EA und die Nintendo Switch: Ein unnötiges Trauerspiel

EA hat die Switch bisher weitestgehend ignoriert. Das ist sehr schade, denn das Portfolio des Publishers würde sich eigentlich gut bei Nintendo machen.

EA schenkt der Nintendo Switch kaum Beachtung und das ist sehr schade. EA schenkt der Nintendo Switch kaum Beachtung und das ist sehr schade.

Das beliebte Sims-Franchise wird vorerst nicht auf die Switch kommen. Die Spieler würden andere Plattformen bevorzugen, meint EA. Damit führt der Publisher-Riese die Strategie fort, mit der Nintendos Konsole eher stiefmütterlich behandelt wird. Dabei gäbe es genug coole Franchises, die auch auf der Switch eine gute Figur machen könnten.

Beschreiben wir aber erst einmal die Lage: Electronic Arts, einer der größten Publisher für Videospiele auf unserem Planeten, hat ganze - haltet euch fest - vier Spiele für die Nintendo Switch veröffentlicht. Und das nicht etwa im vergangenen Jahr, sondern seit Release der Konsole im März 2017.

Diese EA-Spiele gibt es für die Switch:

  • FIFA 18
  • FIFA 19
  • Fe
  • Unravel 2

Dieses Jahr kommt noch FIFA 20 dazu, allerdings nur mit erheblichen Einschneidungen, was die Features der Fußball-Simulation angeht. Eines der Highlights, der neue Volta-Modus, fehlt beispielsweise komplett. In der Vergangenheit mussten FIFA-Fans unter anderem auf den Story-Modus verzichten.

Werfen wir einen Blick auf die offizielle Homepage "EA-Videospiele für Nintendo Switch" wird deutlich, dass sich nicht einmal die Mühe gemacht wurde, die Seite ordentlich zu formatieren - oder der Fehler lange nicht aufgefallen ist. Das jüngste Spiel darauf ist immerhin schon ein paar Monate alt.

Die Tatsache, dass auf der Switch-Seite bei EA niemand diesen Formatierungsfehler bemerkt hat, ist kein gutes Zeichen. Die Tatsache, dass auf der Switch-Seite bei EA niemand diesen Formatierungsfehler bemerkt hat, ist kein gutes Zeichen.

Warum ignoriert EA die Switch?

Im aktuellen Fall zu Die Sims hat EA-Chef Andrew Wilson eine fehlende Switch-Version mit folgendem Statement begründet:

"Wenn wir über Plattformen diskutieren, schauen wir uns immer mehrere Punkte an. Erstens: Passt das Spiel wirklich zur Steuerung und dem Community-System der Plattform? Zweitens: Glauben wir, dass die Community lieber auf dieser Plattform spielen würde, oder präferieren sie eine andere?"

"Wir haben viele Daten die zeigen, dass sehr viele Switch-Besitzer auch eine PS4, eine Xbox One oder einen PC haben und sich oft dafür entscheiden, Spiele die wir machen lieber auf diesen Plattformen zu spielen. Auch dann, wenn sie eine Switch haben und auf ihr großartigen Content genießen."

Nun soll es hier gar nicht darum gehen, ob die Sims im Speziellen mit all den Menüs und Mikromanagement wirklich geeignet für das kleine Display der Switch im Handheld-Modus wäre.

Trotzdem scheint seine Begründung etwas halbgar. Natürlich spielen die Spieler EA-Spiele vor allem auf den anderen Plattformen, es gibt ja keine Alternativen. Wenn FIFA dann auch noch um die wichtigsten Neuerungen gekürzt wird, warum sollte jemand freiwillig zur Nintendo-Version greifen? Fe und Unravel 2 dürften allein kaum repräsentativ sein.

Unravel 2, Fe und Fifa gibt es für die Switch. Danach hört es auch schon auf. Unravel 2, Fe und Fifa gibt es für die Switch. Danach hört es auch schon auf.

Das Erbe der Wii U?

