Seite 2: Elden Ring Nightreign im Test - Zwischen Koop-Spaß und Frust!

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Diese Technik ist einer Hardcore-Herausfoderung unwürdig

Nightreign hat mit dem gewohnt erstklassigen Artdesign von FromSoftware und den oben genannten Punkten eigentlich alles, was es zu einem guten bis sehr guten Koop-Roguelike benötigt. Und doch kommen wir jetzt zu den Punkten, wegen denen wir oftmals ernüchtert und frustriert am Abend das Pad in die Ecke gelegt haben – angefangen mit der Technik auf der von uns gespielten PS5-Version. 

Selbst im Leistungsmodus (im Spiel: Bildrate priorisieren) kommt es zu ständigen Rucklern unter 45 fps, wodurch sich Nightreign nie flüssig anfühlt. Im Qualitätsmodus wird es mit Einbrüchen auf unter 30 fps sogar noch schlimmer – der durch den Modus herbeigeführte und kaum spürbare Auflösungs-Boost von durchschnittlich 1440p auf feste 4K hat also stark negative Auswirkungen auf das Spielgefühl.

Bildrate priorisieren Drops auf unter 45 fps oder gar unter 40 fps sind leider eher die Regel als die Ausnahme.

Qualität priorisieren Im Qualitätsmodus ruckelt es zu weiten Teilen sogar noch heftiger, hier ist der fps-Zähler zum Teil unter 30 fps gerutscht.

Ein überaus forderndes Actionspiel, in dem jeder Frame zählt, muss auf aktuellen Konsolen besser laufen. Erst recht, wenn es wie Elden Ring Nightreign zwar mit vielen durchaus schönen Panoramen und Effekten glänzt, aber auch ein gutes Stück entfernt von der Technik-Spitze ist.

Die Framerate-Probleme machen Nightreign nicht unspielbar, sie zeigen aber einmal mehr auf, in welchem Bereich FromSoftware seit jeher schwächelt. Wir haben uns daher auch für eine Abwertung von 5 Punkten entschieden.

Bessere Framerate und Auflösung auf der PS5 Pro: Auf der PS5 Pro rutscht die dynamisch angelegte Auflösung im Leistungsmodus ein Stückchen höher. Die Premium-Konsole bringt das Spiel auf durchschnittlich 1782p. Einbrüche unter 50 fps werden außerdem spürbar seltener, es ruckelt also weitaus weniger.

Auch der Qualitätsmodus profitiert von der Mehrleistung, hier liegen vieI häufiger 60 fps an, wenn auch alles andere als konstant. Vor allem in Boss-Fights schafft es die Framerate kaum mal über 50 fps. Der Schärfegewinn ist wie auch schon auf der Basis-PS5 gering, weshalb wir auf der Pro ebenfalls ganz klar zum Leistungsmodus raten.

FromSoftware sollte schnellstmöglich am Balancing feilen

Neben einer reibungslosen technischen Umsetzung ist das Balancing in fordernden Roguelikes wie Returnal oder Enter the Gungeon das A und O. Und gerade hier strauchelt Nightreign aktuell enorm. 

Ganz wichtig: Der folgende Part ist keine Aufforderung an FromSoftware das Spiel mit Patches an allen Ecken und Enden zu nerfen. Nightreign soll enorm fordernd sein und das ist auch gut so. Es geht hier ausdrücklich um Spielmechaniken, die in einem solchen Roguelike enorm frustrieren. Hier ein paar Beispiele:

