Test: Monster Hunter Rise ist auf PlayStation und Xbox ein Rollenspiel-Highlight

Capcom will neuen Spieler:innen den Einstieg in die Monster Hunter-Serie erleichtern. Gleichzeitig sollen Veteranen mit zahlreichen Verbesserungen abgeholt werden. Doch kann das funktionieren?

Monster Hunter Rise für die Nintendo Switch, PlayStation und Xbox im großen GamePro-Test. Monster Hunter Rise für die Nintendo Switch, PlayStation und Xbox im großen GamePro-Test.

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In kaum eine Action-RPG-Serie ist es so schwer hineinzukommen wie in Monster Hunter. Schwerfälliges Gameplay, schlechte Tutorials, undurchsichtige Systeme und ein knackiger Schwierigkeitsgrad schrecken viele Neulinge ab. Erst mit etwas Geduld und Einarbeitungszeit wartet auf Spieler:innen eine einzigartige, motivierende Spielerfahrung, die ihresgleichen sucht.

Diese Einstiegshürde weicht Monster Hunter Rise für die Nintendo Switch nun auf und macht es neuen Spieler:innen so einfach wie nie, die Serie zu erleben. Das lohnt sich gleich doppelt, denn spielerisch erwartet euch das durchdachteste Monster Hunter aller Zeiten. Leider bleiben Veteranen dabei etwas auf der Strecke.

Darum werten wir auf: Im Test wurden zwei Aspekte von Monster Hunter: Rise besonders kritisiert, die inzwischen von Capcom mit mehreren kostenlosen Updates auf der Switch angegangen wurden. Diese sind bei den Versionen für PlayStation und XBox direkt zum Start verfügbar. Daher haben wir uns entschieden, das Spiel aufzuwerten.

Zum einen haben seit Release insgesamt neun neue Monster ihren Weg ins Spiel gefunden und somit den anfangs zu niedrigen Herausforderungsgrad im späteren Spielverlauf angehoben. Alle Apex-Monster können euch nun auch außerhalb von Randale Events begegnen und viele herausfordernde Begegnungen wurden für die Arena und Event-Quests hinzugefügt. Somit haben es Neueinsteiger*innen in den ersten Stunden nicht zu schwer, während erfahrene Spieler*innen im Endgame gut gefordert werden und mehr Content bekommen. Hier wurde eine sehr gute Balance gefunden.

Zum anderen wurde die doch sehr maue Story angegangen. Die war zwar noch nie der Mittelpunkt eines Monster Hunter Spiels, war beim Release aber unfertig und ließ euch etwas ratlos zurück. Update 3.0 enthielt aber ein neues Ende, was die gesamte Story von Rise in einen besseren Kontext setzt.

Beides zusammen gibt dem Spiel noch einmal um einiges mehr Umfang, als sowieso schon in der Grundversion enthalten war.

Die Kunst des Grinds

Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Ihr erstellt euch eine Jäger:in samt zwei Begleitern, nämlich einem Palico, das sind Katzenwesen und quasi die Maskottchen der Reihe, und einem Palamute - einem Hund, auf dem ihr reiten könnt. Zusammen mit euren Begleitern zieht ihr los und jagt Monster, indem ihr sie einfangt oder mit einer von 14 überdimensionierten Waffen in Grund und Boden hämmert.

Danach kehrt ihr mit den erbeuteten Teilen des Monsters zum Schmied zurück, der euch daraus Waffen und Rüstungen herstellt, mit denen ihr wiederum größere Monster jagen könnt. Zwischendurch sammelt ihr Insekten, Erz oder Pflanzen, mit denen ihr Hilfsmittel für den Kampf produziert, werbt neue Begleiter an, die für euch kämpfen oder Gegenstände sammeln, oder verfeinert eure Ausrüstung mit zusätzlichen Eigenschaften und Edelsteinen. Mit der Zeit werdet ihr wie von allein immer besser mit eurer gewählten Waffe, und was anfangs noch nach einer ungelenken Materialschlacht aussieht, wird zu einem eleganten Tanz zwischen Monster und Jäger:in



Technik-Check: Technisch macht Monster Hunter Rise auf der Switch eine gute Figur. Das Spiel bietet schöne Charakter- und Monster-Modelle, tolle Effekte und flüssige Animationen. Nur die matschigen Umgebungstexturen trüben den optischen Gesamteindruck. Dafür läuft es aber sowohl im Dock- als auch im Handheld-Modus durchweg stabil. Zusammen mit dem Art-Design und dem wuchtigen Soundtrack gibt es bei der Präsentation kaum etwas zu meckern.

