Story of Seasons Grand Bazaar im Test: Die Farm-Sim bringt endlich frischen Wind ins Genre

Wenn ihr auf der Suche nach frischem Wind für Bauernhof-Sims seid - hier weht er.

Wir haben uns Story of Seasons: Grand Bazaar genau angeschaut. Wir haben uns Story of Seasons: Grand Bazaar genau angeschaut.

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Story of Seasons: Grand Bazaar führt die altehrwürdige Farming-Simulation in die nächste Runde. Die Neuauflage des einstigen Nintendo DS-Klassikers übernimmt das grobe Konzept des Originals, fühlt sich ansonsten aber taufrisch an und rüttelt das eingefahrene Gameplay-Gerüst vieler anderer Genrevertreter ordentlich durch.

In Brisendorf weht ein anderer Wind

Auch wenn ihr viel Erfahrung mit Spielen wie Stardew Valley, Fields of Mistria und Co. gesammelt habt, werdet ihr euch in Story of Seasons: Grand Bazaar teilweise neu orientieren müssen. Oft genutzte Elemente wie die allmächtige Verkaufskiste auf dem Hof, Erzminen oder ausschweifende Dekorationsmöglichkeiten für euer Haus gibt es hier nicht.

Ihr könnt auch nicht mit unendlich vielen Lagerkisten endlosen Loot anhäufen, denn Platz ist in Grand Bazaar stets begrenzt. Dafür könnt ihr eure Waren auf einem regelmäßigen Wochenmarkt, dem titelgebenden Bazar, verkaufen und das verändert die gesamte Spieldynamik, weil ihr ganz anders planen und haushalten müsst, als ihr es vielleicht gewohnt seid.

Video starten 2:04 Story of Seasons: Grand Bazaar zeigt neues Gameplay zum Remake des Nintendo DS-Klassikers

Machen wir aber erstmal einen Schritt zurück. Der Anfang ist nämlich sehr vertraut. Ihr erstellt eure Spielfigur und zieht ins beschauliche Brisendorf auf eine heruntergekommene Farm. Dort empfängt euch der kauzige Bürgermeister und erklärt, dass der wöchentliche Bazar das Herzstück des Örtchens ist und ihr euren Beitrag zur Nachbarschaft leisten solltet.

Also krempelt ihr die Ärmel hoch, pflanzt und erntet Gemüse, züchtet Tiere im Stall und freundet euch mit den verschiedenen NPCs an, die ihr im Laufe der Zeit über Quests und Zwischensequenzen besser kennenlernt und teilweise sogar heiraten könnt. Die Tage, Wochen und Jahreszeiten schreiten dabei unaufhörlich voran. Wie ihr schon seht, gibt es also trotzdem viele Elemente, die Genre-Standard sind.

Story of Seasons oder Harvest Moon?

Die Story of Seasons-Reihe des japanischen Entwicklers Marvelous begann in westlichen Ländern unter dem Namen Harvest Moon (orig.: Bokujô Monogatari) auf dem SNES und gilt gewissermaßen als der Urvater moderner Farming Sims, wie wir sie heute kennen. Auch das allseits beliebte Stardew Valley basiert in weiten Teilen auf den Original-Spielen aus den 90ern und Anfang der 2000er.

Nach dem Ende der Zusammenarbeit mit US-Publisher Natsume im Jahr 2013 bekam die Reihe außerhalb Japans den neuen Namen Story of Seasons. Natsume behielt die Rechte am Titel “Harvest Moon” und veröffentlicht darunter bis heute neue Spiele von anderen Entwicklerstudios.

Marvelous arbeitet außerdem an der Rune Factory-Reihe, die als Ableger von Harvest Moon begann. Der aktuelle Teil heißt Rune Factory: Guardians of Azuma und ist ebenfalls ziemlich gut geworden.

Ein Wochenmarkt, der vieles verändert

Die wichtigste Neuerung ist der angesprochene Bazar. Einmal pro Woche könnt ihr hier euren Stand öffnen und angesammelte Waren im Rahmen eines simplen Minispiels verkaufen. An den Ständen anderer Charaktere könnt ihr zudem Ressourcen, Hoftiere und vor allem essentiell wichtige Upgrades kaufen.

Alles im Spiel dreht sich um diesen Markt. Wenn ihr ordentlich Gewinn macht, steigt das Ansehen der Stadt, wodurch mehr Stände mit zusätzlichen Verbesserungen eröffnet werden und ihr eure Items noch gewinnbringender unter die Leute bringen könnt.

