Xbox One S - Die Xbox One, wie sie von Anfang an hätte sein sollen

Obwohl Tobi in einer festen Beziehung mit der originalen Xbox One ist, überlegt er ernsthaft fremdzugehen - mit der Xbox One S, dem deutlich schickeren und jüngeren Modell.

Tobi braucht die Xbox One S eigentlich nicht - aber hat sich trotzdem ein bisschen in sie verliebt. Tobi braucht die Xbox One S eigentlich nicht - aber hat sich trotzdem ein bisschen in sie verliebt.

Seit November 2013 bin ich in einer festen Beziehung mit der Xbox One. Ich bin glücklich in dieser Beziehung, auch wenn es irgendwie noch nicht die wirklich große Liebe ist. Immerhin, die Leidenschaft kocht immer wieder hoch, mit Forza Horizon 2, Halo 5: Guardians und Ori and the Blind Forest beispielsweise.

Aber wenn ich die Konsole anschaue, weiß ich wieder, was ich vermisse. Ich will keinen klobigen 80er-Jahre-Videorekorder sondern etwas, dass mir das Gefühl gibt, eine moderne Videospielkonsole unter meinem Fernseher stehen zu haben.

Kein Wunder also, dass die Xbox One S bei mir offene Türen eintritt. Kleiner, schlanker und wenn man den ersten technischen Tests Glauben schenkt, auch ein bisschen besser. Und schon nach wenigen Stunden mit dem neuen Modell überlege ich ernsthaft fremdzugehen. Es ist wie so oft mit technischem Gerät und mir: Etwas Neues erscheint und ich weiß genau, ich brauche es nicht aber dennoch will ich es. Genau so ist es mit der Xbox One S.

Der Karton ist schlicht, schick - und vor allem schnell geleert. Der Karton ist schlicht, schick - und vor allem schnell geleert.

Der Zauber fängt schon beim Auspacken an. Der schlanke Karton ist schlicht, gut aufgeräumt und vor allem schnell geleert. Viel ist nicht drin, Konsole, Vertical Stand, Controller plus Batterien, HDMI-Kabel und ein Stromkabel. Letzteres ist jetzt übrigens ein normaler Euro-Stecker, das klotzige Netzteil des Originalmodells gibt es nicht mehr. Insgesamt viel angenehmer zum Anschließen, auch wenn das Kabel meiner Meinung nach recht kurz ausfällt.

Smart vs. Reisebus

Microsoft sagt, dass die S knapp 40% kleiner ist als das Originalmodell, aber die Realität ist dann doch noch ein Stückchen krasser - wenn man die beiden Gehäuse aufeinanderstellt, wirkt es fast so, als parke ein Smart neben einem Reisebus. Gefühlt. Aber auch tatsächlich sind die Dimensionen deutlich kleiner, eleganter, stylisher.

Ein bisschen wie die erste PS2, nur etwas abgespeckter. Das beschert der S auch eine ganz andere Haptik. Ich bin sicher, die S könnte ich ohne Probleme mit einer Hand zu einem Kumpel mitnehmen - beim Originalmodell bleibt das ein frommer Wunsch.

Alle Infos zum Slim-Modell: FAQ zur Xbox One S

Die Xbox One S macht auch in aufrechter Position eine gute Figur. Die Xbox One S macht auch in aufrechter Position eine gute Figur.

Eine nette Idee ist auch der Vertical Stand. Der wird beim 2-TB-Modell gratis mitgeliefert (bei den 500 und 1 TB-Modellen müsst ihr dafür noch einmal 30 Euro extra bezahlen) und schnackelt mit einem satten »Klack« in die dafür vorgesehenen Öffnungen. So steht die Konsole dann bombenfest und sieht auch in aufrechter Position einfach schick aus - wenn man den entsprechenden Platz dafür hat.

