Square Enix wirkt mit dem Final Fantasy 7-Remake überfordert

Das Remake von Final Fantasy 7 sieht großartig aus. Aber Hannes wird einfach das Gefühl nicht los, dass sich Square Enix mit dem Großprojekt etwas übernommen hat - und macht sich jetzt Sorgen.

Square Enix reicht den Fans eine Blume, dabei wollen die eigentlich den ganzen Strauß. Square Enix reicht den Fans eine Blume, dabei wollen die eigentlich den ganzen Strauß.

Alles in allem war es ein solider E3-Auftritt. Das Final Fantasy 7-Remake stand auf der Square Enix-Bühne ganz klar im Mittelpunkt und Fans durften sich über viele Überraschungen freuen. Endlich neues Gameplay! Endlich Tifa! Endlich Sephiroth! Und vielleicht am wichtigsten - endlich ein Releasetermin!

Final Fantasy 7 Remake
RPG wird auch für die PS5 entwickelt

Aber am Ende blieb dann doch wieder ein fader Beigeschmack. Derselbe Beigeschmack, der dem großangelegten Remake des PS1-Klassikers seit der Ankündigung auf der E3 2015 begleitet. So sehr sich Spieler auf der ganzen Welt auf das Comeback von Cloud freuen, so sehr bereitet die Kommunikation seitens Square Enix für Kopfzerbrechen und ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

Denn auch jetzt noch nagt die Frage im Hintergrund: Wird das Projekt jemals fertig?

Final Fantasy 7 Remake - Neuer Trailer zeigt Kämpfe, Tifa + Sephiroth Video starten 0 Final Fantasy 7 Remake - Neuer Trailer zeigt Kämpfe, Tifa & Sephiroth

Bombastische Ankündigung & jahrelange Stille

Tetsuya Nomura, der designierte Director des Remakes, hält mit seiner Meinung nicht zurück und gab schon 2018 zu, dass das Spiel viel zu früh angekündigt worden sei. Das sei zwar nur passiert, um Gerüchten zuvorkommen zu können, am Ende sorgte das aber auch dafür, dass die Erwartungshaltung an das Team von Beginn an ins Unermessliche stieg.

Hannes Rossow
@Treibhausaffekt

Hannes hat ein Herz für die PS1-Ära der Final Fantasy-Reihe. Und daher war das Remake von Final Fantasy 7 von Anfang an eine Herzensangelegenheit. Doch je länger wir auf Lebenszeichen warten mussten, desto mehr mischte sich Sorgen in die Vorfreude auf das Comeback.

Und auch 2019, vier Jahre nach der ersten Ankündigung, sind jede Menge essenzielle Fragen zum Remake noch ungeklärt. Da schaffte auch der aktuelle Auftritt auf der E3 keine Abhilfe. Ganz im Gegenteil sogar, denn mit vagen und teils verwirrenden Aussagen, tappen viele Fans des Final Fantasy 7-Remakes auch 9 Monate vor dem Release noch im Dunkeln.

Wieso spielt die erste Episode nur in Midgar? Bekommen wir nichts von der Weltkarte zu sehen? Warum braucht es dann trotzdem zwei Blu-rays? Und wie viele Episoden soll es insgesamt überhaupt geben? Diese letzte und vielleicht spannendste Frage kann Square Enix nicht beantworten - das wisse man schlicht noch nicht. Nach all den Jahren der Vorfreude auf das Remake ist also noch immer unklar, ob wir jemals das Ende von Final Fantasy 7 sehen werden.

Eine Rückkehr zu den Lieblingen der Kindheit ist verlockend. Eine Rückkehr zu den Lieblingen der Kindheit ist verlockend.

Zu viel gewollt?

Die Art und Weise, wie Square Enix das Remake angeht und das Original aufbereitet, ist weit weg von dem, was sich Fans des Klassikers eigentlich erwartet haben. Dabei war die Nachfrage ja recht eindeutig: Ein komplettes, detailgetreues Remake mit moderner Grafik. Und nun erwartet uns eines von mehreren Spielen zum Vollpreis, das vielleicht nur die ersten 15 Prozent der Hauptstory abdeckt.

Und die Tatsache, dass Square all diese Fragen nicht beantworten kann und das Vieles noch so unklar scheint, wirkt auf mich, als sei man mit dem Großprojekt einfach ein bisschen überfordert. Hat man sich vielleicht damit übernommen, als man auf den Wunsch nach einem Remake eingegangen ist? Wurde das Vorhaben unterschätzt?

Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass es zum übergreifenden Marketing-Plan gehört, den Spielern nur einen Teil des Originals anzubieten und indirekt anzudeuten, dass es mehrere hundert Euro kosten könnte, um irgendwann einmal wirklich das komplette Remake im Regal stehen zu haben.

Das actionreichere Kampfsystem können Fans vielleicht noch verschmerzen, aber bei der Aufteilung in Episoden gehen die Meinungen stark auseinander. Das actionreichere Kampfsystem können Fans vielleicht noch verschmerzen, aber bei der Aufteilung in Episoden gehen die Meinungen stark auseinander.

Die ersten Reaktionen auf das Gameplay von Final Fantasy 7 Remake sind fast durch die Bank positiv. An der Qualität des endgültigen Produkts scheint niemand mehr wirklich zu zweifeln. Umso schmerzvoller aber, dass wir das neue Kampfsystem in der ersten Episode nicht auch in den anderen Regionen der Karte erleben dürfen. Kein Ausflug nach Junon City, kein Spaß im Gold Saucer und ja, auch kein Vincent Valentine.

Sorge um die Zukunft

Auf mich wirkt das bisherige Marketing des Remakes, als sei die Entscheidung, die erste Episode nur in Midgar spielen zu lassen, eher aus der Not heraus getroffen worden. Als sei der viel zu große Aufwand zu spät bemerkt worden und daher wird an Assets der Stadt festgehalten. Noch eine weitere Region in diesem Detailgrad? Das wäre einfach nicht zu stemmen. Aber Square Enix braucht nach den vier Jahren langsam etwas Handfestes, etwas Fertiges.

Also ein Final Fantasy 7-Spiel, das nur in Midgard spielt.

Ob und wann es mit dem kompletten RPG weitergeht, scheint noch in den Sternen zu stehen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Square Enix derzeit wirklich plant, diese Anthologie tatsächlich bis zum Ende durchzuziehen. Wenn die Spieler nicht jede Episode ausreichend kaufen und immer wieder den Vollpreis zahlen, liegt die wirtschaftliche Entscheidung nahe, das Projekt abzubrechen.

Der grafische Aufwand des Remakes hat seit der Ankündigung vor ein paar Jahren noch einmal ordentlich zugelegt. Der grafische Aufwand des Remakes hat seit der Ankündigung vor ein paar Jahren noch einmal ordentlich zugelegt.

Aber wer weiß das schon. Es ist einfach dieser Beigeschmack. Laut Yoshinori Kitase, dem Producer hinter dem Remake, sollen die weiterführenden Episoden schneller fertig werden, da das jetzige Spiel die Grundlage bildet. Und vielleicht können wir uns an dieser Aussage etwas festhalten und hoffen, dass Square Enix es wirklich schafft, die zeitlose Geschichte des Originals auch ganz bis zum Ende zu erzählen.

Selbst mit einer bestehenden Engine, mit fertigen Charaktermodellen und einem funktionierendem Kampfsysten wird es aber dennoch jeweils Jahre dauern, bis die nächste Episode bereitsteht. Und ob das die Fans des Klassikers wirklich mitmachen wollen, weiß ich nicht zu sagen. Ich will das jedenfalls nicht.

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