Im kommenden Indie-Adventure Potions, Please! führt ihr euren eigenen Zaubertrankladen und helft der Bevölkerung in einer kleinen Open World mit ihren Problemen. Zumindest könntet ihr das, denn wie uns Entwickler Intr Studios im Interview verraten hat, erwarten euch vor allem Chaos, schwarzer Humor und Entscheidungen, die sogar das Schicksal des ganzen Königreichs beeinflussen sollen.
Morbider Humor und Kundschaft, die als Zutat im Topf landet
Das mittelalterliche Cozy-Adventure versetzt euch in das beschauliche Örtchen Fogbottom, wo ihr das Alchemie-Geschäft eurer verstorbenen Tante übernehmt. Die hat sich beim Brauen nämlich in der Zutatenliste geirrt und fristet nun ein frustriertes Dasein in ihrem Grab im Garten.
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Potions, Please! Die Shop-Simulation zeigt uns weltexklusiv seinen ersten Trailer
Ein Ziel der Hauptquest ist es deshalb, eure Verwandte mit einem komplizierten Trank wiederzubeleben. Allerdings hat Entwickler Ivan Ertlov auch durchscheinen lassen, dass es andere Möglichkeiten geben wird, um die Geschichte zu beenden.
Im Gespräch mit ihm und seiner Kollegin Caitlin Lomax wird schnell klar, dass das mittelalterliche Fantasy-Setting und die humorvolle Story das Herzstück des Spiels werden. Ertlov nennt als Inspiration für viele Dialoge und Geschichten die Werke von Terry Pratchett (u.a. Scheibenwelt-Reihe oder “Ein gutes Omen” ) und Monty Python (“Das Leben des Brian”). Euch erwarten also witzig-morbide Situationen, obwohl das Spiel gleichzeitig seinen Cozy-Charakter bewahren möchte.
Ein Beispiel: Für manche Tränke braucht ihr Feenstaub als Zutat. Die kleinen Biester findet ihr im Sumpfgebiet der Open World, wo ihr ihnen erstmal Fallen stellen müsst, um sie zu fangen. Habt ihr das geschafft, müsst ihr aber noch den Staub aus den magischen Wesen herausquetschen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Außerdem können beim Brauen auch Fehler passieren. Für erstmals hergestellte Tränke, könnt ihr euch nämlich nie ganz sicher sein, wie die Wirkung ausfällt. Besonders Anfangs kann es beispielsweise passieren, dass der gebraute Stärketrank für den Goblin-Soldaten eine Kröte aus dem kämpferischen Recken macht. Mist, aber andererseits braucht es für den nächsten Auftrag ohnehin Kröten-Augen …
Gutmütig helfen oder achtsam morden: Ihr habt die Wahl
Potions, Please! will euch nicht einfach nur Questmarker und Checklisten vorsetzen, die ihr nach und nach abarbeitet. Stattdessen sollt ihr immer wieder moralisch verzwickte Entscheidungen treffen können, die das Schicksal einzelner Personen oder sogar des gesamten Königreichs beeinflussen.
Dafür gibt es unter anderem ein Rufsystem für Fraktionen wie Menschen, Orks, Elfen oder Goblins. Bei jedem Auftrag solltet ihr euch gut überlegen, wem ihr helft und welche Auswirkungen eure Trank-Lieferung haben könnte.
Die kriegerischen Orks könnten mit zu viel Kraft und Selbstbewusstsein zum Beispiel auf die Idee kommen, mal wieder einen Raubzug in der Umgebung zu starten. Falls ihr die Bauern dagegen ständig mit Ausdauertränken versorgt, führt das zum Wohlstand der Region und gefüllten Händler-Inventaren.
Solltet ihr damit auffallen, dass ein Großteil eurer Kundschaft auf mysteriöse Weise verschwindet, oder ihr mit anderen finsteren Machenschaften zum Stadtgespräch werden, kann euch das Probleme mit der örtlichen Bevölkerung und sogar der Königin persönlich einbringen.
Das klingt auf jeden Fall nach einer coolen Idee, allerdings lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer einschätzen, wie sich diese weitreichenden Auswirkungen auf dem Papier letztlich im Spiel anfühlen.
Ich hoffe jedenfalls, dass ein großes Event wie eine Orkinvasion im Umland nicht nur durch eine Texttafel erzählt wird, sondern auch in der Spielwelt sichtbar oder anderweitig direkt erfahrbar wird. Zumindest sollen die regelmäßigen Dialoge mit eurer Kundschaft und der Stadtbevölkerung ein Gefühl dafür vermitteln, wie es um euer Ansehen und das Land bestellt ist.
Im Interview zeigt sich das Entwicklerduo sichtlich stolz auf ihre verzweigten Dialoge und witzigen Quests mit skurrilen Charakteren und makaberem Humor. Entscheidungsfreiheit und Storytelling sind der klare Fokus von Potions Please.
