GTA 6-Verschiebung, Crunch und Entlassungen: Ich habe mich durch die Rockstar-Kontroverse gewühlt, damit ihr es nicht tun müsst

Rockstar wird bei vielen Fans für die Qualität von Titeln wie Red Dead Redemption oder die GTA-Reihe hoch angesehen. Aber es gibt wohl auch Probleme beim Entwickler.

Rockstar steht aktuell in der Kritik. Vorwürfe der Gewerkschaftszerschlagung folgen auf eine lange Crunch-Historie. Rockstar steht aktuell in der Kritik. Vorwürfe der Gewerkschaftszerschlagung folgen auf eine lange Crunch-Historie.

GTA 6 ist wohl eines der, wenn nicht gar das meisterwartete Spiel aller Zeiten. Auch mehrere Verschiebungen konnten dem Hype vor Release bisher keinen Abbruch tun. Ganz ungetrübt ist die Vorfreude aber nicht. Entwickler Rockstar steht nicht zum ersten Mal in der Kritik für seine Arbeitsbedingungen, erst vor Kurzem sorgte die Entlassung mehrerer Mitarbeiter*innen für erneute Unruhe. Wir fassen die Situation zusammen.

Entlassungen und angebliche Gewerkschaftszerschlagung

Ende Oktober 2025 hat Rockstar über 30 Mitarbeitende auf einmal gefeuert. Der offizielle Grund: Die betroffenen Personen hätten vertrauliche Unternehmensinformationen auf einem externen Discord-Server geleakt.

Die Unabhängige Arbeiter-Gewerkschaft von Großbritannien (IWGB) widerspricht dem allerdings und wirft Rockstar sogenanntes Union-Busting vor. Dabei werden Taktiken angewandt, um Gewerkschaften zu zerschlagen oder ihre Gründung zu verhindern.

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Gewerkschafts-Präsident Alex Marshall erklärte gegenüber Bloomberg, dass es sich beim Discord-Server um eine private Gewerkschafts-Chatgruppe gehandelt habe und hier keine Geheimnisse von Rockstar geteilt wurden. Die einzigen externen Personen im Server seien IWGB-Gewerkschaftler*innen gewesen, die bei der Organisierung helfen sollten.

Wie eine der entlassenen Ex-Mitarbeiter*innen gegenüber People Make Games verraten hatte, soll der Server kurz vor der Entlassungswelle nämlich die nötigen 200 Mitarbeitenden von Rockstar North erreicht haben, die für eine gesetzliche Anerkennung einer Gewerkschaft nach britischem Recht nötig sind.

Laut einer weiteren Person wollten die Gewerkschaftsmitglieder nach der Anerkennung wohl eigentlich mit dem Rockstar-Management verhandeln. Dabei hätte es um Schmerzpunkte wie Crunch, Bezahlung und unflexible Arbeits-Arrangements gehen sollen. Durch die Kündigungen wird die nötige Grenze von 200 Mitgliedern aber wieder unterschritten.

In der Folge hat die IWGB rechtliche Ansprüche gegenüber Rockstar geltend gemacht. Ob das zu einer Klage führt, ist noch nicht klar. Zusätzlich haben über 200 Rockstar-Entwickler*innen einen Brief unterzeichnet, der fordert, dass die gefeuerten Personen wieder eingestellt werden. (via Gamespot)

Nur wenige Tage nach den Entlassungen kündigte Rockstar außerdem an, dass der Release von GTA 6 um sechs Monate verschoben werden muss. Viele Fans spekulierten hier, dass beide Ereignisse in Zusammenhang stehen oder Rockstar die News zu den Entlassungen begraben wolle.

Laut Jason Schreier gibt es hier aber keine Verbindung, die Entlassungen könnten sich aber in Zukunft auf den Release von GTA 6 auswirken:

"Die Verschiebung hat nichts mit den Entlassungen letzten Dienstag zu tun. Während die Folgen der Entlassungen sich definitiv auf lange Sicht auf das Projekt auswirken und in Zukunft zu mehr verpassten Deadlines führen könnten – aufgrund der unbesetzten Positionen, langwierigen Rechtsstreitigkeiten, gesunkener Moral, etc. –, wurde das Spiel nicht um sechs Monate verschoben, weil 34 Leute vor einer Woche gefeuert wurden. Es wurde heute angekündigt, weil Take-Two heute über seine Erträge berichtet."