Die Abneigung gegenüber der Switch könnte auch noch einen anderen, deutlich älteren Grund haben. Die Rede ist hier von der Wii U. Nachdem die vorherige Konsole von Nintendo kaum Fans für sich gewinnen konnte, zeigten sich einige Publisher zum Release der Switch skeptisch. Immerhin konnte Anfang 2017 noch niemand einschätzen, ob das Hybrid-Experiment von Nintendo aufgeht.

Eine anfängliche Zurückhaltung war zu diesem Zeitpunkt absolut nachvollziehbar. Mittlerweile hat sich die Switch aber bewiesen. Es wurden bereits 37 Millionen Konsolen verkauft, mehr als doppelt so viele wie bei der Wii U, in einem viel kürzeren Zeitraum. Andere Publisher wie Bethesda und Ubisoft haben das bereits erkannt. Auch, oder vielleicht besonders, weil sich das handliche Format für Indie-Spiele anbietet und beim Stichwort Indie-Spiele, muss ich doch glatt an Matt Bilbey von EA denken.

EA will mehr Indie, warum nicht auf der Switch?

Der Executive Vice President Of Strategic Growth hat vor wenigen Wochen noch stolz erklärt, wie stark sich EA für Indie-Entwickler einsetzt und er hat durchaus recht. Wer als kleiner Entwickler in das EA Originals-Programm hineinrutscht, kann sich glücklich schätzen und erhält viel Unterstützung.

A Way Out würde auch auf der Switch Sinn ergeben. A Way Out würde auch auf der Switch Sinn ergeben.

Fe gehört zu den daraus hervorgegangenen Projekten und kann sich sehen lassen. Wo sind also die anderen Originals wie das kürzlich erschienene Sea of Soltitude, oder noch besser: A Way Out? Beide sind technisch nicht unglaublich anspruchsvoll und A Way Out ist ein reines Koop-Spiel. Unterwegs im Zug mit zwei Joy-Con aus dem Gefängnis ausbrechen? Ich wäre auf jeden Fall dabei.

Das Portfolio ist groß genug

Doch auch abseits von EA Originals gibt es Spiele, die sich für die Switch anbieten würden. Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 zum Beispiel, für das bereits über eine Fortsetzung gemunkelt wird. Und wenn The Witcher 3 auf der Switch läuft, dann sollten auch größere AAA-Titel wie Star Wars Jedi: Fallen Order oder Burnout Paradise: Remastered möglich sein. Von älteren Titeln wie FIFA Street 3, Dead Space oder gar Skate will ich gar nicht erst anfangen.

Die Konkurrenz zeigt, wie es geht. Besonders Bethesda hat bereits mit Doom oder Wolfenstein gut vorgelegt und die beliebten Franchises auf die Switch portiert. Dazu gehört auch Skyrim, welches beweist, dass die Wahl der Plattform keine "Entweder, oder"-Entscheidung sein muss. Einige Spieler kaufen sich ein Spiel auch gerne mehrfach, wenn die zusätzliche Portabilität der Switch es rechtfertigt.

Ubisofts Angebot bei Nintendo sieht zwar aktuell ebenfalls noch recht mau aus, allerdings hat das französische Unternehmen nicht nur schon eine direkte Kooperation mit Mario + Rabbids Kingdom Battle hinter sich, sondern zeigt auch mit der Ankündigung von Gods & Monsters (von den Assassin's Creed: Odyssey-Machern) für die Switch, dass sie die Plattform ernst nehmen. Das gleiche gilt z.B. für Bandai Namco, die mit Dark Souls und Ni No Kuni ihre Unterstützung zeigen.

Versteht mich nicht falsch, ich verlange nicht, dass EA jedes Spiel für die Switch portiert. Natürlich hat Wilson recht, es muss auch technisch machbar sein und zur Klientel der Nintendo-Konsole passen. Eine so stiefmütterliche Behandlung hat die Switch allerdings nicht verdient. Das Portfolio des Publishers bietet in meine Augen genug Potenzial, das sich auch im Hybrid-Prinzip entfalten könnte.

Was denkt ihr? Würdet ihr gerne mehr EA-Spiele auf der Switch sehen?

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