Dieses neue Action-Spiel hat mich mit einem technischen Detail zutiefst beeindruckt - und nein, es geht nicht um die Grafik

Chris hat sich eine Vorabversion von Ninja Gaiden 4 angeschaut und ist von der Technik des fordernden Third-Person-Schnetzlers beeindruckt. Und damit meint er nicht einmal die ziemlich schicke Grafik!

Yakumo ist der neue Held von Ninja Gaiden – und uff, hat der was auf dem Kasten! Yakumo ist der neue "Held" von Ninja Gaiden – und uff, hat der was auf dem Kasten!

An meine ersten Erfahrungen mit Ninja Gaiden – damals noch auf der originalen Xbox – kann ich mich genau erinnern: Klirrende Schwerter hallten durch mein Jugendzimmer, unterlegt von treibenden 80er-Jahre-Synthie-Beats und frustrierten Seufzern, weil zum gefühlt fünfzigsten Mal der "Game Over"-Screen auf meinem Röhrenfernseher aufgeploppt ist.

Im Tutorial-Level.

Zu dem Zeitpunkt war es eines der schwersten Spiele, die ich jemals gestartet habe, aber auch eines der faszinierendsten. Der Ansporn war da, es irgendwann zu schaffen, und eine technische Granate war es mit seinen flüssigen Schnetzelanimationen und detaillierten Charaktermodellen auch noch.

Ninja Gaiden 4 führt genau dieses Gefühl zwischen knackiger Herausforderung und brillanter Technik fort, wählt bei ein paar entscheidenden Aspekten jedoch einen gänzlich anderen Weg als die Ursprungs-Trilogie. Und das hat mich ziemlich schnell überzeugt!

Vor Ninja Gaiden 4 müsst ihr viel weniger Angst haben

Zuerst einmal zu den Rahmenbedingungen: Microsoft hat mich zu einer Preview-Demo von Ninja Gaiden 4 eingeladen. Spielbar waren der Prolog sowie die ersten drei Kapitel des Spiels in vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden – Leicht, Mittel, Schwer und Meister Ninja.

Video starten 2:57 Ninja Gaiden 4 angekündigt - Team Ninja bringt legendäre Action-Serie zurück

Die Stufen spielen sich in Teil 4 jetzt auch endlich genau so, wie die Bezeichnung es vermuten lässt. Habt ihr in der Vergangenheit bereits ein paar schwierigere Character-Action-Spiele wie Bayonetta oder Devil May Cry gezockt, kommt ihr höchstwahrscheinlich auf "Leicht" und "Normal" abgesehen von ein paar kniffligen (und glücklicherweise optionalen) Passagen recht locker durch.

Auf "Schwer" wird es dann dafür aber auch wirklich knüppelhart, ganz im Sinne der bisherigen Reihe. Und auf "Meister-Ninja" ist Ninja Gaiden 4 dann unverzeihlich bis in die Kunai-Spitzen. Ihr solltet also besser die Ryu Hayabusa-Master Class mit Bestnote abgeschlossen haben, um dort noch einen einzigen Encounter zu überleben.

Entwickler Platinum Games liefert mit der klareren Aufteilung eine deutlich höhere Zugänglichkeit als Team Ninja seinerzeit bei den Originalen, ohne dabei aber die absoluten Hardcore-Fans zu vernachlässigen. Die können sich Ninja Gaiden 4 genauso brutal schwer stellen, wie sie es gern hätten.

Accessibility-Optionen in Ninja Gaiden 4

Für ein japanisches 3D-Action-Spiel kommt das neue Ninja Gaiden mit überraschend vielen Optionen zur Barrierefreiheit, unter anderem:

  • Hochkontrast-Modus für die Umgebung, Gegner und kletterbare Objekte (alles einzeln einstellbar mit unterschiedlichen Farben
  • anpassbare Untertitel in zwölf Sprachen (Deutsch, Englisch, Japanisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Chinesisch, Koreanisch, Portugiesisch und Türkisch)
  • komplett frei belegbare Steuerung
  • reduziertes Kamerawackeln
  • Bewegungsunschärfe kann ausgestellt werden
  • Spielmodus mit automatischen Blocks und automatischem Heilen
  • Slow-Motion bei Treffern (Hitstop) kann deaktiviert werden
  • Zwischensequenzen können automatisch übersprungen werden
  • Lock-On kann automatisiert werden

Als Sprachausgabe ist lediglich Englisch und Japanisch hinterlegt, vollständig synchronisiert wurde das Spiel also nicht für den Deutschland-Release.