Verstoß gegen Unternehmensrichtlinien oder nicht?

Ein weiterer Bericht von People Make Games wirft ein wenig Licht darauf, worum es sich bei dem angeblichen Verstoß gegen Rockstars Unternehmensrichtlinien gehandelt haben könnte. Demnach soll auf dem Discord-Server eine interne E-Mail von Rockstar geteilt worden sein, die das Verbot von Emojis auf dem Slack-Kanal des Entwicklers ankündigte.

Mehrere gefeuerte Entwickler*innen spekulierten, dass damit primär die Nutzung des Setzling-Emojis unterbunden werden sollte. In der Unternehmenskultur hatte sich dieser als Code etabliert, der Solidarität für Personen zeigen soll, die von Massenentlassungen betroffen sind.

Gleichzeitig soll Rockstar strenge Richtlinien bei seinen E-Mails haben. Demnach dürfen sie ausschließlich im Büro geöffnet werden – das Teilen auf einem externen Server könnte also als Verletzung der Unternehmensrichtlinien gewertet werden. Letztlich können wir ohne vorliegende Beweise aber nicht eindeutig abschätzen, ob hier tatsächlich ein Verstoß vorlag.

"Arbeiten in Angst" - Reaktion von Rockstar-Mitarbeitenden auf die Situation

Die Entlassungen bei Rockstar haben anscheinend nicht nur die betroffenen Ex-Mitarbeiter*innen hart getroffen. Ein angeblicher anonymer Rockstar-Entwickler hat im November 2025 im GTA-Forum über die Situation berichtet. Seine Identität lässt sich zwar nicht belegen, er soll sie aber zumindest einem Foren-Admin gegenüber bewiesen haben. Der Aussage des Users nach sei die Moral bei den Mitarbeiter*innen am Tiefpunkt angelangt:

"Da ist die Angst, dass [Rockstar] nichts davon abhält, das immer und immer wieder zu tun, wenn sie damit durchkommen. Diejenigen von uns, die das Glück hatten, bleiben zu dürfen, arbeiten in Angst."

Rockstars lange Geschichte mit Crunch und Co.

Der GTA-Entwickler steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. In der Vergangenheit wurden immer wieder Punkte wie Crunch, Arbeitsstunden und schlechte Arbeitsbedingungen bemängelt. Schon 2010 haben mehrere Partner*innen der Angestellten einen öffentlichen Brief aufgesetzt, der obligatorische 12 Stunden-Arbeitstage und immensen Druck während der Produktion von Red Dead Redemption ankreidete.

Zuletzt hatte Rockstar 2018 größere Wellen geschlagen. Hier sorgte eine Aussage von Rockstar-Mitbegründer Dan Houser für Aufsehen, laut der Mitarbeiter*innen während der Entwicklung von RDR 2 teils bis zu 100 Stunden pro Woche gearbeitet hätten.

Später betonte Houser, dass es nur um einige wenige Personen ginge und die das auf freiwilliger Basis getan hätten. Ein ausführlicher Bericht von Jason Schreier zeichnete kurz darauf ein differenzierteres Bild. Anonyme Mitarbeiter*innen berichteten hier, dass 50 bis 70 Stunden pro Woche eher die Regel als die Ausnahme sein.

Einige Personen sollen Angst davor gehabt haben, den Job oder Boni zu verlieren, wenn sie keine Überstunden und Wochenendschichten schieben. Hinzu kommt: Wer bei Rockstar das Unternehmen vor dem Release des Spiels verlässt, wird aus den Credits gestrichen.

Auf der anderen Seite zeigten sich viele Entwickler*innen aber auch glücklich, an einem Projekt wie RDR 2 arbeiten zu können und sprachen abseits der oben genannten Punkte von einem guten Arbeitsklima bei Rockstar.

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