Der Bazar ist deswegen nicht nur wichtig, um Geld zu verdienen, sondern auch um damit elementare Hilfsmittel zu kaufen. Mehr Lagerplatz, einen neuen Stall, Schnellreisepunkte oder Upgrades für euren Verkaufsstand gibt es nur hier. Ihr müsst also stetig dafür sorgen, pünktlich am Samstag genug Waren und Geld zu haben, um den Markt sinnvoll zu nutzen.

Damit am Samstag die Kasse klingelt, solltet ihr gut planen, welches Gemüse ihr anbaut. Damit am Samstag die Kasse klingelt, solltet ihr gut planen, welches Gemüse ihr anbaut.

Das wiederum wirkt sich auf die Planung eurer Feldarbeit aus. Nicht alle Samen wachsen in sieben Tagen heran. Manche Früchte lassen sich deutlich länger Zeit. Gleichzeitig verderben Lebensmittel, wenn ihr sie zu lange lagert, und verlieren an Wert.

Um am Wochenende voll durchzustarten und mit gefüllten Geldbeuteln nach Hause zu gehen, reicht es also nicht, auf die Jahreszeit und die passenden Samen zu achten und dann einfach draufloszuackern.

Manchmal kann das auch demotivierend sein. Wir haben uns teils verzettelt und konnten dann nur wenige wertvolle Items anbieten. In diesen Fällen kann sich die gesamte Woche etwas verschwendet anfühlen, außerdem kann der verstärkte Zeitdruck für Stress sorgen.

Insgesamt hat uns die Marktmechanik aber total motiviert, weil zu jedem Zeitpunkt klar ist, worauf wir hinarbeiten. Der stärker durchstrukturierte Wochenablauf verhindert, dass wir zum Beispiel ziellos den ganzen Nachmittag Holz farmen, weil uns gerade nichts besseres einfällt.

Spielzeit: Ein Jahr dauert ungefähr 30 Stunden, ihr könnt aber genre-typisch viel mehr Zeit investieren, je nachdem, wie schnell ihr die Hauptquests abschließt und ob ihr die 100 Prozent anstrebt. Für die Hauptstory und das Ausbauen des Marktes werdet ihr mehr als ein Ingame-Jahr brauchen.

Von Gleitschirmen und Trampolin-Fässern

Auch abseits des Bazars hat sich Entwickler Marvelous sichtlich Mühe gegeben, die gewohnte, aber festgetretene Farming-Sim-Erde etwas aufzulockern. Eure Spielfigur ist beispielsweise auffällig beweglich.

Mit einem Gleitschirm könnt ihr größere Entfernungen fliegend überbrücken, außerdem könnt ihr mit Doppelsprüngen und Trampolin-Fässern höher gelegene Orte in der kleinen Spielwelt erreichen. Obwohl die Map an sich sehr überschaubar ist, findet ihr mit neuen Upgrades regelmäßig kleine Bereiche und neue Ressourcen, die euch am Anfang noch verschlossen waren. Auch das hat uns motiviert.

Einige Quality-of-Life-Features haben uns zudem sehr gut gefallen. Alle Werkzeuge wie Gießkanne oder Angel liegen etwa immer in einer eigenen Werkzeugleiste, sind sofort zugänglich und verstopfen nicht den Rucksack. In Kombination mit der dynamischen Fortbewegung sorgt das dafür, dass sich Grand Bazaar modern anfühlt.

Mit dem Gleitschirm könnt ihr das bergige Brisendorf schnell überfliegen, zumindest wenn der Wind stark genug weht. Mit dem Gleitschirm könnt ihr das bergige Brisendorf schnell überfliegen, zumindest wenn der Wind stark genug weht.

Das Lager-Management war uns hingegen teilweise zu fummelig. Der ausbaubare, aber trotzdem immer begrenzte Lagerraum zählt beispielsweise nicht als Quelle beim Crafting. Wenn ihr am Kochtopf etwas herstellen wollt, müsst ihr alle Ressourcen immer bei euch tragen. Das sorgt für nerviges Rumgerenne, das sich unnötig anfühlt.

Anders als im Vorgänger Pioneers of Olive Town müsst ihr dafür nicht mehr eure gesamte Farm mit Herstellungsmaschinen pflastern. Das Veredeln oder Craften von Items aus gesammelten Zutaten erledigt ihr nämlich in drei Windmühlen, die ihr im Laufe der Zeit freischaltet. Jede Form von Crafting, abseits vom Kochen in eurer Küche, findet in den Windmühlen statt – ein Segen. 

Quests und Charaktere

Regelmäßig möchten Charaktere aus dem Dorf von uns, dass wir ihnen etwas bringen oder bestimmte Aufgaben erledigen – so weit, so Standard.

