Die Grafik von Pokémon-Legenden Z-A zeigt mal wieder: Fans haben etwas Besseres verdient

Legenden: Z-A ist als erster Teil der Reihe für die Switch 2 erschienen. Umso absurder ist es, dass die Grafik stellenweise an selige GameCube-Zeiten erinnert. Vor allem die Fans der Marke verdienen mehr.

Bei einer so gigantischen Marke wie Pokémon kann es doch nicht sein, dass die Spiele wie ein Nachgedanke wirken. Bei einer so gigantischen Marke wie Pokémon kann es doch nicht sein, dass die Spiele wie ein Nachgedanke wirken.

Ich hatte ja durchaus meinen Spaß mit dem neuesten Pokémon-Ableger Legenden: Z-A. Das neue Echtzeit-Kampfsystem bringt Abwechslung in die Reihe und das Sammeln von Pokémon ist so launig  wie eh und je. Allerdings ist bei alledem die veraltete Grafik ein herber Dämpfer.

Dass der Titel so aussieht wie er aussieht, dürfte zu großen Teilen am Budget des Spiels liegen: Laut des kürzlichen, riesigen Pokémon-Leaks soll die Entwicklung von Legenden: Z-A nämlich gerade einmal 2 Milliarden Yen (rund 11,3 Millionen Euro) gekostet haben – zum Vergleich: Ein Bericht der CMA (UK Competition and Markets Authority) hatte 2023 enthüllt, dass die meisten AAA-Spiele heutzutage ein Budget von mindestens 200 Millionen Dollar bekommen.

Rund 11 Millionen sind also verdammt wenig für eine der größten und bekanntesten Reihen der Welt. Zur Einordnung: Pokémon hat als Franchise seit 1996 schätzungsweise  113 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert. Eine absurd hohe Zahl.

Umso trauriger ist es also, dass von diesem Geld offenbar nur ein Bruchteil in die Entwicklung der Pokémon-Spiele gesteckt wird. Denn sie – und ihre Fans – verdienen schon lange etwas Besseres!

Video starten 10:29 Pokémon-Legenden: Z-A - Testvideo zum neuen Taschenmonster-Abenteuer

Das Problem

Pokémon-Legenden: Z-A ist nicht der erste Ableger der Reihe, der keine wirkliche Schönheit ist: Überall in der Spielwelt gibt es matschige, niedrig aufgelöste Texturen; die Balkone an Häuserwänden sind meist einfach nur aufgemalt, statt modelliert.

Auch die Pokémon selbst sind als wichtigster Teil des Spiels viel zu detailarm und sehen seltsam glatt gelutscht aus. Wie cool könnte es sein, wenn Taubsi etwa Federn hätte oder ich die einzelnen Schuppen auf Karnimanis Haut sehen könnte!

Diese Hauswand besteht fast komplett aus einer Texturtapete. Das einzig 3D-Modellierte? Der Vorsprung. Diese Hauswand besteht fast komplett aus einer Texturtapete. Das einzig 3D-Modellierte? Der Vorsprung.

Obendrein hat die Beleuchtung keinen Punch und gibt so den Modellen kaum Tiefe. Dadurch wirkt das Spiel wie aus der Zeit gefallen und hätte so vermutlich auch auf dem GameCube erscheinen können – und das nimmt Legenden: Z-A leider sehr viel von seinem Charme.  

Die Switch 2-Version bietet hier im Vergleich zur Switch 1 nur minimale Verbesserungen, immerhin gibt es auf der neuen Nintendo-Konsole eine deutlich bessere Framerate mit flüssigen 60 fps. 

Und trotzdem darf der neueste Ableger eines der größten Franchises der Welt im Jahr 2025 doch nicht so aussehen!

Das Problem ist dabei keineswegs, dass Game Freak keine schicke Grafik hinbekommt. Denn die alten 2D-Teile sehen auch heute noch cool aus und der erste Trailer zu ihrem kommenden Spiel Beast of Reincarnation beweist ja bereits, dass das Studio ganz offensichtlich auch beeindruckende 3D-Grafik bauen kann. 

Video starten 1:44 Pokémon-Macher zeigen ersten Trailer von ihrem neuen Action-Rollenspiel

Zwar wurde der Trailer zurecht für seine ruckelige Framerate kritisiert, aber hier kann sich bis zum Release noch einiges tun. Ob die Performance am Ende also besser oder gar schlechter aussieht, müssen wir abwarten.

Es fehlt der Ansporn, es besser zu machen

Vielmehr erweckt die zweitklassige Grafik in den modernen Pokémon-Spielen den Eindruck, als würde Game Freak hier wirklich nur das Minimum abliefern – ganz nach dem Motto: “Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss.” Denn wie die Zahlen zeigen, verkaufen sich die Spiele trotz aller Kritik aus der Community wie warme Semmeln. Von Legenden: Z-A wurden etwa bereits in der ersten Woche 5,8 Millionen Einheiten verkauft.

