Nintendo Switch Online - Zu wenig, zu spät

Der schon zum Start der Switch im März 2017 angekündigte Online-Service von Nintendo ist endlich live – und eine kleine Enttäuschung.

Nintendo Switch Online kommt zu spät und bietet zu wenig, sagt Markus. Nintendo Switch Online kommt zu spät und bietet zu wenig, sagt Markus.

19. September 2018 - ich sitze auf meiner Couch, den Pro-Controller der Switch in der Hand, und spiele Super Mario Bros. Mal wieder.

Schließlich habe ich es gefühlt gerade eben erst auf dem Nintendo Classic Mini NES ausprobiert.

Und davor auf Wii U, 3DS und Wii.

Und davor auf dem Game Boy Advance und dem SNES in Super Mario All Stars.

Und davor auf dem Game Boy Color und natürlich damals auch das Original auf dem NES.

Super Mario Bros. ist eines von zum Start 20 verfügbaren NES-Games. Super Mario Bros. ist eines von zum Start 20 verfügbaren NES-Games.

NES-Klassiker für Abonnenten

Warum ich es jetzt schon wieder spiele? Zum einen natürlich, weil es ja schon irgendwie ein zeitloser Klassiker ist.

Alles über Nintendo Switch Online: Preis, NES-Games & mehr

Zum anderen aber auch, weil die 20 "mitgelieferten" NES-Klassiker mit das Beste an Nintendos neuem Online-Service sind, der unter anderem Cloud-Speicherstände, für Normaluser zunächst unerreichbare Demos (etwa zu Dark Souls) und "exklusive Boni" bietet.

Der Autor
Xbox Live, PlayStation Plus, Netflix, Amazon Music Unlimited, Apple Music, Office365, HP Smart Ink etc. pp. Markus hat mehr Online-Abos laufen als Versicherungen. Umso besser kann er die Angebote vergleichen und beurteilen. Nintendo hat seiner Meinung nach noch viel zu tun.

Schon bei der Ankündigung im Frühjahr 2017 war klar, dass Nintendo mit seinem Online-Service das heiße Wasser nicht neu erfinden wird.

Doch was jetzt dank dem System-Update 6.0 (und meiner Zahlung von knapp 20 Euro für das Jahresabo) auf meinem TV zu sehen ist, wirkt doch arg trist und Feature-arm.

Nintendo Switch Online bietet 20 NES-Klassiker in einer Bibliothek, die ständig erweitert wird. Nintendo Switch Online bietet 20 NES-Klassiker in einer Bibliothek, die ständig erweitert wird.

Onlinespielen kostet jetzt Geld

Und irgendwie komme ich mir auch über den Tisch gezogen vor. Schließlich zahle ich jetzt für den Online-Modus von zum Beispiel Mario Kart 8 Deluxe bares Geld, zuvor war das gratis.

Klar, Nintendo hat von Anfang an mit offenen Karten gespielt und angekündigt, dass das kostenlose Internetspielen nur befristet ist.

Trotzdem habe ich jetzt das Gefühl, dass mir etwas weggenommen wurde.

Ein Gefühl, das man als Unternehmen bei seinen Kunden normalerweise vermeiden möchte.

Dabei ist dieses Verlustgefühl durchaus nicht neu, so ähnlich hatte ich das ja auch schon bei der Einführung von Xbox Live und PSN.

Mario Kart 8 Deluxe und andere Onlinespiele sind nur mit Nintendo Switch Online-Abo spielbar. Mario Kart 8 Deluxe und andere Onlinespiele sind nur mit Nintendo Switch Online-Abo spielbar.

Kaum Anreize

Nur versuchen eben Microsoft bzw. Sony erfolgreicher als Nintendo, den Schmerz (für ihren zugegebenermaßen teureren Service) mit Trostpflastern zu dämpfen. Zum Beispiel mit hochwertigen "Gratisspielen".

Im September spiele ich auf meiner PS4 unter anderem Destiny 2 und God of War 3 Remastered, auf der Xbox One Prison Architect oder Lego Star Wars 3.