Allerdings verlangen sie oft Waren in höherer Qualität. Wenn der örtliche Alchemist also eine Schüssel Reis von uns will, reicht es nicht, diese zu kaufen oder mit simplen Reis-Samen zuzubereiten. Wir müssen erst besseren Reis züchten, was unter Umständen etliche Tage dauert. Für größere Ziele ist das kein Problem, aber bei kleinen Nebenquests kann das schonmal nerven.

In Dialogen und Quests lernt ihr eure Nachbarschaft besser kennen, die Charaktere bleiben allerdings flach. In Dialogen und Quests lernt ihr eure Nachbarschaft besser kennen, die Charaktere bleiben allerdings flach.

Solange eine Quest mit einem Charakter läuft, könnt ihr diesen außerdem nicht mehr normal ansprechen, weil der Dialog automatisch auf die Frage umspringt, ob die Aufgabe denn schon erledigt sei. Das ist ärgerlich, weil ihr sehr oft Gespräche mit NPCs führt, da sie euch entweder besuchen, etwas zu erzählen haben oder ihr Geschenke verteilen möchtet. 

Die häufigen Interaktionen haben uns gut gefallen, auch weil sie erstmals in der Reihe größtenteils vertont sind. Hier habt ihr die Wahl zwischen englischer und japanischer Synchro, die Texte sind hingegen auf Deutsch übersetzt.

Figuren wie die tollpatschige Maple oder der gutmütige Arata wirken damit deutlich lebendiger. Leider kann das Writing hier nicht mithalten. Die meisten Figuren sind simple Abziehbilder mit ein oder zwei Eigenschaften. Allzu viel Tiefe solltet ihr nicht erwarten.

Gute Technik auf Nintendo Switch und Switch 2

Wir haben Grand Bazaar auf der Nintendo Switch und Nintendo Switch 2 gespielt. Beide Fassungen liefen grundsätzlich rund und mit stabilen Frameraten. 

Bugs sind uns nur wenige aufgefallen. Hin und wieder wurden auf der Karte etwa Questmarker angezeigt, obwohl es an der entsprechenden Stelle nichts zu tun gab. Einmal ist Nachbarin Sophie außerdem in der klassischen T-Pose an uns vorbei geschwebt, was aber nur von kurzer Dauer war. Den Spielfluss gestört haben die seltenen Fehler nie.

Die Switch 2-Edition bietet ein schärferes Bild und flüssige 60 fps. Falls ihr die neue Konsole nicht habt, können wir euch aber auch die Switch 1-Version bedenkenlos empfehlen, solange ihr mit 30 fps keine Probleme habt.

Wenig Raum für kreative Köpfe

Wenig Tiefe gilt auch für die Gestaltungsmöglichkeiten eurer Farm. Wenn ihr gerne euer Haus mit Möbeln und Schnickschnack einrichtet, werdet ihr in Grand Bazaar enttäuscht. Weder innerhalb eurer vier Wände noch auf dem Hof-Gelände könnt ihr nennenswert dekorieren.

Strukturelle Upgrades wie zusätzliche Ackerflächen oder ein neuer Stall werden an vorgegebenen Stellen platziert, auf die ihr keinen Einfluss nehmen könnt. Das ist schade und ein deutlicher Nachteil gegenüber anderen Genre-Vertretern. Es sorgt allerdings gleichzeitig dafür, dass ihr euch noch mehr auf den Wochenmarkt konzentrieren könnt, weil sich das Spiel übersichtlicher und geführter anfühlt.

Während ihr euer eigenes Haus kaum dekorieren könnt, gibt euch wenigstens der Markt ein paar Möglichkeiten zur Gestaltung. Während ihr euer eigenes Haus kaum dekorieren könnt, gibt euch wenigstens der Markt ein paar Möglichkeiten zur Gestaltung.

Ob Story of Seasons: Grand Bazaar etwas für euch ist, hängt daher sehr von eurem Spielstil ab. Wenn ihr gerne einfach so vor euch hin ackert und es genießt, ohne konkretes Ziel in den Tag hineinzuspielen, könntet ihr den Fokus auf den Wochenmarkt womöglich als stressig empfinden. Außerdem fehlen euch Features zur freien Gestaltung der Farm.

Wenn ihr dagegen Lust auf eine Farming Sim habt, die sich von den üblichen Pfaden des Genres etwas entfernt und stattdessen ein motivierendes, unverbrauchtes Fortschrittsystem anbietet, dann seid ihr hier genau richtig. Uns hat Story of Seasons: Grand Bazaar deswegen sehr gut gefallen.

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