Call of Duty: Black Ops 7 erscheint gerade mal ein knappes Jahr nach Black Ops 6. Und das sorgte bei der Ankündigung zumindest bei mir für ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Denn dass ein derart geringer zeitlicher Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Serienteilen ordentlich in die Hose gehen kann, bewies erst vor zwei Jahren Modern Warfare 3 – unter anderem mit einer schlimmen Kampagne.
Ich kann aber Entwarnung geben. Von "schlimm" ist die Kampagne von Black Ops 7 nämlich glücklicherweise ein gutes Stück entfernt. Sie wird aber mit ihren Eigenarten definitiv für Diskussionen in der CoD-Community sorgen – und ist gerade deswegen vermutlich die interessanteste CoD-Kampagne der vergangenen Jahre.
Test noch ohne Wertung: In diesem Artikel findet ihr aktuell lediglich meine Einschätzung der Kampagne von Call of Duty: Black Ops 7. Die Multiplayer- und Zombie-Modi testen wir in den nächsten Tagen unter Live-Bedingungen. Unsere finalen Eindrücke samt Wertung erscheinen vermutlich im Laufe der kommenden Woche.
Die Story von Black Ops 7: Nicht der Rede wert
Die Geschichte von Black Ops 7 spielt im Jahr 2035 und dreht sich um die Spezialeinheit Specter One, die unter ihrem Anführer und aus Black Ops 2 bekannten David Mason den Machenschaften des Tech-Konzerns "Die Gilde" auf die Schliche kommt.
Zentraler Bestandteil in deren dunklen Plänen ist ein rotes Toxin-Gas, das bei Kontakt schlimme Halluzinationen und Albträume auslöst. Und dann scheint auch noch einer der bekanntesten Bösewichte der CoD-Geschichte – Raul Menendez (ebenfalls Black Ops 2) – von den Toten wieder auferstanden zu sein.
Elemente für eine spannende Story sind zwar durchaus da, Black Ops 7 macht aber insgesamt zu wenig daraus. Große Überraschungen oder gar Wendungen gibt es nicht, vielmehr plätschert der oft ziemlich quatschige Plot um Größenwahnsinn und Biowaffen einem in der zweiten Hälfte ziemlich offensichtlichen Ende entgegen – das dann auch so eintritt.
Ganz nett ist immerhin, dass im Laufe der Kampagne einige bekannte Figuren (Frank Woods) und sogar Level (Vorkuta) aus der Black Ops-Historie auftauchen. Falls ihr die alten Teile gespielt habt, könnt ihr viele Dinge besser einordnen – grundsätzliche Vorkenntnisse braucht ihr aber nicht. Außerdem wirken die gerenderten Zwischensequenzen sehr hochwertig und sind deshalb schön anzuschauen – auch wenn sie etwas ruckelig laufen.
13:06
Die Black Ops 7-Kampagne ist ... anders
Die Missionen: Gift als Überraschungsfaktor
Auf eine recht generische Story war ich persönlich vorbereitet, Missionsstruktur und Gameplay von Black Ops 7 haben mich dagegen ziemlich überraschend in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt. Die Missionsqualität schwankt nämlich recht stark.
Knapp die Hälfte der 11 Einsätze sind recht klassische, mal mehr, mal weniger offene CoD-Levelschläuche, in denen es dank der oben erwähnten Toxin-Wirkungen einige wirklich coole übernatürliche Twists und Überraschungen gibt. Da fallen unter anderem mal gigantische Macheten vom Himmel, Autobahnen in Los Angeles drehen sich spiralförmig oder Masons Trupp wird von Zombies und Riesenspinnen angegriffen.
Es gibt sogar angenehm viele Bosskämpfe, unter anderem gegen eine riesige, aggressive Pflanze (!). Dadurch, dass hier auch diverse Gadgets (Enterhaken, Kinetik-Sprung etc.) sinnvoll eingesetzt werden, haben mir diese Missionen fast ausnahmslos gut gefallen.
Die Rückkehr der Open Combat Missions – in etwas besser
Die andere Hälfte der Missionen hat mir dagegen nicht so gut gefallen. Bei denen setzt mich das Spiel nämlich auf der neuen Warzone-Karte Avalon aus, auf der ich dann diverse Missionsaufträge erledigen und zwischendurch Horden von Gilde-Feinden ins Nirwana ballern muss.
Das hat bei mir direkt Erinnerungen an die lahmen Open Combat-Missionen aus Modern Warfare 3 geweckt. Allerdings fallen die Avalon-Einsätze nicht ganz so mies aus. Die Spannungskurve ist hier nämlich etwas höher – beispielsweise durch die Begegnung mit einer gegnerischen Scharfschützin – und auch die Map selbst wirkt mit ihrem südländischen Look und Ambiente wesentlich ansehnlicher als das Grau-in-Grau von MW3.