Nein, das sind nicht durchweg Superhits. Aber sie sind auch keine 30 Jahre alt, wie das bei aller Nostalgie inzwischen ganz schön abgenudelte Super Mario Bros.

Die NES-Bibliothek lässt sich auch umsortieren. Die NES-Bibliothek lässt sich auch umsortieren.

Und stimmt schon, es sind auf der Switch gleich zum Start schon 20 Titel und es werden weitere folgen, aber jünger werden die zusätzlichen NES-Evergreens dadurch auch nicht.

Auch Features wie Cloud-Spielstände sind nett, aber eben auch schon lange überfällig (und bei der Xbox sogar ohne kostenpflichtiges Gold-Paket möglich).

Absurde Exklusiv-Boni

Das "Lustigste" (= sinnloseste) ist für mich aber die Möglichkeit, als Abonnent exklusive NES-Controller zu kaufen.

Diese Nintendo Switch-NES Controller erhalten nur Online-Abonnenten. Diese Nintendo Switch-NES Controller erhalten nur Online-Abonnenten.

Ich brauche also eine digitale Mitgliedschaft, um eindeutig nichtdigitale Hardware zu bekommen?!

Die ganz nebenbei mit knapp 60 Euro nicht gerade günstig ist, zumal auch noch vier Euro Versandkosten dazu kommen?

Wem ist denn sowas eingefallen?

Das sieht für mich so aus, also hätte man auch bei Nintendo gemerkt, dass das Service-Paket selbst für schlanke 20 Euro noch zu dünn ist.

Und dann musste eben noch irgendein Goodie wie die NES-Controller her, an denen man aber natürlich trotzdem was verdienen will.

Da sind exklusive Demos wie die zu Dark Souls schon sinnvoller. Auch wenn man damit natürlich den Sinn einer Demo (möglichst viele potenzielle Käufer überzeugen) ad absurdum führt und vielleicht sogar Normal-User verärgert.

Nintendo Switch Online - Video: Details aus dem Kleingedruckten, die ihr kennen solltet Video starten 9:17 Nintendo Switch Online - Video: Details aus dem Kleingedruckten, die ihr kennen solltet

Der Nintendo-Zauber fehlt

Ihr merkt, ich bin mit Nintendos Angebot in seinem derzeitigen Zustand nicht glücklich.

Auch wenn der Service grundsätzlich funktioniert, fehlt mir einfach der gewisse Nintendo-Pfiff. Die Liebe zum Detail, das überraschende Extra, das Nintendo sonst so oft von den Angeboten der Konkurrenz abhebt.

Denn trotz all seiner Fehler und Unzulänglichkeiten, innovativ war das Miiverse auf der Wii U allemal!

Für den Anfang würde mir ja schon eine Art Achievement-System reichen, wie es nahezu jede andere Spieleplattform der Welt bietet, nur eben mit einem Nintendo-Twist.

Auch wenn nicht jeder Spieler Erfolge und Trophies mag, so schaffen sie doch Vergleichbarkeit - und ja, einen gewissen Gemeinschaftssinn. Oder meinetwegen auch bloß eine aktualisierte Chat-Funktion.

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Denn mal ehrlich: Die ausgelagerte Kommunikation via Smartphone ist keine wirklich komfortable oder zeitgemäße Lösung.

Oder gleich SNES-Titel in die Bibliothek aufnehmen, die noch nicht ganz so antik wirken wie ihre NES-Geschwister.

Ich bereue die 20 Euro für die Jahresmitgliedschaft nicht, da habe ich schon deutlich mehr Kohle für deutlich sinnlosere Dinge rausgeschmissen.

Aber ich hoffe doch stark, dass das momentane Angebot von Nintendos Online-Service nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

Eine erfolgreiche Plattform wie die Switch wäre für die Japaner die ideale, solide Basis, um das alte Vorurteil "Nintendo kann kein Internet" endlich zu widerlegen. Das muss jetzt auch passieren.

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