Strays Cyberpunk-Stadt hatte ein reales Vorbild - und das existiert aus gutem Grund nicht mehr

In einem Interview verrät Stray Producer Swann Martin-Raget, welche Stadt als Inspiration diente. Den völlig chaotischen Ort gibt es heute nicht mehr.

So verrückt und verbaut sah Kowloon aus, die Stadt, die für Stray als Inspiration diente. So verrückt und verbaut sah Kowloon aus, die Stadt, die für Stray als Inspiration diente.

Stray begeistert nicht nur mit dem felligen Protagonisten, sondern auch mit der stimmungsvollen Cyberpunk-Stadt. Für diese gab es eine reale Inspriationsquelle, nämlich Kowloon Wall City. So ungewöhnlich wie dieser Name klingt, ist auch die Geschichte dieser eigenen Stadt, die in Hongkong eingebettet war. Inzwischen existiert Kowloon seit knapp 30 Jahren nicht mehr - und das aus gutem Grund. Die Stadt war ein ziemlich chaotischer und verrufener Ort, der aber auch eine gewisse Faszination auf viele Menschen ausübte.

Kowloon: Chaos auf engem Raum

Darum geht es: In einem Interview mit screenrant.com berichtet Stray-Producer Swann Martin-Raget, dass die Stadt eine Inspiration für die beiden Co-Founder des Blue Twelve Studios, Viv und Koola, war. Über Kowloon berichtet er:

Es war ein sehr eigenartiger Ort, weil die Menschendichte sehr hoch war und die Konstruktion fast organisch zu sein schien; die Menge an Details war für sie faszinierend.

Damit übertreibt der Producer nicht. Kowloon war eine Zeit lang die Stadt mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt. Die Crazy Borders-Doku des deutsch-französischen Kultursenders Arte beschreibt den Ort als vertikalen Slum und nennt einige Zahlen: "359 Gebäude, wie aufgestapelte Bauklötze, 2,5 Hektar Grundfläche [Das entspricht in etwa 3,5 Fußballfeldern], 33.000 Einwohner".

Hier könnt ihr euch das Bild noch mal genauer ohne Katze anschauen. Hier könnt ihr euch das Bild noch mal genauer ohne Katze anschauen.

Nur eines war nicht möglich: Höher als 14 Stockwerke bauen. Denn sonst wären die Flugzeuge, die am nahen Flughafen starteten, an den Dächern hängengeblieben.

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...Und erstaunlich viele Zahnarztpraxen ohne gültige Lizenz: In Kowloon ging es wild zu, wie wir von Arte erfahren. Das lag vor allem an der schwierigen Rechtslage und den nicht ganz klaren Zuständigkeiten. Hongkong war für eine ganze Weile in britischer Hand, während China Kowloon als eigenes Gebiet ansah. Die britische Polizei fasste den Ort also nur sehr vorsichtig an und das Chaos konnte gedeihen. Kowloon war mehr oder weniger rechtsfreier Raum und die Lebensqualität auf einem sehr niedrigen Niveau.

Verrufen und doch beliebt: Das Viertel hatte, wie Arte berichtet, unter anderem wegen der hygenienischen Bedigungen, einen schlechten Ruf. Andererseits hätten aber die billig angebotenen Waren auch eine große Anziehungskraft gehabt - womöglich auch die vielen Zahnarztpraxen. Ein Problem war nämlich für die Zahnärzt*innen Hongkongs, dass chinesische Lizenzen dort nicht anerkannt wurden.

Falls ihr es genauer wissen wollt, empfehlen wir euch die rund 10-minütige Zusammenfassung von Arte:

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Der Beiname "Wall City" stammt übrigens noch aus der Zeit vor der hohen Bevölkerungsdichte: Zunächst war Kowloon nämlich ein chinesisches Fort, umgeben von einer Mauer. Das letzte Stündchen des seltsamen Ortes hat übrigens 1993 geschlagen. Da wurde die Stadt bis zum Folgejahr abgerissen, nachdem die Räumung bereits Jahre zuvor begonnen hatte. Inzwischen ist an dieser Stelle ein Park zu finden, der nicht mehr im Geringsten an den Häuserdschungel erinnert.

Die Stadt, die unser Streuner in Stray durchstreift, ist bei Weitem nicht so dicht besiedelt, wie das beim Vorbild einst der Fall war. Trotzdem ist unschwer zu erkenn, wie und warum das chaotische Gebilde die Entwickler*innen inspiriert hat.

Hattet ihr vorher schon mal von Kowloon Wall City gehört? Wie gefällt euch die Cyberpunk-Stadt in Stray?

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