Potions, Please! war Teil unserer neuesten FYNG Show im Rahmen der Game Awards! Hier geht’s zur Aufzeichnung des Live-Events:
Cozy-Gameplay statt trockene Simulation
Das bedeutet gleichzeitig, dass ihr beim Gameplay kein Komplexitätsfeuerwerk erwarten solltet. Potions, Please! versteht sich letztlich als spaßiges Cozy-Game und ist keine knallharte Wirtschaftssimulation.
Ihr erkundet eine Open World, die ungefähr so groß wie das Minental im ersten Gothic sein soll, erklärt Ertlov. Die Spielwelt des Piranha Bytes-RPGs gilt zwar im Vergleich mit Skyrim und Co. als recht überschaubar, bietet aber trotzdem genug Fläche für dutzende Stunden Erkundung.
Darin findet ihr verschiedene Biome wie Graslandschaften, Wälder oder einen Sumpf, die jeweils ihre eigenen Ressourcen mitbringen. Neben Materialien wie Holz und Co. findet ihr manche Zutaten nur unter bestimmten Bedingungen. Die genannten Feen leben etwa im Sumpf.
Um schneller voranzukommen, könnt ihr euch ein Lama als Reittier beim örtlichen Lama-Verleih mieten. Ertlov empfiehlt an dieser Stelle darauf zu achten, dass euch der Verleiher nicht über’s Ohr haut – und dass euer Vierbeiner in einem Moment der Unachtsamkeit nicht alle eure Zutaten aus dem Lager frisst.
Genre-klassisch baut ihr mit verschiedenen Werkzeugen die nötigen Materialien ab und könnt in eurem Gewächshaus auch selbst Zutaten anbauen, was euch die Sucherei nach bestimmten Pflanzen im Umland ersparen kann.
Ein rudimentäres Kampfsystem ist ebenfalls dabei, allerdings dient es eher zum Jagen mancher Beute mit dem Bogen. Zudem lassen sich direkte Kämpfe mit Menschen komplett umgehen, verspricht Ertlov. Wozu auch, wenn ihr dem unliebsamen Nachbarn einfach Gift in die nächste Bestellung mischen könnt?
Mit der Zeit könnt ihr euren Shop dekorieren und erweitern. Je nachdem, wie viel ihr erkundet und welche Nebenquests ihr macht, solltet ihr mit einer Spielzeit um die acht Stunden rechnen. Allerdings gibt es durch das offene Sandbox-Prinzip viel Spielraum nach oben und unten. Außerdem will das Team auch nach dem Release neue Inhalte mit kostenlosen Updates nachliefern.
Tolles Konzept, gewöhnungsbedürftige Grafik
Das Konzept klingt auf jeden Fall spannend. Wenn die verzweigten Missionen tatsächlich motivierende Auswirkungen haben und der Humor in den Quests und Gesprächen zündet, könnte Potions, Please! vor allem für Fans von Story-lastigen Adventures eine coole Sache werden.
Ob der Plan des fünfköpfigen Teams (plus Hund Roxy!) aus Australien aufgeht, hängt dementsprechend stark von den finalen Dialogen ab – von denen ich bisher kaum etwas gesehen habe.
Meine persönlich größte Hürde ist aktuell allerdings die Grafik. Potions, Please! ist noch in Entwicklung. Alles Material, was ihr hier seht, ist also nicht final und Dinge können sich ändern. Trotzdem frage ich mich, ob sich die Truppe mit der Wahl eines reduzierten 3D-Artstyles vielleicht verschätzt hat.
Neben einer leeren Stadt und hakeligen Animationen gibt es viele matschige und flache Texturen zu sehen. Auch in Innenräumen fehlt es an kleinen Details, durch die sich die Welt lebendiger anfühlen würde – was durch teils fehlende Schatten noch einmal unterstrichen wird.
Wie Caitlin Lomax erklärt, orientiert sich das Adventure grafisch an Titeln wie Die Sims 4 oder Disney Dreamlight Valley. Das ist grundsätzlich auch völlig in Ordnung, nur wirkt Potions, Please! zum aktuellen Zeitpunkt optisch nicht zeitgemäß – besonders im Vergleich zur teilweise schicken Indie-Konkurrenz wie Potion Craft, Wytchwood oder Potion Permit.
Letztlich bleibt das aber Geschmackssache. Außerdem kann sich bis zum Release an dieser Stelle noch viel ändern und im Idealfall ist die Optik ohnehin nicht so wichtig, wenn das Writing die großen Versprechen am Ende einhalten kann. Ich behalte Potions, Please! auf jeden Fall im Blick.
Einen Termin zur Veröffentlichung gibt es noch nicht, aber der Release ist für Steam, PlayStation und Nintendo Switch geplant.
Was denkt ihr: Klingt Potions, Please! nach einem Spiel für euch?
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