Ab in den Tempel des Grauens

Ein Geisterschiff und eine verlassene Kleinstadt liegen bereits hinter uns, House of Ashes führt uns jetzt in den Irakkrieg des Jahres 2003. Auf der Suche nach chemischen Waffen geraten US-Soldaten mitten in der staubigen Nahost-Einöde in ein Gefecht mit irakischen Bodentruppen. Doch urplötzlich tut sich ein riesiges Loch im Boden auf und die Kämpfenden werden in eine düstere, unterirdische Tempelanlage gerissen.

US-Soldaten und irakische Kämpfer werden in die Tiefen einer unterirdischen Temeplanlage gerissen. Der Horror beginnt. US-Soldaten und irakische Kämpfer werden in die Tiefen einer unterirdischen Temeplanlage gerissen. Der Horror beginnt.

Ein Schauplatz, der uns unweigerlich an die Filme "Die Mumie" oder "Indiana Jones und der Tempel des Todes" erinnert, und in dem nicht nur die staubige Luft die Lungen unserer fünf spielbaren Figuren angreift. Auch die Krallen des Bösen, das im Dunkeln lauert, wollen den Unglücklichen bei ihrer Flucht zurück ans Tageslicht an die Gurgel. Wer etwa den Höhlen-Horror "The Descent" gesehen hat, weiß ungefähr, was ihn erwartet. 

Um heil zu entkommen, müssen die beiden verfeindeten Parteien zusammenarbeiten und wir im richtigen Moment Quick-Time-Events meistern sowie richtige Entscheidungen treffen. Hier bleibt sich die Reihe treu und bietet spielerisch exakt die gleiche, von jeglichem Anspruch befreite Kost.

In Sachen Gameplay bleibt alles beim Alten. Quick Time Events, Rhythmusspiele und die gewohnten Entscheidungen, die über Leben und Tod der Figuren entscheiden. In Sachen Gameplay bleibt alles beim Alten. Quick Time Events, Rhythmusspiele und die gewohnten Entscheidungen, die über Leben und Tod der Figuren entscheiden.

Die oft nur vom Licht unserer Taschenlampe erhellten, mysteriösen Grabkammern haben uns dabei von allen Schauplätzen der Spielereihe bislang am besten gefallen. Auch die mehr als offensichtlichen Referenzen an die Alien-Filme samt der grotesken Ästhetik von H.R. Giger haben unseren Nerv getroffen.

Schade ist, dass wir gefühlt in der ersten Hälfte des Spiels bloß durch eine große Kammer gelaufen sind. Mehr Abwechslung wäre hier nötig gewesen, schließlich wecken die unheilvollen Gewölbe unseren Entdeckerdrang, der jedoch durch die strikte Linearität des Spieldesigns ausgebremst wird.

Gewohnter Trash, ungewohnt wenig Horror

Doch ein solch mysteriöser, unheilvoller Schauplatz, an dem hinter jeder Ecke das Grauen warten könnte, ist doch bestimmt richtig gruselig, oder? Sagen wir es mal so: Wenn sich euch beim puren Anblick eines Monsters oder der gewohnt expliziten Body -Horror-Darstellung in der Art von "Alien" bereits die Nackenhaare sträuben, dann ja. Ist das nicht der Fall, könnt ihr das Wort "Horror" in der Genrebeschreibung von House of Ashes getrost streichen.

Zwar haben uns die zum Glück im Vergleich zu Little Hope stark reduzierten Jumpscares einmal kurz zusammenzucken lassen, und beim Gang durch einen düsteren Korridor überkam uns ein kurzer Anflug der Beklemmung, das war’s dann aber auch schon mit dem Grusel. House of Ashes ist vielmehr ein sehr filmisch inszeniertes Action-Fest, das in Sachen Horror trotz atmosphärischem Setting und gelungenem Soundtrack weit hinter den Erwartungen bleibt.     

House of Ashes hat immer wieder gute Ansätze in Sachen Charakterisierung, die aber entweder im Nichts oder in teils schlechtem Trash verlaufen. House of Ashes hat immer wieder gute Ansätze in Sachen Charakterisierung, die aber entweder im Nichts oder in teils schlechtem Trash verlaufen.

Hinter den Erwartungen blieb die gut vier- bis fünfstündige, aus dem Horror-SciFi-Baukasten zusammengefrankensteinte Geschichte jedoch nicht. Mit mehr als 08/15-Trash, der schon zigfach auserzählt wurde, hatten wir nämlich in Anbetracht der beiden Vorgängerspiele überhaupt nicht gerechnet. Auch nicht bei den erneut vor Klischee nur so triefenden Charakteren, die teils so irrational handeln, dass es schon wieder amüsant ist. 