Inszenatorische Höhepunkte oder spektakuläre CoD-Momente fehlen aber nahezu komplett. Hier merkt man deutlich, dass die Teams von Treyarch und Raven für das Spiel deutlich weniger Zeit hatten als für Black Ops 6, dessen Kampagne ich für eine der stärksten der gesamten Seriengeschichte halte.
Anderes Kampfgefühl, alte Stärken
Spielerisch müssen sich gerade CoD-Traditionalist*innen – und dazu zähle ich mich auch – etwas umstellen. Zwar ist auch Black Ops 7 immer noch ein sehr geradliniger Ego-Shooter, fühlt sich aufgrund diverser Anpassungen aber mehr nach einem RPG-Shooter wie dem ersten Destiny an. Gilden-Trupps und gegnerische Wachroboter haben Energieleisten über ihren Köpfen und viele Gegner können deutlich mehr als ein paar Treffer einstecken, bevor sie ins Gras beißen.
Dadurch fühlen sich die Kämpfe merkbar anders an als beispielsweise in Black Ops 6, weniger unterhaltsam sind aber nicht, da auch Black Ops 7 wieder einen der größten CoD-Trümpfe ausspielt: das herausragende Gunplay. Alle Waffen (darunter SMGs, Sturmgewehre, Sniper etc.) fühlen sich klasse an und es macht einfach Laune, die Feinde mit gezielten Schüssen zu erledigen.
Sehr angenehm zudem: Durch den Einsatz von Waffen levelt ihr jetzt auch in der Kampagne deren Stufe auf und schaltet dadurch Aufsätze und weitere Extras frei, die ihr später auch im Multiplayer nutzen könnt – sogar der Spielerrang lässt sich durch das Zocken der Kampagne erhöhen.
Technischer Eindruck: Ich habe Black Ops 7 bislang auf der Xbox Series X gespielt. Die Grafikqualität schwankt etwas. Manche Einsatzorte wie der Dschungel-Abschnitt sehen hervorragend aus, andere dagegen wirken deutlich trister. Die Framerate blieb die meiste Zeit bei stabilen 60 fps, es gab aber auch Abschnitte, in denen die Bildrate spürbar einbrach. An zwei Stellen fielen mir zudem Bugs auf: Zweimal ließen sich Videosequenzen nicht überspringen und nach dem Ende der Kampagne hing ich im Ladebildschirm fest – erst ein Neustart des Spiels konnte das beheben.
Für den coolen Koop-Modus musste etwas anderes weichen
Black Ops 7 ist die erste CoD-Kampagne seit Black Ops 3 (2015), die ihr wahlweise auch mit bis zu vier Personen im Koop spielen könnt und beim Test hatte ich das Gefühl, dass sie auch genau so gespielt werden sollte. Alleine habe ich jedenfalls an einigen Stellen etwas gehangen und gerade die Bosskämpfe können sich extrem in die Länge ziehen, wenn nicht gleich mehrere Personen auf die Viecher ballern können.
Im Koop – den ich mit drei Personen ausprobiert habe – waren diese Stellen deutlich schneller erledigt. Überhaupt entwickelt BO7 im Koop einen sehr angenehmen Flow, auch weil manche Fähigkeiten wie ein Gesundheitsbuff für alle dort deutlich mehr Sinn ergeben als alleine.
Und wenn ihr jetzt sagt: Stell doch solo den Schwierigkeitsgrad herunter! Dann sage ich: Geht nicht! Denn in der Kampagne von Black Ops 7 gibt es keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade mehr – wegen des Koop-Modus.
Das Spiel skaliert aber auch nicht großartig. Wenn ihr alleine spielt, tauchen beispielsweise genauso viele Feinde auf, wie wenn ihr zu viert in die Schlacht zieht. Das hat sich für mich beim Test nicht wirklich austariert angefühlt – auch das dürfte ein Grund sein, warum die Black Ops 7-Kampagne bei manchem Serien-Fan anecken wird.
Endgame fürs Endgame
Höhere Schwierigkeitsgrade fallen also für die Langzeitmotivation weg, als Ersatz haben Treyarch und Raven das "Endgame" auserkoren. Nach der Kampagne könnt ihr in diesem PvE-Modus nämlich alleine oder im Koop auf die Avalon-Karte zurückkehren und dort dann unter anderem kleine Eskorte-, Attentats- oder Boten-Missionen erledigen, Waffen und Loot einsacken und euch dann an Exfiltrationspunkten ausfliegen lassen.
Für bestimmte Gebiete benötigt ihr einen höheren Kampfwert, der sich durch erledigte Missionen und Abschüsse steigern lässt. Das erinnert vom Spielgefühl sehr stark an den DMZ-Modus aus Modern Warfare 2 und machte bei meinen ersten Probepartien schon durchaus Laune.
Ich sehe jedenfalls durchaus Chancen, dass das Endgame als "Nach-Feierabend-ne-lockere Runde-mit-Freund*innen"-Modus auch auf längere Sicht Spaß machen kann. Die Zeit wird es zeigen.
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