  • Die Droprate von gutem Loot: Wir möchten keine legendären Waffen geschenkt bekommen. Ganz im Gegenteil. Wir wollen sie uns erarbeiten. Aktuell erleben wir jedoch im direkten Vergleich mit dem Netzwerktest deutlich zu viele Runs, in denen unsere Klasse am Ende trotz großer Mühen spärlich ausgerüstet vorm Endgegner steht. Finde ich mit meinem Bogenschützen einen legendären Großhammer, ist der im Endgame nahezu unbrauchbar. Benötige ich dringend eine Giftwaffe und stoße nur in jedem dritten Run auf Camps, in denen solche Waffen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit droppen, frustriert das. 
  • Wilde Nightlords: Aktuell dauern Kämpfe gegen die Endbosse deutlich zu lange, was allerdings nicht einmal an ihrer langen Lebensleiste liegt. Das Problem der Nightlords ist, dass sie nahezu ununterbrochen Attacken spammen und wie wild durch die Bossarena jagen. Zeit für eigene Angriffe ist rar, die Kämpfe ziehen sich dadurch ewig hin und ein Fehler kann bedeuten, dass der lange Run hinüber ist. Die Kämpfe wären deutlich spaßiger, würde FromSoft hier etwas auf die Bremse treten. 
  • Frustrierende Zufallsbegegnungen: In Nightreign kann es immer passieren, dass plötzlich legendäre Souls-Bosse wie Margit oder der Nameless King vor euch aufs Spielfeld krachen – und das ist durchaus eine coole Mechanik, die guten Loot bringt. Allerdings darf es in solch langen Runs nicht sein, dass solche Events urplötzlich während eines Bosskampfs stattfinden oder das Grausame Mal samt seiner wilden Attacken in einem engen Minenschacht auf unsere Köpfe rasselt und die komplette Truppe ausradiert. Das frustriert enorm, erst recht, wenn der Run ansonsten super läuft. 

Mitspieler können wir wiederbeleben, indem wir sie attackieren. Mit jedem Tod dauert der Prozess jedoch länger. Stirbt das komplette Team während einer der drei Endbossse, ist der Run vorbei. Werden wir im Verlauf der Tage nicht rechtzeitig wiederbelebt, verlieren wir ein wertvolles Level. Mitspieler können wir wiederbeleben, indem wir sie attackieren. Mit jedem Tod dauert der Prozess jedoch länger. Stirbt das komplette Team während einer der drei Endbossse, ist der Run vorbei. Werden wir im Verlauf der Tage nicht rechtzeitig wiederbelebt, verlieren wir ein wertvolles Level.

Die oberen drei Punkte sind aktuell die größten Frustfaktoren, zu denen sich noch viele kleinere gesellen. In der Summe gibt es jedoch zu viele Ereignisse, die einen langen Run von der einen auf die andere Sekunde beenden können. Das ist vor allem ein großes Problem aufgrund der Dauer bis zum Erreichen des Endgegners von gut und gerne 45 Minuten. 

Die oberen drei Punkte kann FromSoftware allerdings mit etwas Arbeit in den kommenden Wochen ausbessern. Wer weiß, vielleicht schreiben wir gerade diese Zeilen, ein Day One-Patch erscheint und ihr könnt die Kritik streichen. Dass Feinheiten entscheiden, ist Fluch und Segen zugleich. Wir hoffen jedoch, dass in den kommenden Tagen die nötige Feinjustierung erfolgt.  

Einstellungen zur Barrierefreiheit? Machen wir es kurz. Nightreign bietet weder Schwierigkeitsgrade noch nennenswerte Accessibility-Optionen. Einzig deutschsprachige Untertitel könnt ihr optional aktivieren. Das ist selbst für ein Spiel, das sich an eine Hardcore-Spielerschaft richtet, im Jahr 2025 schlicht ungenügend. 

Die Sache mit der Motivationsspirale

Ein gutes Roguelike (und auch Roguelite) zeichnet sich neben den oberen beiden Punkten auch dadurch aus, dass es motiviert. Wenn ich schon in jedem Run stets von vorne anfange, dann muss mir das Spiel zumindest das Gefühl von Fortschritt vermitteln. Sei es durch kleinere Verbesserungen an meinem Charakter oder durch das Gefühl, mich stetig spielerisch zu verbessern.  

Aufgrund der Balancing-Probleme fällt der letzte Punkt ab einer gewissen Erfahrung mit dem Spiel jedoch weg und was bleibt, sind die wenigen permanenten Freischaltungen, die uns das Spiel gewährt: Relikte!

Relikte gewährt euch das Spiel nach jedem abgeschlossenen Run. Sie sind Edelsteine in verschiedenen Farben und Größen, die unterschiedliche Attributsverbesserungen bringen. Jede Klasse hat drei farbliche Relikt-Sockel. So schaut das Ganze aus:

In drei farbliche Sockel können wir Relikt-Edelsteine setzen und uns so einen Build basteln. In drei farbliche Sockel können wir Relikt-Edelsteine setzen und uns so einen Build basteln.

Das Problem mit den Relikten ist jedoch, dass sie willkürliche Verbesserungen bringen, die oft überhaupt nicht zu eurer Klasse passen und zudem super speziell sind. Was bringt uns ein Relikt, das Stärke aufwertet, einen Zauber verbessert und ein zufälliges Klassentalent pusht. Das ist nur ein Beispiel von vielen und selten haben wir ein Fortschrittssystem in einem Roguelike erlebt, das so wenig durchdacht wirkt.

