In mittlerweile drei The Witcher-Staffeln durften wir mitverfolgen, wie sich die Schicksale von Hexer Geralt, Zauberin Yennefer und Prinzessin Ciri immer weiter miteinander verwoben haben. In Staffel 4 und 5 soll die Geschichte, die auf den Romanen von Andrzej Sapkowski basiert, zu Ende erzählt werden - allerdings nicht länger mit Henry Cavill, sondern Liam Hemsworth als Hexer Geralt.
Nach künstlerischen Differenzen hinter den Kulissen ersetzte Netflix die Hauptfigur, was in der Fan-Gemeinde für viel Kritik sorgte. Ich für meinen Teil war zwar auch nicht begeistert, wollte Liam Hemsworth aber eine faire Chance geben. Leider bestätigte sich nach der neuen Staffel aber mein Eindruck aus den Trailern: Die Witcher-Serie hat ihren Zauber verloren. Das liegt aber nicht an Liam Hemsworth.
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The Witcher: In drei Wochen feiert Liam Hemsworth sein Debüt als Geralt auf Netflix - Im neuen Trailer zu Staffel 4 gibt er seine Kampfkünste zum Besten
Da wo Schatten ist, ist auch etwas Licht
Bevor ich aber anfange, konstruktiv auf die Serie “einzuprügeln”, möchte ich ein paar positive Punkte vorwegnehmen: Denn auch wenn mich die neue Staffel nicht überzeugt hat, ist sie keinesfalls eine Vollkatastrophe. Als kurzweilige Abenteuer-TV-Kost und für Fans von Mittelalter-Fantasy-Geschichten kann sie durchaus interessant sein.
Besonders überrascht war ich davon, dass ich mich relativ schnell an Liam Hemsworths Geralt gewöhnt habe – zumindest was die Optik angeht. Sein Auftreten ist hingegen eine ganz andere Sache, dazu aber gleich mehr. Außerdem habe ich gerne die Dynamik zwischen einigen Figuren verfolgt. In Staffel 4 werden uns nämlich einige spannende Charakterentwicklungen aufgetischt. Aus Spoiler-Gründen will ich hier aber nicht mehr verraten.
Und letztendlich handelt es sich immer noch um The Witcher, mit vielen bereits etablierten und liebgewonnen Figuren (vor allem Rittersporn). Dadurch verzeihe ich der Serie die eine oder andere Macke.
Liam Hemsworth als neuer Geralt ist nicht der eigentliche Sargnagel für die Witcher-Serie
Allerdings kränkelt Staffel 4 für mich zu sehr an anderen Stellen, sodass mir bereits die Lust auf Staffel 5 vergeht. Einfach heruntergebrochen stört mich die Inkonsequenz der Staffel, die mich die ganzen 8 Folgen über immer wieder unschön herausgerissen haben.
Achtung, hier kommt der coole, nette Hexer
Wie bereits erwähnt, hatte ich mich schnell an Liam Hemsworth als neuen Geralt gewöhnt - zumindest optisch. Die Art und Weise, wie der Hexer in Staffel 4 geschrieben ist, fühlte sich jedoch befremdlich an. Das liegt vor allem an Phrasen wie “Machen wir sie fertig!”, woraufhin er fast schon entspannt mit einer Gruppe Freunde in ein Gemetzel stürmt.
Das soll vielleicht cool wirken, passt für mich aber nicht mit dem grummeligen und zynischen Außenseiter-Geralt aus den ersten Staffeln zusammen. Der scheint leider nur noch ab und an etwas durch.
Theoretisch lässt sich das in Teilen mit seiner Charakterentwicklung erklären, aber zusammen mit der Tatsache, dass er in den neuen Folgen immer wieder wie ein Honigkuchenpferd lächelt, hatte ich nicht mehr das Gefühl, dem Hexer zuzusehen, vielmehr wurde Geralt zu einem x-beliebigen und austauschbaren Fantasy-Helden.
Ein positives Gegenbeispiel: Bella Ramsey in der The Last of Us-Serie sieht vielleicht weniger wie Ellie aus den Spielen aus, hat ihre Art aber so perfekt rübergebracht, dass ich sie in ihr wiedererkannt habe. Ich habe den Charakter “gefühlt”, anders als bei Liams Geralt. Dafür gebe ich aber weniger dem Schauspieler die Schuld, sondern eher dem Autoren- und Producer-Team. Hemsworth hätte sich vermutlich die Seele aus dem Leib schauspielern können, bei diesen Texten und Anweisungen hatte er schlicht nie eine Chance, als Geralt durchzugehen.
Zwischen Cringe, Gefahr und Heiterkeit
Womit ich beim eigentlichen Problem der Staffel wäre: Die Inkonsequenz, die sich durch die Staffel zieht. Die betrifft nicht nur Geralt als Charakter, sondern auch den Humor und die allgemeine Tonalität der Serie. So gibt es Momente, die etwas Witz oder Abwechslung einstreuen sollen, aber doch eher Fremdscham in mir ausgelöst haben.
Vor allem Folge 5 mit seinen Rückblenden ist mir da negativ in Erinnerung geblieben. Auch wenn es zu Rittersporn passt, dass er seine Geschichte singt, fühlte sich die Szene eher wie ein Musical an, das mit seiner Heiterkeit und Farbenpracht “too much” war. Gleiches gilt für die Comic-Look-Erzählung eines anderen Charakters. Statt guter Unterhaltung erwartete mich hier nur die Frage, wo zur Hölle ich eigentlich gelandet bin.
Aber auch in anderen Momenten fühlte sich die Welt des Hexers plötzlich nicht mehr so gefährlich an, sondern eher, als wüssten die Charaktere, dass sie in einer Geschichte stecken und schon irgendwie alles gut enden wird. Die Erzählung plätscherte dadurch emotionslos vor sich hin.
Natürlich hat The Witcher die sonst so ernste und düstere Welt schon immer mit einer Prise Humor und Leichtigkeit gewürzt, aber in Staffel 4 wirkt all das übertrieben, erzwungen und dadurch deplatziert.
Als Witcher-Fan konnte ich der vierten Staffel zwar auch etwas abgewinnen, da ich mittlerweile sehr bewusst auswähle, was ich in meiner kostbaren Zeit spiele, lese oder schaue, fällt die 5. Staffel für mich aber nun durchs Raster – außer die Serie kann mich in den verbleibenden Folgen nochmal richtig überraschen. Wahrscheinlich greife ich aber doch lieber endlich zu den Büchern.
The Witcher Staffel 4 steht seit dem 30. Oktober 2025 exklusiv auf Netflix mit einem kostenpflichtigen Abo zum Streaming bereit.

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