PlayStation und Xbox haben das Texturproblem hingegen nicht, da diese sehr viel höher aufgelöst und schärfer sind. Außerdem läuft das Spiel durchgehend mit 60 FPS bei einer Auflösung von 4K. Die hohe Bildrate macht sich bei den schnelleren Kämpfen in Rise durchaus bemerkbar und hilft euch beim Timing eurer Angriffe. Ein weiterer Vorteil der Next-Gen Versionen sind die niedrigen Ladezeiten, die in unserer Playstation 5 Version teilweise bei gerade einmal 1-2 Sekunden lagen, wenn wir eine Mission starten.

Geschickt verschleiert: Dabei fühlt sich die Spielmechanik nie wirklich wie nerviger Grind an, auch wenn ihr manche Monster gleich dutzendfach umhaut. Dafür sind die normalerweise fordernden Kämpfe an sich schon Belohnung genug. Und die wertet Capcom in Rise um großartige Elemente auf, sodass euch nicht so schnell langweilig wird.

Schneller und Beweglicher

Was ihr besonders schnell meistern solltet, sind die Seilkäfer. Mit Hilfe dieser Insekten könnt ihr besonders starke Seile spinnen, die ihr sowohl in der Erkundung der Gegend, als auch im Kampf einsetzen könnt. Es stehen euch jederzeit zwei Käfer zur Verfügung, die sich nach ihrem Einsatz sehr schnell wieder regenerieren.

Ohne gezogene Waffe hangelt ihr euch so durchs Gelände, klettert auf Berge oder schwingt über Canyons. Auf diese Weise erreicht ihr elegant selbst die abgelegensten Orte der fünf verwinkelten Karten, wo oft seltene Ressourcen oder Sammelobjekte auf euch warten. Die Bewegung mit den Seilkäfern fühlt sich fantastisch an, und schon nach wenigen Minuten gehen einem die Manöver in Fleisch und Blut über.

Mit den Seilkäfern (Anzeige am unteren Bildschirmrand) könnt ihr meterweit durch die Luft flitzen. Mit den Seilkäfern (Anzeige am unteren Bildschirmrand) könnt ihr meterweit durch die Luft flitzen.

Defensiv oder Offensiv? Bei gezogener Waffe hingegen entfesseln die Käfer einen von zwei speziellen Angriffen eurer Waffe. Mit Schwert und Schild wirbelt ihr beispielsweise Seile um euch herum und wehrt alle Angriffe ab, während Hammer-Spieler:innen sich in luftige Höhen ziehen, um mit einem gewaltigen Schlag nach unten zu krachen. Das verbraucht ein oder zwei Käfer, die sich je nach Aktion unterschiedlich schnell regenerieren, sodass ihr abwägen müsst, wann diese wertvolle Ressource eingesetzt wird. Denn sollte ein Monster euch durch die Gegend schleudern, könnt ihr auch einen Käfer einsetzen, um euch schnell aus dem Folgeangriff zu ziehen.

Wenn Monster in den Seilen hängen. Habt ihr genug Schaden mit Luftangriffen oder Seilkäfern verursacht, dann bricht das Monster zusammen und ihr habt die Chance es zu reiten. Wie an Marionetten-Schnüren lenkt ihr es durch die Gegend, greift andere Monster an oder schleudert es gegen Wände. Habt ihr genug Schaden verursacht, könnt ihr einen besonders heftigen Angriff gegen andere Monster starten, der sie zu Boden schickt. Das macht nicht nur Spaß, sondern ermöglicht eine Menge taktischer Möglichkeiten. Denn Monster versetzen sich auch gegenseitig in den reitbaren Zustand, wenn sie sich begegnen. Lockt sie zueinander und ihr könnt ihren Revierkampf zu eurem Vorteil nutzen.

Die Natur ist auf eurer Seite

Während ihr durch die Gebiete von Rise lauft, reitet oder schwingt, begegnet euch jede Menge einheimische Fauna, die euch im Kampf gegen die Monster unterstützt. Am häufigsten findet ihr die Irrlitze, eine Mischung aus Leuchtkäfer und Kolibri. Sie erhöhen dauerhaft eure Statuswerte für die Jagd, wie Lebenspunkte oder Angriffskraft. Außerdem kann es sich lohnen, ihnen zu folgen, denn meistens legen sie eine Spur zu anderen einheimischen Wesen. Diese sammelt ihr wie Objekte ein und könnt sie jederzeit wie Objekte einsetzen.