Um was geht es überhaupt bei Ninja Gaiden 4?

Ninja Gaiden 4 wagt einen Sprung in die Zukunft, wie weit genau, ist aber nicht klar. Das Cyberpunk-ig anmutende Tokyo ist von der Hülle eines gestorbenen Drachens umschlungen, aus der giftiges Blut tropft. Die dystopische Beton- und Stahlwüste der Metropole wirkt also noch eine ganze Spur unwirtlicher als ohnehin schon.

Der Look von Ninja Gaiden 4 erinnert häufig an Cyberpunk-Spiele wie Ghostrunner, Ruiner oder Cyberpunk 2077. Der Look von Ninja Gaiden 4 erinnert häufig an Cyberpunk-Spiele wie Ghostrunner, Ruiner oder Cyberpunk 2077.

Der Hauptcharakter und angehende Meister-Ninja Yakumo stellt sich im Namen seines Clans der Herausforderung, den toten Drachen zu reinigen. Die in weiße Rüstungen gehüllten Ordensmitglieder des göttlichen Drachen finden das hingegen gar nicht cool und trachten nach Yakumos Tod.

Eigentlich ziemlich simpel, aber das reicht auch als Aufhänger für die immens brutale Schlachtplatte, die das Spiel lostritt. Yakumo ist eine absolute Ninja-Killermaschine und mit zwei Katanas bewaffnet, die er auch eindrucksvoll einzusetzen weiß.

Yakumo weiß seine Schwerter einzusetzen. Yakumo weiß seine Schwerter einzusetzen.

Perfekt choreografiert trennt er Gliedmaßen von seinen Besitzern und entwickelt bei jedem Treffer eine Wucht, die ich sonst eher von einem DOOM erwarten würde. Dieses Badass-Gefühl hat mich auch sofort den ehemaligen Hauptcharakter Ryu vergessen lassen, der aber allem Anschein nach immer noch eine wichtige Rolle in der Handlung einnehmen wird – mehr möchte ich an der Stelle aber noch nicht verraten.

Keine Sorge: Ryu ist immer noch spielbar!

In der Demo konnte ich zwischen Yakumo und Ryu als Spielfiguren wechseln, allerdings waren die Abschnitte ganz klar auf die Geschichte von Yakumo ausgelegt. Ryu absolviert zwar dieselben Encounter, bekommt aber (zumindest in den in der Demo enthaltenen Kapiteln) keine eigenen Zwischensequenzen spendiert und bleibt stumm. Daher wirkt er eher wie ein Bonus-Charakter.

Dafür spielt sich Ryu aber auch eine ganze Spur anders: Der Gottestöter verfügt über einen höheren Gesundheitsvorrat und teilt mit seinen Basisattacken mehr Schaden aus. Seine Spezialattacken sind auch rein auf schnellen Schaden ausgerichtet und profitieren im Gegensatz zu Yakumo deutlich weniger von den Feinheiten des neuen Kampfsystems. Dazu dann aber gleich mehr.

Ninja Gaiden 4 knüpft an das Design der Vorgänger an

In den vier Spielabschnitten war ich wie in den vorherigen Teilen in linearen Umgebungen unterwegs. Zwar gibt es auch ein paar Abzweigungen und Abkürzungen, die mussten aber erst entdeckt und freigeschaltet werden.

Ein bisschen ärgerlich: Es gibt wie so häufig in dem Genre keine Hinweise darauf, welcher Weg optional ist. Somit können versteckte Gegner oder Items verpasst werden, fahrt ihr versehentlich mit der Story fort.