Die weiße Farbe (die Microsoft übrigens »Robot White« nennt) finde ich dagegen weniger attraktiv, es passt einfach nicht zu meinen anderen AV-Komponenten, die durch die Bank schwarz sind. Früher oder später wird Microsoft sicherlich auch ein schwarzes Modell anbieten. Überhaupt gehe ich davon aus, dass das klobige Modell nach und nach komplett durch die S ersetzt wird.

Lauter als das Original?

Direkt beim ersten Einschalten bin ich gespannt: Wie laut ist die S? Ich denke mir eigentlich, dass sie durch das intern verbaute Netzteil definitiv lauter sein muss als das Original. Naja, ich gebe zu, ich wünsche es mir fast, weil ich dann einen Grund mehr hätte, nicht umzusteigen.

Aber weit gefehlt. Die S schnurrt gefühlt genauso leise wie ihre Vorgängerin, auch wenn eine Disc im Laufwerk ist. Das ist schlecht für mich, aber gut für alle, die den Kauf planen. Aus drei Jahren Erfahrungen mit der dicken Xbox kann ich nämlich sagen: Auch leise Passagen in Filmen oder Spielen werden nicht durch nerviges Lüftergetöse gestört.

Anschlusstechnisch ist alles an Bord - bis auf Kinect, was wohl der letzte Beweis dafür ist, dass Microsoft den einstmals als unverzichtbaren Bestandteil des One-Konzepts bezeichneten Sensor recht ruppig in die Rente schickt. Wer die (zugegebenermaßen wenigen) Vorteile von Kinect auch mit der S nutzen will, kann einen Adapter von Microsoft bestellen - kostenfrei ist das allerdings nur für Besitzer des Originalmodells.

Meine Empfehlung: Direkt weglassen, Kinect ist aktuell nicht relevant und wird es auch nicht mehr werden.

Dank der verbauten 2-TB-Platte (die 500- und 1-TB-Varianten kommen später) ist genug Platz für Spiele und Apps. Gut so, denn die 500 GB-Platte im Launch-Original war eines der größten Mankos der Konsole. Allerdings: Externe Festplatten kosten nicht mehr die Welt, jeder ernsthafte Xbox-Spieler hat sich ohnehin schon eine gekauft. Trotzdem schön, dass so ein Speicherbatzen jetzt direkt intern verbaut ist.

Durch den großen dunkel abgegrenzten Lüfter wirkt die Xbox One S von oben ein wenig wie ein Lautsprecher. Durch den großen dunkel abgegrenzten Lüfter wirkt die Xbox One S von oben ein wenig wie ein Lautsprecher.

Noch schöner wäre es allerdings, wenn die Festplatte eine SSD wäre - Ladezeiten und so. Ist sie aber nicht, deswegen gibt es auch keine merkbaren Verbesserungen bei Ladezeiten oder dem (leider immer noch ewig dauernden) Konsolenstart im Stromsparmodus.

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Und der Vollständigkeit halber: Der überarbeitete Controller hat Bluetooth und ist damit leichter mit einem PC koppelbar - was für Konsoleros aber uninteressant sein dürfte -, hat standardmäßig einen 3,5 mm-Klinkenstecker für Headsets (SEHR praktisch) und leicht angeraute Griffflächen, die das Teil vor allem bei längereren Spielesessions noch besser in der Hand liegen lassen. Eine echte Verbesserung zum Standard-Controller. Und in Weiß meiner Meinung nach auch sehr schick - anders als die Konsole.

Power, die man merkt?

Die Xbox One S ist 4K- und HDR-fähig (allerdings erst nach einem knapp 1 GB großen Update), was den »Technik-Haben-Will«-Bereich meines Hirns massiv stimuliert. Allerdings sollte man sich nicht die Illusion machen und glauben, dass man mit der S auf einmal 4K-Spiele in opulenter Pracht auf den Bildschirm zaubert.