Irrlitze leiten euch durch die Welt und verbessern eure Statuswerte. Ob sich auf dem Berg hier noch mehr versteckt? Irrlitze leiten euch durch die Welt und verbessern eure Statuswerte. Ob sich auf dem Berg hier noch mehr versteckt?

Käfer verursachen elementare Seuchen, der Gärhase verstärkt jeden Trank, und der Gestank des Miefnerz macht euch unwiderstehlich für Monster. Haben sie euch gewittert, folgen sie euch überall hin, auch in das Territorium eines anderen Monsters, wo sie sich dann mit etwas Glück gegenseitig ausknocken.

Wahl der Spielweise: Mit der Zeit lernt ihr ganz automatisch die besten Wege durch die einzelnen Gebiete, falls ihr Schwierigkeiten mit einem Monster haben solltet und etwas Unterstützung braucht. Oder ihr wählt den direkten Weg zum Monster und improvisiert mit dem, was ihr in den Kampfarenen findet. So legt ihr ganz nebenbei euren eigenen Schwierigkeitsgrad fest.

Switch it up

Nicht nur euer Schwierigkeitsgrad kann individualisiert werden, sondern auch euer Spielstil. Rise gibt euch die Möglichkeit, drei Eigenschaften eurer Waffe zu ändern und sie so eurem Spielstil anzupassen. Dabei erhaltet ihr häufig Fähigkeiten aus älteren Teilen der Monster Hunter-Serie zurück, müsst dafür aber auf andere Aspekte verzichten.

So könnt ihr jetzt die Gewehrlanze als eine Art Düsentriebwerk benutzen, um euch Monstern entgegen zu katapultieren, verliert dadurch aber die Möglichkeit, Schüsse aufzuladen. Damit bekommen auch simplere Waffen eine ganz neue Tiefe, und bestimmte Fähigkeitskombinationen eignen sich gegen unterschiedliche Monster. Experimentieren lohnt sich also.

In Nebenmissionen könnt ihr neue Waffendesigns freischalten. Hoffentlich wird diese Lanze nicht im nächsten Feueratem zu Popcorn. In Nebenmissionen könnt ihr neue Waffendesigns freischalten. Hoffentlich wird diese Lanze nicht im nächsten Feueratem zu Popcorn.

Extra Waffenquests: Die Wechselkünste erhaltet ihr, wenn ihr genug Waffen des jeweiligen Typs anfertigt oder eine spezielle Quest erledigt. Dabei haben wir uns allerdings gewundert, warum man diese nicht auch mit der passenden Waffe abschließen muss. Eine Bogenfähigkeit mit dem Jagdhorn zu erjagen fühlt sich etwas sonderbar an.

Story und Charaktere zum vergessen

Unter die Kategorie sonderbar fällt leider auch die "Story". Die war bei Monster Hunter noch nie sonderlich gut, macht in Rise aber einen so gewaltigen Rückschritt, dass es negativ auffällt.

Ihr sollt als neuester Jäger das Dorf Kamura verteidigen, welches immer wieder unter der Randale leidet, einer Art Monster-Stampede. Ein wirkliches Gefühl der Gefahr kommt dabei allerdings nie auf. Stattdessen werdet ihr auf zusammenhanglose Quests geschickt, die kaum Entschuldigung genug sind, das Monster in der Umgebung zu erledigen. Habt ihr genug Quests erledigt, gibt es eine "Story-Mission". Dann sollt ihr zum Beispiel einen Wagen mit Süßigkeiten sichern. Den sieht man allerdings weder im Level, noch wird die Aufgabe mit einer Videosequenz untermalt. Diese erhaltet ihr nur für die größten Missionen. Habt ihr allerdings die letzten Trailer gesehen, dürftet ihr einen Großteil davon schon kennen.

Die Story gewinnt leider nicht mal einen Trostpreis und reicht kaum der Monsterjagd einen Kontext zu geben. Die Story gewinnt leider nicht mal einen Trostpreis und reicht kaum der Monsterjagd einen Kontext zu geben.

Storykonserve: Euch erwarten dieselben Storywendungen, die wir in so gut wie jedem Monster Hunter bereits erlebt haben, und ein unmotivierter Cliffhanger. So bleiben eine kontextlose Aneinanderreihung von Jagden in Gebieten, die wir nicht einmal geografisch einordnen können, und Charaktere, die man sofort nach der ersten Begegnung wieder vergisst. Da trösten das wunderschön designte Dorf und die Zwischensequenzen bei Monsterbegegnungen im Kurosawa-Samuraifilmstil nur wenig.

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