Das ist umso ärgerlicher, da ihr optionale Missionen annehmen könnt, die euch zusätzliche Ressourcen verschaffen. Biegt ihr falsch ab, lässt sich eine Mission meistens nicht mehr abschließen.

Bei den knuffig texturierten Shops könnt ihr euch mit Heilfläschchen und Verstärkern eindecken. Und die sind teilweise kampfentscheidend! Bei den knuffig texturierten Shops könnt ihr euch mit Heilfläschchen und Verstärkern eindecken. Und die sind teilweise kampfentscheidend!

In den Kapiteln sind aber auch abseits der Missionen nützliche Gegenstände verteilt, außerdem können sie in einem Ingame-Shop gekauft werden. Die notwendige Währung dafür verdient ihr in den anspruchsvollen Kämpfen und die sind das klare Herzstück des Spiels.

Die Kämpfe sind ein spielerischer und technischer Leckerbissen

Der Grundsatz von Ninja Gaiden ist eigentlich schnell erklärt: Ninja Gaiden 4 funktioniert ähnlich wie andere Genre-Vertreter, ihr werdet also häufig von gut einem Dutzend Feinden umringt und müsst euch durch sie durchhacken.

Ninja Gaiden 4 hat – genau wie die Vorgänger – jedoch die Besonderheit, dass Animationen nicht unterbrochen werden können. Schlägt Yakumo mit dem Schwert zu, führt er die Aktion auch bis zum Ende aus. Kurzerhand auf einen Block zu wechseln, ist nicht möglich.

Das Konzept führt zu einem hohen Maß an Taktik, da ihr eure Feinde genau im Blick behalten müsst, um die beste Aktion für die jeweilige Situation zu finden. Zu Blocken ist beispielsweise eine gute Methode, um Standardattacken abzuwehren und dann selbst zuzuschlagen.

Selbst die Attacken großer Gegner können geblockt werden. Lediglich bei rot gekennzeichneten Attacken nimmt Yakumo Schaden. Selbst die Attacken großer Gegner können geblockt werden. Lediglich bei rot gekennzeichneten Attacken nimmt Yakumo Schaden.

Eine Parade mit dem Schwert unterbricht hingegen Feinde mit langen Kombos und lässt sie taumeln, während euch eine Ausweichrolle besser positioniert, aber auch verwundbar macht. Die richtige Vorgehensweise in den hektischen Kämpfen zu finden, ist gar nicht so leicht, damit sorgt das Spiel aber auch für eine enorme Tiefe.

Zudem belohnt Ninja Gaiden 4 über diese Mechaniken eure Reaktionsschnelligkeit: Paraden funktionieren beispielsweise nur dann, wenn ihr genau in dem Moment, in dem euch ein Schwerthieb trifft, selbst die Schlagtaste drückt.

Für mich die größte Überraschung dabei: Ninja Gaiden 4 hat fast keinen Input Lag! Schon beim leichtesten Erreichen des Tasten-Druckpunkts wird die gewünschte Aktion auf den Frame genau umgesetzt.

Mich erinnerte die flotte Erkennung eher an ein perfekt kalibriertes Rhythmusspiel und sie stellt einen deutlichen Kontrast zu vielen aktuellen Action-Spielen mit höherer Latenz wie etwa Black Myth: Wukong dar. So präzise und vor allem flott wie Yakumo habe ich schon lange keine Spielfigur mehr gesteuert!

Auch eine der wichtigsten Neuerungen profitiert von der geringen Latenz

Yakumo setzt nicht einzig auf seine beiden Katanas, sondern kann im Verlauf der Geschichte weitere Waffen freischalten. Und diese lassen sich dann auch noch per Druck auf LT beziehungsweise L2 in ihre "Blutraben"-Form transformieren.

Aktiviert ihr die Sonderform, wird das Bewegungsrepertoire des Ninja verstärkt. Schläge teilen also mehr Schaden aus und unterbrechen schwere Attacken eurer Gegner, Blocks lassen Feinde länger taumeln und Paraden teilen direkt Schaden aus.

