Es ist wieder Olympia-Zeit! Bei den 30. Olympischen Sommerspielen in London kämpfen Athleten aus 204 Nationen um 302 Goldmedaillen. Vor dem Bildschirm können Sportbegeisterte entweder mitfiebern, oder das Edelmetall gleich selbst gewinnen, etwa mit dem offiziellen Spiel zu London 2012. Videospiele haben dieses sportliche Großereignis seit den Anfängen der Spielegeschichte begleitet - mal mehr, mal weniger würdevoll.
Wir lassen für euch den olympischen (Alp?)Traum wieder aufleben und erinnern uns an wunde Finger, zerstörte Controller und die ersten Vertreter des ominösen Subgenres der Olympischen Videospiele.
Video Olympics (1977)
Kaum geht die Geschichte der Olympischen Videospiele los, schon wird geschummelt was das Zeug hält. Olympic Videogames erscheint 1977 als Launchtitel für den legendären Atari 2600 in den USA und verspricht auf der Packung »50 Videogames«. Die sind aber allesamt lediglich Varianten des Über-Klassikers Pong, nur im Gewand bekannter Sportarten wie Fußball, Eishockey oder Volleyball. Gespielt wird mit den Paddle Controllern (die mit dem Drehknopf) und da an jedem Port zwei davon Platz haben, dürfen bis zu vier Spieler ran.
Besonders durch die Mehrspieler-Unterstützung ergeben sich zumindest eine Handvoll kurzweiliger Pong-Varianten. Bei »Foozpong« kontrollieren die Kontrahenten beispielsweise mehrere Paddles/Spieler, die wie auf einem Tischfußballtisch angeordnet sind – fröhliches Chaos ist Programm. Andere Disziplinen sind hingegen Totalausfälle. In »Basketball pong« steuert jeder Spieler einen Strich in der Horizontale und versucht den Ball in den gegnerischen Korb zu spielen. Das klappt nur, wenn der Ball recht viel Schwung bekommt. Dadurch wird das Geschehen aber zur unkontrollierbaren Frustprobe für Retro-Fans mit Nerven aus Stahl. Die zwei für Pong offensichtlichen Sportarten, Tennis und Tischtennis, sind übrigens nicht mit von der Partie. Sie wurden nämlich erst 1988 zu Olympischen Disziplinen.
Decathlon (1983)
Ab 1983 geht es dann den Joysticks an den Kragen. Einer der Hauptverantwortlichen heißt Decathlon aus dem Hause Activision. Spieler messen sich im klassischen Zehnkampf – vom 100 Meter Lauf, über Kugelstoßen und Diskuswerfen bis hin zu den 1.500 Metern. Die Disziplinen sind dabei eine einzige wilde Schüttel-Orgie: Bewegt ihr den Stick hin und her, wird der Energiebalken nach oben getrieben, mit dem Feuerknopf dann losgesprungen oder Speergeworfen. Der virtuelle Zehnkampf geht ordentlich an die Substanz, sowohl beim Spieler als auch beim Gerät. Bestenfalls waren nur die Finger, schlimmstenfalls sogar der Joystick hin.
Für die Events bekommt man dann nicht nur Krämpfe sondern auch Punkte, die sich an die realen Wertungen des Zehnkampfs anlehnen. Die ersehnte Goldmedaille war damals aber nicht die einzige Belohnung für wackere Finger-Athleten: Für bestimmte Highscores verschickte Activision sogar bunte Annäher, im Fall von Decathlon stilecht in Bronze, Silber und Gold. Das waren also quasi nicht nur die ersten Achievements, sondern, wie wir finden, auch eine weitaus persönlichere Danksagung an den Spieler als etwa eine PS3-Bronze-Trophy heutzutage.
Für Bestzeiten haben manche Couch-Athleten damals fleißig getrickst. Schließt ihr beispielsweise statt der Joysticks die erwähnten Paddle Controller an den Atari, könnt ihr die Feuertasten für die Laufevents benutzen und seid derart »gedopt« auch entscheidend schneller. Wer keinen Atari oder C64 in der Vitrine hat, kann auch in den Microsoft Game Room schauen und sich Decathlon auf der Xbox 360 geben.
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