Viele Fans mögen unzufrieden sein, aber die Pokémon-Reihe ist einfach zu groß zum Scheitern. Außerdem fehlt bedeutende Genre-Konkurrenz, die ja bekanntlich das Geschäft belebt: Titel wie Palworld oder Digimon Story Time Stranger haben es zwar versucht, aber sind längst nicht so populär wie die Taschenmonster.

Selbst wer gar nichts mit Videospielen am Hut hat, hat zumindest schon mal von Pokémon gehört – schließlich prangen Pikachu und Co. mittlerweile ja auch auf Duschbädern oder Frühstücksdrinks. 

Schmecken diese Babybel dann wenigstens nach Pokémon? Wie Jonathan Frakes bei X-Faktor sagen würde: Leider nein, da müssen wir Sie enttäuschen. Schmecken diese Babybel dann wenigstens nach Pokémon? Wie Jonathan Frakes bei X-Faktor sagen würde: Leider nein, da müssen wir Sie enttäuschen.

Es ist also kaum vorstellbar, dass die Pokémon-Reihe jemals in der Versenkung verschwindet. Und genau deshalb fürchte ich auch, dass sich am oben geschilderten Problem in Zukunft wenig bis nichts ändern wird.

Es könnte so viel besser sein

Denn unter den Millionen von Pokémon-Fans gibt es natürlich auch etliche, denen die Grafik eines Spiels herzlich egal ist – und denen es schon ausreicht, ihre Lieblings-Monster auf dem Bildschirm zu sehen. Aber auch die hätten ein (grafisch) modernes Pokémon-Spiel verdient. 

Ich vermisse einfach die Innovationen der alten Spiele, die sie überhaupt erst zum unangefochtenen Vorreiter des Creature Collecting-Genres gemacht haben. Und ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich davon träume, wie großartig auch die neuen Teile sein könnten, wenn sie mehr Budget und etwas mehr Feinschliff bekommen würden.

Diese Grasfläche hat auch schon bessere Tage gesehen. Oder Jahrzehnte. Diese Grasfläche hat auch schon bessere Tage gesehen. Oder Jahrzehnte.

Wie fantastisch wäre es beispielsweise, wenn wir endlich liebevoll animierte Cutscenes mit Synchronisation bekommen würden, die diesem geliebten Setting würdig sind? Wenn Städte wieder begehbare Gebäude hätten, statt reine Kulissen zu sein und die Welt mit lebendigen NPCs bestückt wird? Wenn Pokémon in der Wildnis mit komplexen Verhaltensweisen ein lebendiges Ökosystem á la Monster Hunter schaffen würden? 

Eleen Reinke
Eleen Reinke

Eleen besaß damals für den Game Boy Color nur zwei Spiele, eines davon war die Goldene Edition von Pokémon. Entsprechend hat sie diese rauf und runter gespielt und mit ihrer Schwester stundenlang jeden Zentimeter der Spielwelt nach Geheimnissen durchsucht.

Da sie keinen Nintendo DS hatte, ist sie erst mit den Switch-Spielen wieder in die Reihe eingestiegen und seitdem zwiegespalten: Einerseits fehlt ihr der Charme der 2D-Teile, andererseits macht das Pokémon-Sammeln auch heute noch Spaß.

Was bringt die Zukunft?

Aktuell sind all diese Punkte natürlich reines Wunschdenken. Ich rechne nicht damit, dass wir solche Änderungen wirklich in Gen 10 bekommen. Mindestens eine deutlich aufpolierte Grafik ist meiner Meinung nach aber ein absolutes Muss im nächsten Teil. Die Switch 2 bietet mehr als genug Power für diese und weitere Anpassungen.

Allzu viel Hoffnung mache ich mir allerdings nicht. Denn Gen 10 soll laut des Mega-Leaks ebenfalls nur ein Budget von rund 17 Millionen Euro bekommen.

Das ist schade, denn in der Pokémon-Reihe steckt auch heute noch das Potenzial, wieder Genre-definierend zu sein und das gerade aufgrund ihres Erfolges. Nicht umsonst ist die Community den Spielen bis heute treu geblieben. Und gerade sie hat es mehr als verdient, dass Pokémon technisch endlich in der modernen Zeit ankommt! 

Aber wie steht ihr dazu? Stört euch die Grafik moderner Pokémon-Spiele auch, oder ist euch das bei dieser Reihe herzlich egal? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

zu den Kommentaren (2)

Kommentare(2)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.