Auch wenn die Xbox One S ein bisschen mehr Power hat als das Originalmodell - das Zeitalter der nativen 4K-Spiele beginnt erst Ende nächsten Jahres mit der Xbox Scorpio. Bis dahin muss man sich mit den hochskalierten Bildern der S zufrieden geben, was zugegebenermaßen hübsch aussieht, aber sicher kein absoluter Killer-Kaufgrund ist - zumal man erstmal einen entsprechenden 4K-Monitor oder -Fernseher braucht, um die Unterschiede überhaupt sehen zu können.

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Immerhin: Wer plant, sich einen UHD-Blu-ray-Player zu kaufen kann ruhig zur Xbox One S greifen - Lautstärke, Bedienungskomfort (es gibt eine separat erhältliche Fernbedienung) und vor allem der Preis machen die S zu einer echten Alternative zu »klassischen« Playern, die teils noch deutlich teurer sind.

Ich bin sicher, Microsoft schielt genau auch auf diese potenzielle Käuferschicht, die Umsteiger auf ein neues Medium verhalfen Anfang des Jahrtausends schließlich schon Sony mit der PS2 zu Rekordverkaufszahlen. Damals sprang man aber auch von der VHS auf die DVD, ein deutlich größerer Sprung als jetzt von Blu-ray auf UHD-Blu-ray.

Der überarbeitete Controller liegt dank verbesserter weil angerauter Griffflächen vor allem bei längeren Sessions angenehmer in der Hand. Der überarbeitete Controller liegt dank verbesserter weil angerauter Griffflächen vor allem bei längeren Sessions angenehmer in der Hand.

Auf die HDR-Funktion, deren Vorteile ich in diesem Special genauer beschreibe, war ich bei der S mit am meisten gespannt. Wirklich ausprobieren konnte ich sie bislang noch nicht, denn in der Redaktion und auch zuhause fehlt mir aktuell noch der passende Fernseher mit HDR-10-Unterstützung.

Wirklich schlimm ist das aktuell aber nicht, da Microsoft taktisch unklug zum Start der Konsole gar keine Spiele in den Läden hat, die HDR unterstützen. Forza Horizon 3 wird Ende September das erste sein.

Hardware-Fokus:Was bringt HDR?

Merkt man die höhere Power denn auch im normalen Betrieb? Ich für meinen Teil sage bisher »Nein«. Klar, laut Digital Foundry laufen Titel wie zum Beispiel Project Cars mit etwas besserer Framerate, für den normalen Spieler sind diese Unterschiede aber ohnehin kaum bemerkbar und gelten auch nicht für das gesamte Spiele-Lineup.

Ich frage mich eher, wie wir kommende Xbox-Titel testen sollen ... einmal auf dem Originalmodell und einmal auf der S? Was meint ihr?

Für wen sie ist - und für wen nicht

Wer braucht die Xbox One S also? Ausnahmslos empfehlen würde ich Konsole allen, die noch keine One haben und ohnehin schon mit dem Gedanken gespielt haben, eine zu kaufen. Die S ist kleiner, schicker und dank 4K- und HDR-Unterstützung das insgesamt attraktivere Paket. Klar, das dicke Modell dürfte jetzt im Preis sinken, aber glaubt mir, früher oder später werdet ihr bereuen, nicht die S gekauft zu haben.

Für alle anderen (also alle One-Besitzer wie mich) lohnt sich der Umstieg nicht wirklich. Dazu ist die Xbox One S zu sehr Feintuning und zu wenig Neuheit. Und dennoch ist da dieses Gefühl mit einer eher unattraktiven, aber sympathischen Trulla zusammen zu sein, man andererseits aber auch deren jüngere süße Schwester haben könnte.

Ich kenne dieses Gefühl - und ich weiß noch nicht, ob ich ihm widerstehen kann. Denn die S ist genau die Xbox One, die sie von Anfang an hätte sein sollen. Und wie sie viele Spieler - mich eingeschlossen - von Anfang an gerne gehabt hätten.

Unboxing: Xbox One S - Wir packen die Slim-Konsole aus Video starten 10:05 Unboxing: Xbox One S - Wir packen die Slim-Konsole aus

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