Als Beispiel nehmen wir etwa mal eine sich anbahnende Beziehung zwischen Soldatin Rachel (gespielt von Ashley Tisdale) und Soldat Nick, die dann aber komplett im Nichts verläuft und später überhaupt nicht mehr thematisiert wird. Teils wirkt es so, als wurden Textpassagen und Sequenzen aus dem Spiel gestrichen, obwohl sie hätten enthalten sein müssen. Aber auch das hat uns mit Blick auf die ebenfalls holprig inszenierten Vorgänger nicht verwundert. Auch House of Ashes ist Trash, und gewiss nicht immer von der guten Sorte. 

So funktioniert der Online Koop:

  • zwei Spieler*innen, jeweils mit eigener Version des Spiels
  • wir und unsere Koop-Partner*in übernehmen abwechselnd die Rollen der Charaktere und erleben die Geschichte jeweils aus einer anderen Perspektive heraus
  • einige Szenen erleben wir gemeinsam, nicht selten sind wir aber getrennt voneinander unterwegs, sodass Spielerin A nicht weiß, was gerade bei Spieler B vor sich geht.

So funktioniert der Couch-Koop:

  • zwei bis fünf Spieler*innen mischen mit
  • zu Begin wählt jeder von euch einen von insgesamt fünf Charakteren aus, der er oder sie bis zum Ende begleitet
  • dabei wird nur ein einziger Controller herumgereicht. Es spielt also immer nur eine Person, die anderen müssen warten, bis sie an der Reihe sind

Einen großen Kritikpunkt ausgemerzt

Irgendwie scheint der nicht wirklich vorhandene Horror aber doch Eindruck gemacht zu haben, denn beim Schreiben dieser Zeilen hören wir plötzlich ein gefauchtes "Habt ihr alten Meckerköppe zur Abwechslung auch mal eine richtig positive Info für uns?" hinter unserem Rücken. Erschrocken wirbeln wir herum. Doch da ist niemand. Puh! War wohl nur eine Einbildung. Aber ja, danke der Nachfrage, imaginäre, leicht angesäuerte Person, die viel Spaß an den Vorgängern hatte.

In House of Ashes können wir im Gegensatz zu den Vorgängern die Kamera in der Third Person-Ansicht um unsere Figuren drehen. In House of Ashes können wir im Gegensatz zu den Vorgängern die Kamera in der Third Person-Ansicht um unsere Figuren drehen.

Noch in Little Hope mussten wir uns nämlich mit einer festen Kamera herumplagen, die nicht immer auf der Höhe des Geschehens war. Die hat Supermassive jetzt in House of Ashes komplett aus dem Spiel geworfen und sie durch eine Third Person-Ansicht mit frei um den Charakter rotierender Kamera ersetzt. Das ändert zwar nicht, dass sich die Figuren weiter wie kleine Panzer steuern und bei Interaktionen teils für kurze Momente in ihren Animationen feststecken, aber hey, es ist ein Fortschritt!

Einen größeren Fortschritt gibt es sogar noch in Sachen Barrierefreiheit. Bereits im Vorgänger wurde ergänzt, dass Quick-Time-Events auf Wunsch besser vorhersehbar sind. In House of Ashes könnt ihr die Reaktionszeiten dank Schwierigkeitsgraden in drei Stufen justieren, den Timer sogar komplett ausstellen. Das gilt auch für Kämpfe, in denen ihr schnell auf euren Feind zielen, dann eine Taste drücken müsst. Auch das altbekannte Rhythmusspiel, das euren Herzschlag simuliert und ein wenig an Guitar Hero erinnert, kann so eingestellt werden, dass ihr nur noch eine Taste drücken müsst. 

Für Fans der Reihe die gewohnte Abendunterhaltung

Trotz vieler Kritikpunkte wollen wir abschließend nochmal festhalten, dass all jene, die bislang Spaß an The Dark Pictures hatten, auch in House of Ashes auf ihre Kosten kommen. Ihr habt eure Freude daran, zusammen mit Freund*innen an einem gemütlichen Abend die fünf Charaktere um- oder durchzubringen, wollt sehen, wie sich unterschiedliche Entscheidungen auf das Ende oder den Verlauf der Geschichte auswirken? Dann habt ihr unsere Empfehlung. 

Ihr konntet bislang nichts mit Supermassive-Spielen anfangen oder erwartet die Qualität eines Until Dawn? Dann spart euch das Geld lieber und investiert stattdessen in einen guten Horrorfilm für den gruseligen Abend auf der Couch.  

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