Die Blutenraben-Form verbraucht jedoch eine äußerst knapp bemessene Energieleiste, jede Aktion sollte also perfekt getimed sein. Und das fiel mir dank des niedrigen Input Lags überraschend leicht.

Die Blutraben-Attacke hat zum Glück gesessen, denn die Anzeige ist schon so gut wie leer. Die Blutraben-Attacke hat zum Glück gesessen, denn die Anzeige ist schon so gut wie leer.

Zügig habe ich Bosse pariert, perfekte Blocks gesetzt und mich in einen regelrechten Rausch gespielt. Der verlangt zwar auch viel Konzentration ab, ist mit seinem direkten Bildschirm-Feedback aber auch sehr belohnend.

Gefüllt wird die Anzeige übrigens wieder über die Zeit hinweg, aber auch über äußerst blutige Finisher, die sich hervorragend in den Flow des Spiels integrieren. Ganz schön viel Tastenakrobatik, die erstmal verinnerlicht werden muss, aber da das Steuerungsschema den Genre-Konventionen entspricht, bin ich recht zügig reingekommen.

Was kann die Technik von Ninja Gaiden 4 sonst noch?

Im Gegensatz zur Black-Neuauflage von Ninja Gaiden 2 wurde nicht die Unreal Engine 5, sondern die hauseigene Engine von Platinum Games eingesetzt. Sie liefert stabile 60 fps im Leistungsmodus, nutzt ihr ein 120 Hertz-Display, sind aber sogar noch mehr Frames und somit eine noch geringere Eingabelatenz möglich. Wie auch immer die noch niedriger ausfallen soll…

Insgesamt sieht der Titel grafisch auch sehr gut aus, vor allem die dichten Nebelschwaden, die die verregneten Straßenzüge von Tokyo umhüllen, sehen richtig schick aus. Nur die Beleuchtung wirkt ein bisschen altbacken, da Schattierungen in der Spielwelt nicht wirklich realistisch gesetzt sind.

Ninja Gaiden 4 hat das Zeug zum Action-Spiel des Jahres, aber ein paar Sorgen bleiben

Chris Werian
@FromSoftwerian (BlueSky)

Ninja Gaiden 4 hat mich ziemlich schnell mit seinem tollen Flow überzeugt. Yakumo spielt sich richtig schön flott und gleichzeitig so präzise, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Platinum Games hat einfach ein Händchen für tolle Kampfsysteme und das beweisen sie hier erneut.

Auch hat das Team das Gameplay der originalen Ninja Gaiden-Reihe perfekt eingefangen und mit vielen eigenen Ideen erweitert, die noch mehr Wucht erzeugen und für mehr Tiefe sorgen. Mit Yakumos Blutraben-Form lässt sich beispielsweise ungemein viel anstellen: vom taktisch perfekten Block bis zum blutigen One-Hit-Kill, der aber die komplette Energieleiste leert.

Nur ein paar Kritikpunkte habe ich noch: So wurde in der Demo etwa der Spielfortschritt nicht immer korrekt abgespeichert, manchmal konnte ich also keine geöffneten Abkürzungen nutzen, um zu entfernten Abschnitten zu gelangen. Freigeschaltete Accessoires, die Yakumo und Ryu spezielle Boni verleihen, konnte ich zudem auch nicht auswählen, was die Anspielversion unnötig schwerer machte.

Auch frage ich mich, ob sich das Cyberpunk-Szenario die gesamte Spielzeit über trägt. Zwar gab es in der Demo ein paar wenige Variationen zu sehen, aber insgesamt blieb der Look über die abhängig vom Schwierigkeitsgrad zwei bis vier Stunden dauernden Kapitel (die ich aber mehrfach abgeschlossen habe) eher eintönig.

Kriegt Platinum das noch hin, erwartet uns eines der besten Action-Spiele des Jahres!

Giert ihr auch schon so nach Ninja Gaiden 4? Hattet ihr es wegen des ehemals sehr hohen Schwierigkeitsgrades vielleicht gar nicht erst auf der Liste?

zu den Kommentaren (12)

Kommentare(12)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.