Grausige Item-Beschreibungen

Was das System noch weiter verschlimmert, sind ungenaue Beschreibungen. Wie wirkt sich “Stärke + 2” aus und was bedeutet “Verbesserte Anrufungen der Gottestöter” jetzt genau? 

Überflutet uns FromSoftware in Elden Ring noch regelrecht mit hilfreichen Zahlen, ist in Nightreign genau das Gegenteil der Fall. In einem Spiel, das fürs Min-Maxing ausgelegt ist, müssen wir jedoch genau wissen, wie ein Item unseren Charakter stärkt, um so bestmöglich abwägen zu können

Und diese Ungenauigkeiten bei Beschreibungen ziehen sich durch das komplette Spiel. Schaut euch allein einmal an, wie so manch passive Fähigkeit benannt ist, welche wir in Windeseile aufheben müssen, da wir im Run keine Sekunde verlieren dürfen:

Erz. Hlg. Boden bei niedr. LP. Gerade in den ersten Spielstunden, in denen wir die Effekt noch nicht kennen, sind diese Beschreibungen ein absolutes Graus, da wir schnell entscheiden müssen, was wir wählen. "Erz. Hlg. Boden bei niedr. LP". Gerade in den ersten Spielstunden, in denen wir die Effekt noch nicht kennen, sind diese Beschreibungen ein absolutes Graus, da wir schnell entscheiden müssen, was wir wählen.

FromSoftware haben in Nightreign versucht, ihre komplexen Zahlensysteme zu vereinfachen. So leveln wir beispielsweise auch nicht mehr einzelne Attribute am Bonfire, sondern klicken auf “Bestätigen” und zack, wird für die Zauberin vorrangig der Intelligenzwert erhöht, während die Lebensleiste pro Level nur recht geringfügig steigt. 

Während das Levelsystem für ein rasantes Roguelike wie Nightreign super funktioniert, demotiviert die Vereinfachung bei der Progression.

Hat Nightreign eigentlich eine Story? Schon, allerdings passt die wie bei vielen Roguelikes auf einen Bierdeckel: Ihr seid einer von acht Nightfarers, tötet die acht Nightlords. Zudem könnt ihr noch Hintergrundgeschichten zu den Klassen freispielen, indem ihr kleine Zusatzmissionen im Run erledigt. Für die Gräfin müsst ihr beispielsweise eine Pflanze in der Spielwelt sammeln, die von drei Monstern bewacht wird. Nach getaner Arbeit winkt eine Relikt-Belohnung. Erwartet hier bestenfalls nettes Beiwerk, aber nicht mehr. 

Nightreign ist wahrlich kein Hades samt Romanzen und ausgefeilten Charakteren, was für unseren Geschmack aber auch nicht weiter schlimm ist. Das Hardcore-Gameplay steht im Fokus und das ist auch vollkommen ok.   

Nightreign ist eines dieser Spiele…

Zwar mag die aktuelle Wertung von 65 Punkten (inklusive technischer Abwertung) für viele suggerieren, dass Nightreign keinen Blick wert ist. Doch das wäre in doppelter Hinsicht zu kurzsichtig gedacht. 

Zum einen können Patches in Nightreign wahre Wunder bewirken und den Test in Windeseile zur Momentaufnahme verkommen lassen. Ob die Technik noch verbessert wird, das sei mit Blick auf Elden Ring einmal dahingestellt, doch am Balancing und der Progression kann FromSoftware feilen. Und wie ihr uns Souls-Nasen kennt, bleiben wir hier natürlich für euch am Ball und werden weitere wachsame Runden durch Limveld ziehen. 

Zum anderen kann Nighreign selbst im jetzigen Zustand mit all seinen Macken schon genau die Hardcore-Herausforderung sein, der ihr euch im Freundeskreis stellen wollt und die euch fantastische Abende beschert. Erwartet alles, nur kein Elden Ring, wie ihr es vor gut drei Jahren ins Herz geschlossen habt. Nightreign ist trotz erster offensichtlicher Gemeinsamkeiten ein gänzlich anderes Spiel, das sehr speziell ist und sich an diejenigen unter euch richtet, die keine noch so große Challenge scheuen. 

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